Gottesdienst, Gräber und Gedenkfeier der Gemeinde

14. Mai 2018

WICKEDE (RUHR) / MÖHNESEE. „Hier ruhen 26 Opfer der Möhnekatastrophe † 17. Mai 1943“ steht in eingemeißelten Lettern auf dem verwitterten Gedenkstein des katholischen Friedhofes in Wickede. – Am vergangenen Sonntag (13. Mai 2018) erinnerte die katholischen Kirchengemeinde mit einem Gedenkgottesdienst und dem Besuch des Grabes neben der Gerkenstraße an die örtlichen „Wassertoten“, die teilweise in dem Massengrab bestattet sind.

Die Kriegsopfer verloren ihr Leben in der mörderischen Flutwelle, die nach der Bombardierung und teilweisen Zerstörung der Mauer der Möhnetalsperre in der Nacht vom 16. auf den 17. Mai 1943 von Günne im Möhnetal bis nach Essen-Steele im Ruhrtal rauschte.

In der „Chronik des 20. Jahrhunderts – 100 Jahre ·Wickede (Ruhr) ·1900 – 2000“ heißt es dazu:

„In der Nacht vom 16. auf den 17. Mai 1943 bombardieren britische Flieger die Möhnetalsperre. Um 0.15 Uhr birst die Mauer und eine mehrere Meter hohe Wasserwelle wälzt sich durch das Möhne- und Ruhrtal. Sie nimmt alles mit, was sich ihr in den Weg stellt. Das Wickeder Unterdorf wird überflutet und großteils zerstört. Das Wasser steigt bis etwa in Höhe der Einmündung der Kirchstraße in die Hauptstraße an. In einigen Häusern steht das Wasser bis in den zweiten Stock.

Das wütende Wasser überspült in Echthausen an vielen Stellen die Kreisstraße, Eisenbahnschienen werden teilweise in die Böschung geworfen und die Eisenbahnbrücke wird zerstört.

Tagelang werden die mitgeschwemmten Todesopfer im Tal geborgen. Allein auf Echthausener Gebiet zählt man 96 Leichen. Es sind fast ausschließlich russische Arbeiter und Arbeiterinnen, die in Neheim in einer Baracke untergebracht waren.

Auch aus der Gemeinde Echthausen werden zwei Todesopfer beklagt: die Witwe Maria Randelhoff, Weststraße 2, die zu Besuch bei ihrer Tochter in Neheim weilt, und Hildegard Vogt, Mittelstraße 27, die in Wickede in einem Haushalt tätig ist.

Unzureichend alarmiert, ertrinken in Wickede 117 Menschen. 76 Wohnungen sind vernichtet, 110 beschädigt. 900 Wickeder sind obdachlos, die im Tal liegenden Produktionsstätten außer Betrieb gesetzt. (…)“

Der Heimathistoriker und Dokumentarfilmer Helmut Euler, der unter anderem die Bücher „Als Deutschlands Dämme brachen“ und „Wasserkrieg“ verfasst hat, erklärte am heutigen Montag (14. Mai 2018) im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“, dass in Wickede 116 Personen von der Flutwelle in den Tod gerissen worden seien und eine weitere in Wickede wohnende Person in einem Nachbarort umgekommen sei.

Außerdem habe sich ein Soldat während seines Heimaturlaubs nach der Möhnekatastrophe auf dem Friedhof am Grab seiner Verwandten erschossen, da seine komplette Familie durch die Möhnekatastrophe ausgelöscht worden sei, so Euler.

Am kommenden Donnerstag, 17. Mai 2018, um 19 Uhr lädt die Gemeinde Wickede (Ruhr) alle Bürger zu einer Gedenkfeier für die Opfer der Möhneflut 1943 sowie alle anderen Opfer von Krieg und Gewalt ein. Treffpunkt mit den Fahnenabordnungen aus der Kommune ist an der Gaststätte Erlenhof. Von dort führt der Trauermarsch auf dem Fußweg zwischen Hauptstraße und Ruhr zum Mahnmal für die Wassertoten – gegenüber der Einmündung Ringstraße.

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“


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Vikar Alexander Plümpe und Pfarrer Thomas Metten sowie Meßdiener am Massengrab für die Opfer der Möhnekatastrophe auf dem katholischen Friedhof in Wickede. Im Hintergrund: Bürgermeister Dr. Martin Michalzik und weitere Katholiken. FOTO: ANDREAS DUNKER
Vikar Alexander Plümpe und Pfarrer Thomas Metten sowie Meßdiener am Massengrab für die Opfer der Möhnekatastrophe auf dem katholischen Friedhof in Wickede. Im Hintergrund: Bürgermeister Dr. Martin Michalzik und weitere Katholiken. FOTO: ANDREAS DUNKER

Historische Fotos von der Möhnekatastrophe im Möhne- und Ruhrtal

WIR DANKEN DEN NACHSTEHENDEN INSTITUTIONEN UND PERSONEN FÜR DIE BEREITSTELLUNG DER ARCHIVFOTOS: BUNDESARCHIV, GELSENWASSER AG, GEMEINDE MÖHNESEE, KREISARCHIV SOEST, RUHRTALVERBAND, STADT FRÖNDENBERG, HELMUT EULER und KARL-HEINZ WILMES