Junge Wickeder präsentierten Politikern ihre Probleme

21. September 2016

WICKEDE (RUHR). Junge Menschen sind häufig auf der Suche nach ihrem Platz im Leben und in der Gesellschaft. – Einige Heranwachsende in Wickede haben ein weiteres Problem: Sie sind auf der Suche nach einem Platz in der Gemeinde. Einem öffentlichen Treffpunkt, wo sie sich unterhalten oder einfach mal „chillen“ (entspannen) können. Dabei wollen sie auch mal zu fortgeschrittener Abendstunde „laut lachen“ dürfen und möchten – nach eigenem Bekunden – trotzdem keine anderen Mitbürger in ihrer Nachtruhe stören.

Dies ist jedoch schwierig. Denn egal ob am Bahnhof oder auf dem Marktplatz – überall gibt es Anlieger, die wenig Verständnis für lärmende Jugendliche und junge Erwachsene zeigen.

Sind Security-Mitarbeiter übers Ziel hinaus geschossen?

Mitarbeiter eines privaten Sicherheitsdienstes sorgen deshalb im Auftrage der Gemeinde Wickede (Ruhr) für Ruhe und Ordnung. Ob die Security-Leute dabei eventuell ab und an auch übers Ziel hinausschießen, hält Fachbereichsleiter Jürgen Schlautmann zumindest für „fragwürdig“. – Er wird mit den privaten Vertragspartnern jetzt wohl mal ein klärendes Gespräch führen müssen, ob die Vorwürfe von einigen jungen Erwachsenen aus Wickede stimmen, die dem beauftragten Sicherheitsdienst vorwarfen, dass er sie scheinbar immer wieder ungerechtfertigt und auch unbefugt von allen möglichen Plätzen in der Ortsmitte vertreibe und ihnen als Alternative zum Aufenthalt in den Abendstunden nur den ALDI-Parkplatz empfohlen habe.

Sprecher von Wickeder Jugend-Cliquen machten einen guten Eindruck

In einem Vortrag vor dem „Ausschuss für Generationen, Sport, Kultur und Integration“ des politischen Rates der Gemeinde Wickede (Ruhr) am heutigen Mittwochabend (21. September 2016) im Seminarraum des Bürgerhauses machten mehrere Sprecher von Wickeder Jugend-Cliquen jedenfalls einen ganz seriösen und glaubwürdigen Eindruck. Sie fühlten sich jedenfalls bislang von der Kommune unverstanden und von allen ihren bevorzugten Aufenthaltsplätzen regelmäßig vertrieben. Dabei gingen von ihnen weder Sachbeschädigungen noch Gewalt aus, so Saskia Theimann (21), die sich selbst ehrenamtlich in der offenen kirchlichen Jugendarbeit engagiert.

Dass der Wickeder Marktplatz nicht der optimale abendliche Treffpunkt für junge Leute sei, sei ihnen schon bewusst, meinte Erem Ilhan (22), da es dort Anlieger gäbe, die in ihrer Nachtruhe nicht gestört werden dürfen. Aber irgendwo müsse man sich ja mal in lockerer Runde treffen dürfen.

Skaterbahn am Freibad ist nur noch "trostlos"

Und selbst bei der abgelegenen Skaterbahn am Freibad seien junge Erwachsene unerwünscht, wenngleich man dort fernab jeglicher Wohnbebauung doch eigentlich niemanden störe. Nachdem dort offenbar absichtlich Sitzbank und Abfalleimer entfernt worden seien, sei der Platz mit seinen zwei Betonrampen inzwischen nur noch „trostlos“, so Igor Butsch (18) wörtlich. Zudem wurde von den jungen Erwachsenen bemängelt, dass der Aufenthalt auf der Skaterbahn offiziell nur Jugendlichen bis zum 16. Lebensjahr erlaubt sei.

Vielleicht könne man die Skaterbahn doch auch für ältere Interessierte öffnen und dort wieder Bänke und Mülleimer aufstellen. Außerdem wäre die Errichtung einiger Trimmgeräte an der Stelle eine Bereicherung, um den Ort als Treffpunkt für Jugendliche attraktiver zu gestalten.

Um Konflikte mit den Anglern und anderen Besuchern des ASV-Heims neben der Skateanlage bereits im Vorfeld zu begegnen, schlugen die Sprecher der verschiedenen Wickeder Jugend-Cliquen vor, rechtzeitig ins Gespräch mit den Vertretern des Angelsportvereins zu treten. – Denn: „Wir wissen nicht, wie die denken. Und die wissen nicht, wie wir denken!“ erklärte Saskia Theimann.

Mädchen wünschen sich mehr Licht an mancher dunklen Ecke in der Ortsmitte

Insbesondere die Mädchen Saskia Theimann (20) und Michelle Will (19) wünschten sich von Gemeindeverwaltung und Kommunalpolitikern zudem mehr Licht an mancher dunklen Ecke in der Ortsmitte sowie an Spazierwegen wie der Ruhrpromenade. Denn weibliche Jugendliche trauten sich im Dunkeln alleine oder zu zweit kaum in nicht ausgeleuchtete Bereiche und hätten Angst.

Bau eines Unterstandes mit Sitzgelegenheiten an der Ruhrpromenade

In der Nähe des beliebten Freiluft-Treffpunktes am Zugang zum Fuß- und Radweg entlang des Ruhrufers (in Höhe der Weißen Villa) würden die Heranwachsenden zusammen mit Streetworker Frank Hake aus der offenen Jugendarbeit der Gemeinde einen „Unterstand“ errichten.

Sponsoren und Kooperationspartner aus der heimischen Wirtschaft habe man für das Projekt bereits kontaktiert, hieß es. – Zudem soll es für das seit 2013 in Planung befindliche Domizil laut Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) auch noch finanzielle Fördermittel vom Kreis Soest geben.

Ein solcher Bau könne nicht nur den Wickeder Jugendlichen sondern auch Touristen des Ruhrtal-Radweges als Regenschutz dienen, hieß es in der Ausschusssitzung.

Zu den anfallenden Kosten vermochte Streetworker Frank Hake noch nichts zu sagen.

Vorgespräche mit Kommune und der Bezirksregierung Arnsberg bezüglich der notwendigen Genehmigungen für den Unterstand in dem Naturschutzgebiet hätte es aber bereits gegeben.

Verweis auf die Jugendarbeit von Kirchen und Vereinen

Wenngleich Ausschussvorsitzender Hans Regenhardt (CDU) auch auf Jugendtreffpunkte der örtlichen Kirchengemeinden und Vereine verwies, zeigten sich die Anwesenden doch offensichtlich von der Präsentation der jungen Leute recht angetan.

Eine Streetsoccer-Anlage als ideales Freizeitangebot

Als ideales Freizeitangebot wünschten sich die jungen Erwachsenen übrigens noch eine Streetsoccer-Anlage mit einem kleinen Spielfeld sowie Sitzmöglichkeiten und Beleuchtung. Ein Gummiboden soll dabei dafür sorgen, dass man nicht gleich nach einem Spiel total schmutzig ist wie eventuell auf einem Asche- oder Grasplatz.

Christdemokrat Regenhardt gefiel die Idee offenbar. Er regte eine mögliche Kombination mit Basketballkörben an.

ANDREAS DUNKER für "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE"

ANZEIGE
ANZEIGE
Streetworker Frank Hake (links) zusammen mit den jungen Wickedern: Igor Butsch (18), Daniel Rust (19), Michelle Will (19), Erem Ilhan (22) und Saskia Theimann (21). FOTO: ANDREAS DUNKER
Streetworker Frank Hake (links) zusammen mit den jungen Wickedern: Igor Butsch (18), Daniel Rust (19), Michelle Will (19), Erem Ilhan (22) und Saskia Theimann (21). FOTO: ANDREAS DUNKER