Millionen-Investition: Hochwasserschutz und weitere Renaturierung der Ruhr bis 2020

10. September 2018

WICKEDE / FRÖNDENBERG. Ortsbildprägende Erdbaumaßnahmen und Neugestaltungen der Ruhrpromenade kündigen sich an. Denn im Rahmen der weiteren Renaturierung des Flusses und seiner Aue soll es bis zum Jahresende 2020 erhebliche topografische Veränderungen im Ruhrtal in Wickede geben. Dies teilte Ulrich Detering als Dezernent für Wasserwirtschaft bei der Bezirksregierung Arnsberg in Lippstadt am heutigen Dienstag (10. September 2018) im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ mit. – Gelöst werden soll in diesem Zuge auch das Problem des Hochwasserschutzes am Ruhrufer, welches die Bezirksregierung Arnsberg angemahnt hat. Dafür zuständig ist die Gemeinde Wickede (Ruhr).

Statt einer zwischenzeitlich angedachten Deichanlage im Bereich des alten Sportplatzes an der Ruhrbrücke, wollen Land und Kommune dort den Boden nun ganz neu modellieren. Denn ein Deich hätte auch kostspielige regelmäßige Deichschauen erfordert. Außerdem ist dieser Hochwasserschutz nur so stark wie seine schwächste Stelle und Beispiele von anderen Deichen zeigen, dass es bei extremem Hochwasser immer wieder zu Durchbrüchen kommen kann.

Topografie soll möglichst flächig erhöht werden

Deshalb solle die Topografie vom Ruhrtalrad-Weg in nördliche Richtung möglichst flächig erhöht werden, meinen Wasserbau-Ingenieur Ulrich Detering von der Bezirksregierung und Fachbereichsleiter Markus Kleindopp von der Gemeindeverwaltung Wickede (Ruhr). Wo dies auf Grund einer bereits bestehenden Bebauung nicht möglich sei, wolle man Ufermauern errichten, die den Fluss bei einem möglichen Jahrhundert-Hochwasser bändigen und das Wasser vom dahinter liegenden Siedlungsgebiet zurückhalten solle.

Fachausschuss-Sitzung des Rates am kommenden Dienstag

In der bevorstehenden Fachausschuss-Sitzung des politischen Rates der Gemeinde Wickede (Ruhr) am kommenden Dienstag, 18. September 2018, soll ein Ingenieur-Büro für Wasserwirtschaft und Gewässerökologie aus Warstein-Allagen den Kommunalpolitikern diese und weitere Varianten für den Hochwasserschutz in der Ruhrgemeinde aufzeigen. Denn dieser ist Aufgabe der Kommune und in Zeiten des Klimawandels wichtig.

Die Anhebung der Höhenlinie im Uferbereich hält Detering aber für besonders sinnvoll, da sie einen langfristigen und sicheren Schutz vor Hochwasser böten und keine Folgekosten verursachten.

Parallele Baumaßnahmen für Hochwasserschutz und Renaturierung

Der Hochwasserschutz solle parallel mit der weiteren Renaturierung der Ruhr vollzogen werden, berichtete Detering gegenüber „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“. Dieser zweite Bauabschnitt reiche vom alten Trommelwehr bis über die Gemeindegrenze einige hundert Meter auf das Gebiet der Nachbarstadt Fröndenberg.

Das bei der Baumaßnahme für die Renaturierung ausgehobene Erdreich könnte sicherlich teilweise direkt wieder für den Hochwasserschutz vor Ort verbaut werden. Dies spare Transportwege und Kosten, so der Vertreter der Bezirksregierung Arnsberg.

Bürgermeister will Flusstal touristisch und als Naherholungsgebiet aufwerten

Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) ist zudem nicht nur an dem kommunalen Hochwasserschutz und einer ökologischen Renaturierung der Ruhr interessiert. Er will das Flusstal auch touristisch und als Naherholungsgebiet aufwerten. So sollen die Ufermauern beispielsweise auch mit Sitzecken für Spaziergänger und Fahrradfahrer versehen werden. Dadurch soll es eine Attraktivitätssteigerung des Flusstales für Bürger und Besucher geben.

Zudem würde sich das Rathaus eine weitere Entwicklung rund um das alte Trommelwehr wünschen. Überlegenswert ist dabei beispielsweise, wie das alte Gebäude der ehemaligen Sandwäsche der Wasserwerke Soest auf Dauer sinnvoll genutzt werden könnte.

Strand-Bereich mit einem Flachufer unterhalb des Trommelwehres

Bisherige Gedankenspiele zum Bau eines Strand-Bereiches mit einem Flachufer unterhalb des Trommelwehres habe man erst einmal zurückstellen müssen, betonte Detering. Der Grund seien gescheiterte Verhandlungen mit Landwirt Karl Korte zum Erwerb seiner Ruhrwiesen durch das Land. Leider sei man sich trotz langwieriger Verhandlungen bislang finanziell bezüglich des Grunderwerbs nicht einig geworden, hieß es. Deshalb plane die Arnsberger Bezirksregierung als Landesbehörde jetzt um die südlich des Flusses gelegenen Flächen von Korte herum.

Gemeinde und Land arbeiten Hand in Hand bei Hochwasserschutz und Renaturierung

Von der Kooperation bei Hochwasserschutz und Renaturierungsmaßnahmen im Ruhrtal erhoffe man sich Synergieeffekte, betonte Detering. Der Vertreter der Bezirksregierung Arnsberg geht davon aus, dass die Planungen und politischen Willensbekundungen im Rat der Gemeinde Wickede (Ruhr) noch in diesem Jahr abgeschlossen werden können. 2019 stünden dann die Finanzierungs- und Genehmigungsverfahren an. Und nach Abschluss der jährlichen Vogelbrut könnten dann voraussichtlich im Juli 2020 die eigentlichen Baumaßnahmen im Wickeder Ruhrtal starten, die bis zum Jahresende abgeschlossen sein sollten. Dabei würden ebenso wie beim ersten Renaturierungsabschnitt zig tausend Kubikmeter Boden bewegt und die Landschaft neu gestaltet, erklärte Detering gegenüber „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“.

Die Kosten für den zweiten Renaturierungsabschnitt schätzt Wasserbau-Ingenieur Ulrich Detering übrigens auf rund eine Million Euro.

Zu den Kosten für den Hochwasserschutz für die Gemeinde Wickede (Ruhr) wollte Fachbereichsleiter Markus Kleindopp aus dem Rathaus noch keine Angaben machen. Unter anderem hoffe die Kommune dabei jedenfalls auch auf überregionale finanzielle Förderungen.

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

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Die renaturierte Ruhr oberhalb des Trommelwehres in Wickede ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Die renaturierte Ruhr oberhalb des Trommelwehres in Wickede ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Die "kanalisierte" Ruhr mit ihren befestigten Flußufern in Höhe der Brücke zwischen Wickede und Wimbern ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Die "kanalisierte" Ruhr mit ihren befestigten Flußufern in Höhe der Brücke zwischen Wickede und Wimbern ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER