Erinnerung an das Ende des Ersten Weltkrieges

28. Oktober 2018

WICKEDE (RUHR). Das Ende des Ersten Weltkrieges (1914 –1918) jährt sich 2018 zum hundertsten Mal. Das lokale Nachrichten-Portal „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ (www.wickede.ruhr) würde gerne in einem historischen Rückblick schlaglichtartig die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges für unsere heutige Gemeinde und die damals hier lebenden Menschen beleuchten. – Wer kann mit Informationen, Dokumenten und Bildern aus Familienarchiven und privaten Sammlungen dazu beitragen? Damals waren die heutigen Ortsteile Echthausen (Amt Hüsten, Kreis Arnsberg), Wickede, Wiehagen und Schlückingen (alle Amt Werl, Kreis Soest) sowie Wimbern (Amt Menden, Kreis Iserlohn) allerdings noch selbstständige Gemeinden, die zu unterschiedlichen Ämtern und Kreisen gehörten.

Dabei stellen sich folgende Fragen:

– Wie wirkte sich die deutsche Mobilmachung ab 1914 auf die Landbevölkerung in unserer Region aus?
In der „Chronik des 20. Jahrhunderts, 100 Jahre · Wickede (Ruhr) ·1900 – 2000“ heißt es dazu: „Der österreichische Thronfolger ist in Sarajevo ermordet worden. Die hiesige Bevölkerung reagiert darauf mit Kriegsbegeisterung bis zu tiefster Besorgnis und Angst. Am 31. Juli 1914 heften Soldaten des Bezirkskommandos Soest in Wickede an die Holzwand der Gaststätte Arndt neben dem gemeindlichen Bekanntmachungskasten ein großes rotes, Aufmerksamkeit erregendes Plakat mit militärischen Mitteilungen zur Kriegserwartung. Am Abend des 1. August, einem Sonntag, dann das rote Plakat: Krieg! Die Wickeder Musikkapelle spielt – nun zum letzten Mal – das Lied, das sie so oft auf dem Wege der Wickeder Wehrpflichtigen zur Musterung nach Werl gespielt hatte: ,Es zog ein Fähnrich zum Kriege‘. Stabsarzt und Hauptmann Dr. Hoberg hält vom Balkon des Hotels Lübke vor einer großen Menschenmenge eine vaterländische Rede. Landwehrsoldaten halten an der Bahnschranke Automobile an und überprüfen sie. Gestellungsbefehle werden zugestellt: erster Mobilmachungstag ist der 2. August. Der Erste Weltkrieg! Schon bald heißt es: ,Verwundet‘ oder ,Gefallen für das Vaterland‘.“

– Gab es im Gebiet der heutigen Gemeinde Wickede (Ruhr) mit den vorgenannten Dörfern zu irgendeiner Zeit zwischen 1914 und 1918 kämpferische Auseinandersetzungen oder Unruhen?
Anders als zum Ende des Zweiten Weltkrieges (1939 – 1945) verliefen die Frontlinien im Ersten Weltkrieg hunderte Kilometer entfernt von Wickede (Ruhr). Trotzdem stellt sich die Frage nach Anschlägen, Sabotageakten, Kampfhandlungen hinter der Front und so weiter.

– Gab es eine Rüstungsindustrie oder sonstige Versorgungsunternehmen in unserer näheren Heimat für die kämpfende Truppe an der Front?
Deutsche Frauen und ausländische Kriegsgefangene mussten in Deutschland die noch vorhandenen Facharbeiter in der Produktion in Rüstungsbetrieben unterstützen. Damals war Wickede allerdings noch mehr Bauerndorf als Industriegemeinde.

– Gab es auch Arbeitseinsätze von Kriegsgefangenen in der hiesigen Landwirtschaft oder in anderen Wirtschaftsbereichen?
In der benachbarten Stadt Werl soll es zeitweise ein Kriegsgefangenenlager mit rund 80 feindlichen Offizieren gegeben haben. Wurden diese auch als Zwangsarbeiter in der Hellwegstadt oder in den nahen Haardörfern eingesetzt?

