Niemand informierte den Ehemann vom schweren Unfall seiner Frau

2. September 2018

WICKEDE (RUHR) / WERL / SOEST. „Ich möchte nicht, dass sich eine solche Panne noch einmal wiederholt“, erklärte der 65-jährige Wiehagener am heutigen Sonntag (2. September 2018) im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“. Deshalb will der pensionierte Krankenpfleger den tragischen Vorfall nach dem schweren Straßenverkehrsunfall seiner 61-jährigen Ehefrau am Freitag auf dem Schlückinger Weg in Werl jetzt auch öffentlich machen. – Währenddessen liegt seine Gattin noch immer schwerstverletzt auf der Intensivstation des Soester Stadtkrankenhauses. Am morgigen Montag soll sie operiert werden. Denn durch den Aufprall ihres Autos vor einen Baum hat sie multiple Knochenbrüche und andere Verletzungen erlitten. Die Schmerzen erträgt sie nur durch starke Beruhigungsmittel.

Was war geschehen? Wie üblich fuhr die 61-jährige Frau am Freitagmittag (31. August 2018) gegen 13 Uhr zum wöchentlichen Einkauf in die Nachbarstadt Werl. Ihr 65-jähriger Ehemann blieb unterdessen in der gemeinsamen Wohnung in Wiehagen. Nachdem er gegen 15 Uhr zufällig via Internet von dem Unfall „einer 61-jährigen Frau aus Wickede“ erfahren hatte, wurde er unruhig. Denn der Unfallort lag genau auf der Strecke, die auch seine Gattin immer zum Einkaufen nach Werl fährt. Da auch Lebensalter und Herkunftsort der Verunglückten mit den Daten seiner Ehefrau übereinstimmten und diese per Mobilfunk nicht erreichbar war, machte sich der 65-jährige Wiehagener unruhig auf den Weg zum „Werler Krankenhaus“. Denn in der Polizei-Meldung hieß es, dass der Rettungsdienst des Kreises Soest die „verletzte Frau“ dorthin verbracht hätte.

Unfallstelle am Schlückinger Weg bereits geräumt

Die Unfallstelle war zu diesem Zeitpunkt bereits geräumt und das havarierte Fahrzeug geborgen und abtransportiert, so dass der 65-Jährige auf der Fahrt von Wiehagen über Schlückingen und Büderich nach Werl nicht erkennen konnte, ob es sich bei dem verunglückten Pkw wirklich um das Fahrzeug seiner Frau handelte, wenngleich er an der Unfallstelle vorbeifuhr.

Werler Krankenhaus verweist Angehörigen an die Polizei

An der Pforte des Mariannen-Hospitals fragte er, ob seine Ehefrau als Unfallopfer in das Krankenhaus eingeliefert worden sei. Dort verneinte man dies jedoch und verwies ihn angeblich etwas barsch an die Polizei.

Nachdem er um 15.25 Uhr den Polizei-Notruf 110 kontaktiert hatte, erfuhr der Wiehagener Rentner schließlich, dass es sich bei dem Unfallopfer wirklich um seine Ehefrau handelte. Diese sei aber nur leicht verletzt und er solle sich keine Sorgen machen, so die Beamten.

Falsches Krankenhaus in Polizei-Meldung angegeben

Statt in das „Werler Krankenhaus“ – wie es in der offiziellen Polizei-Meldung im Internet hieß – sei die Verunglückte allerdings vom Rettungsdienst in ein Krankenhaus nach Soest verbracht worden. In welches der beiden dortigen Krankenhäuser seine Ehefrau eingeliefert worden war, konnten ihm die Polizeibeamten am Telefon angeblich nicht sagen.

Ehemann forscht weiter nach Verbleib seiner verletzten Gattin

Der 65-jährige Wiehagener machte sich daraufhin umgehend auf den Weg in die Kreisstadt und steuerte dort direkt das „Klinikum Stadt Soest“ an, um nach seiner verletzten Frau zu forschen.

Dort hatte man die Patientin erst in die Notaufnahme und dann auf die Intensivstation gebracht.

Wie der behandelnde Arzt gegenüber dem Ehemann erklärte, sei seine Gattin leider „schwerstverletzt“. Zwei Wirbel des Rückrates und mehrere Rippen seien gebrochen. Zudem sei die Lunge verletzt worden. Und sie habe bei dem Alleinunfall mehrere Schnittwunden erlitten.

Keiner informierte den betroffenen Ehemann über den Unfall seiner Frau

Bis dato hatten weder Polizei noch Rettungsdienst oder Krankenhaus den 65-jährigen Wiehagener über den schweren Unfall seiner Ehefrau informiert. – Auch auf seinem Festnetzanschluss in der Wohnung habe er im Nachhinein keinen diesbezüglichen Anruf registriert, so der schockierte Krankenpfleger im Ruhestand.

Und dies, obwohl seine Frau gegenüber den Rettungskräften angeblich geäußert habe, wen man informieren möge.

Außerdem sei das Auto, welches seine Frau gesteuert habe, auf ihn zugelassen, berichtete der 65-Jährige im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“.

„Es ärgert mich unheimlich, dass mich niemand angerufen und informiert hat!“

„Es ärgert mich unheimlich, dass mich niemand – weder von der Polizei noch vom Rettungsdienst – angerufen und informiert hat!“ sagt der Wiehagener. „Und dies, obwohl ich die ganze Zeit zuhause telefonisch oder persönlich erreichbar war.“

Ebenso hat er sich über die schroffe Behandlung an der Rezeption des Werler Mariannen-Hospitals geärgert. „Dort wurde mir nur gesagt, dass die Polizei die Angehörigen bei einem Unfall schon informiert.“

Und erst nach harnäckigem Nachfragen hätten die Polizeibeamten des Notrufes den Fall wohl schließlich noch „in der Ablage“ gefunden und ihm mitgeteilt, dass seine Frau nach Soest verbracht worden sei. In welches der beiden dortigen Krankenhäuser hätte man ihm hingegen nicht gesagt. Außerdem hätte man ihn auch nicht über den sehr schlechten Gesundheitszustand seiner Gattin informiert.

„Ich saß zuhause und obwohl mich meine verletzte Ehefrau im Krankenhaus gebraucht hätte …“

Rückblickend kritisiert der Wiehagener deshalb: „Ich saß zuhause und obwohl mich meine verletzte Ehefrau im Krankenhaus gebraucht hätte, haben mich weder Polizei noch Rettungsdienst zeitnah von dem schrecklichen Unfall informiert. Ich bin zutiefst enttäuscht von diesen Leuten!“

Damit es nicht bei einem weiteren Fall zu einer solchen Kommunikationspanne komme, mache er den Fall öffentlich.

Dank des Wiehageners an die Ersthelfer vor Ort

Dank sagt der 65-jährige Mann aus Wiehagen übrigens auf diesem Wege den engagierten Ersthelfern, die direkt an der Unfallstelle wohnen und sich nach dem Unfall direkt vorbildlich um seine im havarierten Auto eingeklemmte Ehefrau gekümmert hätten.

Stellungnahme der Kreispolizeibehörde Soest steht aus

Eine Stellungnahme der Kreispolizeibehörde Soest zu dem Vorfall war am heutigen Sonntag (2. September 2018) leider nicht zu bekommen. Die Leitstelle verwies an die Pressestelle, die am Wochenende nicht besetzt ist.

Rettungsleitstelle ist angeblich für Information von Angehörigen nicht zuständig

Ein Sprecher der Rettungsleitstelle des Kreises Soest erklärte auf Anfrage von „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“, dass die Information der Angehörigen bei Straßenverkehrsunfällen zu den Aufgaben der Polizei gehöre.

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

ANZEIGE
ANZEIGE
Das havarierte Auto mit der eingeklemmten und schwerstverletzten 61-jährigen Frau aus Wiehagen am Schlückinger Weg in Werl-Büderich FOTO: FEUERWEHR WERL
Das havarierte Auto mit der eingeklemmten und schwerstverletzten 61-jährigen Frau aus Wiehagen am Schlückinger Weg in Werl-Büderich FOTO: FEUERWEHR WERL