„Ich habe vorher immer nur Schlechtes über Juden gehört. Das denke ich jetzt nicht mehr.“

8. Mai 2018

WICKEDE (RUHR) / DORTMUND. „Ich habe vorher immer nur Schlechtes über Juden gehört. Das denke ich jetzt nicht mehr.“ – Diese Äußerung eines Schülers der Sekundarschule Wickede (Ruhr) im Anschluss an einen Besuch Synagoge der Jüdischen Kultusgemeinde Groß-Dortmund stimmt nachdenklich. Und angesichts der deutschen Geschichte wirft dieser Satz auch die Frage auf: Was ist da in der Sozialisation dieses Kindes und vermutlich auch seiner Eltern total schief gelaufen?

Bereits bei ihrer Ankunft in dem jüdischen Gemeindezentrum in Dortmund hätten die Schüler der neunten Klassen der Wickeder Sekundarschule erfahren müssen, das die rund 100.000 Menschen jüdischen Glaubens in der Bundesrepublik mehr als 70 Jahre nach Beendigung der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft (1933-1945) immer noch nicht völlig unbeschwert und sicher in Deutschland leben können, hieß es in einem Resümee zu der Exkursion.

Denn wie die jüdische Religionslehrerin Rosa Rappoport den Wickeder Schülern erklärte, müssten Juden in der heutigen Zeit immer noch mit Anfeindungen aus dem rechtsradikalen Spektrum in Deutschland rechnen. Hinzu kämen inzwischen außerdem Antipathie und gewaltsame Übergriffe durch radikal-fundamentalistische Moslems, die hier lebten.

Deshalb sei die Polizei zum Schutz des jüdischen Gemeindezentrums in Dortmund präsent und alle Besucher der religiösen Einrichtung müssten vor dem Betreten eine Sicherheitsschleuse passieren, hieß es.

Verständigung und Toleranz gegenüber anderen  Religionen und Weltanschauungen

„Der Besuch in der Synagoge steht unter dem Zeichen der Verständigung und der Toleranz. Zu sehen, zu erleben und zu wissen, wie ein jüdisches Gotteshaus und wie das religiöse Leben aussieht, ist uns deswegen besonders wichtig“, betonte Religionslehrer Christoph Gössling von der Sekundarschule Wickede (Ruhr).

Sich im Schulunterricht mit verschiedenen Religionen und Weltanschauungen zu beschäftigen, sei eine wichtige Aufgabe, so auch Schulleiter Peter Zarnitz. „Es kommt doch darauf an, den Anderen in seinem Anderssein zu verstehen.“

Auch im Vorjahr hatten Schüler des neunten Jahrgangs der Sekundarschule Wickede (Ruhr) übrigens das jüdische Gotteshaus im Ruhrgebiet besucht und diskutiert, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede es zwischen Judentum, Christentum und Islam gibt (wir berichteten).

ANDREAS DUNKER für "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE"

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