– Wie war die Versorgung der Zivilbevölkerung in unserer Heimat mit Lebensmitteln oder anderen Konsumgütern? Gibt es vielleicht noch Originale von „Lebensmittelkarten“ oder Aufzeichnungen zur Rationierung der Nahrung aus dieser Zeit?
Generell wird von einer entbehrungsreichen Zeit mit Nahrungsmittel-Knappheit, Preisanstiegen für Lebensmittel und Hungersnöten berichtet. Im Laufe des Krieges wurde die Lage dabei vor allem in den Großstädten immer schwieriger.
Ihren Höhepunkt erreichte die Not im sogenannten „Steckrüben-Winter“ zum Jahreswechsel 1916/1917, als die Hungersnot im damaligen Deutschen Reich durch Missernten und die britische Seeblockade in der Nordsee am Schlimmsten war. Damals mussten sich viele Menschen fast ausschließlich von Kohlrüben ernähren, die nur wenig Nährwert haben.
Hinzu kam in diesem Winter noch eine extreme Kälte mit Temperaturen bis zu minus 20 Grad Celsius sowie einer unzureichenden Versorgung mit Brennmaterialien wie Holz und Kohle zum Heizen.
„Lebensmittel wurden bald von den Behörden eingesammelt und nur noch auf Lebensmittelkarten ausgegeben“, heißt es dazu. Die Rationen waren so gering, dass viele Menschen in Deutschland verhungerten. – In der „Chronik des 20. Jahrhunderts, 100 Jahre · Wickede (Ruhr) ·1900 – 2000“ heißt es dazu: „Die Lebensmittel-Rationierung nimmt 1916 ihren Anfang und wird erst im Jahre 1921 beendet.“

– Profitierte der ländliche Raum mit seiner bäuerlichen Wirtschaftsstruktur von der möglichen Selbstversorgung durch Felder und große Gärten? Waren die Bauern am Haarstrang, im Ruhrtal und im Sauerland durch den blühenden „Schwarzhandel“ dieser Zeit vielleicht sogar „Kriegsgewinnler“ und profitierten von der Nahrungsknappheit?

– Gab es einen kriegsbedingten Mangel an Arbeitskräften, Lehrern usw., da die Männer an die Front mussten?

– Gibt es noch überlieferte „Feldpost“ in Privatbesitz, sprich interessante Briefe oder Postkarten von Frontsoldaten an ihre Familien in Echthausen, Wickede, Wiehagen, Wimbern oder Schlückingen?

– Wie viele Tote hatten die Menschen in unserer Heimat zu beklagen? Wie viele gefallene Soldaten waren in Echthausen, Wickede, Wiehagen, Wimbern und Schlückingen beheimatet? Gibt es Listen oder Todesanzeigen? Gab es auch Todesfälle in der Zivilbevölkerung durch die negativen Auswirkungen des Krieges?

– Gibt es in kommunalen Archiven und privaten Sammlungen noch historische Fotos von Soldaten oder Zivilbevölkerung aus der Zeit des Ersten Weltkrieges?

– Gibt es Seiten oder Ausschnitte von regionalen Tages- oder Wochenzeitungen mit Bezug zum Ersten Weltkrieg?
Wenngleich die Medien sicherlich staatlich zensiert waren, würden sie doch zumindest die deutsche Kriegspropaganda veranschaulichen.

– Gibt es noch Tagebücher oder nachträgliche Erinnerungsberichte von Frontsoldaten oder Zivilbevölkerung aus der Zeit des Ersten Weltkrieges in unserer Heimat?

– Gibt es interessante Sekundärliteratur oder Aufsätze über die Zeit des Ersten Weltkrieges im Raum Arnsberg, Menden/Iserlohn, Fröndenberg/Unna, Werl/Soest, die man in Abschnitten zitieren könnte?


Viele Fragen rund um die Zeit des Ersten Weltkrieges in unserer Heimat und die Soldaten aus der Region an der Front. Vielleicht kann der ein oder andere Leser ja noch etwas zur Beantwortung der Fragen mit eigenen Dokumenten beitragen.

Am 11. November 1918 – also vor fast genau 100 Jahren – endeten die Kampfhandlungen des Ersten Weltkrieges, der völkerrechtlich mit dem Friedensvertrag von Versailles im Jahre 1919 offiziell beendet wurde.

Gedenken an die Kriegsopfer im Rahmen des Volkstrauertages am 18. November 2018

Zum Gedenken an die gefallenen Soldaten und anderen Kriegsopfer im Rahmen des „Volkstrauertages“ am Sonntag, 18. November 2018, erinnerte auch Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) in einer aktuellen Einladung dazu besonders an das Ende des Ersten Weltkrieges vor genau hundert Jahren.

Am Volkstrauertag treffen sich die Teilnehmer der Gedenkveranstaltung in Wickede um 11.00 Uhr auf dem Marktplatz vor dem Rathaus. Von dort ziehen Musiker, Fahnenabordnungen und andere dann um 11.15 Uhr zum alten Mahnmal für die Kriegsopfer, wo um 11.30 Uhr eine kleine Gedenkfeier mit Gebeten für die Verstorbenen und den Frieden stattfindet.

ANDREAS DUNKER für "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE"

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Das Kriegerehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges an der Ecke Kirchstraße / „Am Lehmacker“, welches am 30. August 1926 eingeweiht wurde. Hier bei einer Totenehrung der Gemeinde Wickede (Ruhr). ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Das Kriegerehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges an der Ecke Kirchstraße / „Am Lehmacker“, welches am 30. August 1926 eingeweiht wurde. Hier bei einer Totenehrung der Gemeinde Wickede (Ruhr). ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Die künstlerische Skulptur eines scheinbar um einen gefallenen Kameraden trauernde Soldaten mit Gewehr auf dem 1926 eingeweihten Kriegerehrenmal in Wickede – Zum Gedenken an den Beginn des Ersten Weltkrieges (1914-1918) schrieb Arnulf Scriba vom Deutschen Historischen Museum in Berlin im Jahre 2014 in einem Online-Portal zur deutschen Geschichte: „Tod und Trauma: Alle Armeen verlangten von ihren Offizieren und Mannschaften täglich den Einsatz ihres Lebens, und wie Geschütze und Munition wurden Soldaten als einzusetzendes Material betrachtet. Der Tod als ständiger Begleiter der Frontsoldaten wurde zum ,Heldentod für das Vaterland‘ verklärt. Um ihm zu entrinnen, gruben sich die Soldaten tief in die Erde ein, Befestigungsbollwerke sollten gegen Beschuss und feindliche Angriffe schützen. Für die Angreifer war ein Sturm auf die gegnerischen Schützengräben weit verlustreicher als für die Verteidiger, reihenweise starben sie im Abwehrfeuer der Maschinengewehre. Insbesondere die ,großen Offensiven‘, die an den ausgebauten Grabensystemen der Verteidiger zusammenbrachen, sorgten für die größten Opferzahlen. Die gigantische ,Abnutzungsschlacht‘ um Verdun 1916 wurde zum Inbegriff der Grausamkeit des Krieges und zum Symbol des sinnlosen Todes. Nie zuvor wurden so viele Soldaten in einem kriegerischen Konflikt eingesetzt wie zwischen 1914 und 1918. Die kriegsbeteiligten Staaten mobilisierten Millionen Männer, allein in Deutschland waren es rund 13,2 Millionen. Wer von ihnen den Krieg überlebte, litt oft an Posttraumatischer Belastungsstörung – fundierte Hilfe erhielten die wenigsten von ihnen.“ (Quelle: https://www.dhm.de/lemo/kapitel/erster-weltkrieg) ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Die künstlerische Skulptur eines scheinbar um einen gefallenen Kameraden trauernde Soldaten mit Gewehr auf dem 1926 eingeweihten Kriegerehrenmal in Wickede – Zum Gedenken an den Beginn des Ersten Weltkrieges (1914-1918) schrieb Arnulf Scriba vom Deutschen Historischen Museum in Berlin im Jahre 2014 in einem Online-Portal zur deutschen Geschichte: „Tod und Trauma: Alle Armeen verlangten von ihren Offizieren und Mannschaften täglich den Einsatz ihres Lebens, und wie Geschütze und Munition wurden Soldaten als einzusetzendes Material betrachtet. Der Tod als ständiger Begleiter der Frontsoldaten wurde zum ,Heldentod für das Vaterland‘ verklärt. Um ihm zu entrinnen, gruben sich die Soldaten tief in die Erde ein, Befestigungsbollwerke sollten gegen Beschuss und feindliche Angriffe schützen. Für die Angreifer war ein Sturm auf die gegnerischen Schützengräben weit verlustreicher als für die Verteidiger, reihenweise starben sie im Abwehrfeuer der Maschinengewehre. Insbesondere die ,großen Offensiven‘, die an den ausgebauten Grabensystemen der Verteidiger zusammenbrachen, sorgten für die größten Opferzahlen. Die gigantische ,Abnutzungsschlacht‘ um Verdun 1916 wurde zum Inbegriff der Grausamkeit des Krieges und zum Symbol des sinnlosen Todes. Nie zuvor wurden so viele Soldaten in einem kriegerischen Konflikt eingesetzt wie zwischen 1914 und 1918. Die kriegsbeteiligten Staaten mobilisierten Millionen Männer, allein in Deutschland waren es rund 13,2 Millionen. Wer von ihnen den Krieg überlebte, litt oft an Posttraumatischer Belastungsstörung – fundierte Hilfe erhielten die wenigsten von ihnen.“ (Quelle: https://www.dhm.de/lemo/kapitel/erster-weltkrieg) ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER

Trauermarsch und Gedenkfeier zum Volkstrauertag 2017

Trauermarsch und Gedenkfeier zum Volkstrauertag 2016

Trauermarsch und Gedenkfeier zum Volkstrauertag 2014