Vor dem entspannten Angeln steht die anspruchsvolle Fischereiprüfung

23. Januar 2019

WICKEDE (RUHR) / KREIS SOEST. Entspannt mit der Angel an einem Gewässer sitzen und die frische Luft genießen. Das ist für die sogenannten „Petrijünger“ eine ideale Freizeitbeschäftigung. Dies ist allerdings nicht ganz so einfach. Denn man darf sich als fachlich ungeschulter Bürger nicht einfach eine Angelrute kaufen und den Beißhaken mit Köder an Gewässern auswerfen. Dazu muss aber zunächst die Hürde der Fischerprüfung genommen werden. – Insgesamt 201 Petrijünger haben dies 2018 im Kreis Soest geschafft und den Test bei der Unteren Fischereibehörde im Soester Kreishaus bestanden. Dass er durchaus anspruchsvoll ist, belegt die Tatsache, dass 13 Teilnehmer durchgefallen sind. Aus der Gemeinde Wickede (Ruhr) hatten sich im vergangenen Jahr fünf Interessierte zu der Prüfung angemeldet. Und alle haben bestanden.

Der Kreis Soest führt zweimal im Jahr die Fischereiprüfung durch – und zwar im Frühjahr und Herbst. Die nächste Prüfung findet am Freitag, 5. April, und Samstag, 6. April 2019, im Soester Kreishaus statt. Anmeldeschluss ist der 8. März.

Fischereiprüfungen im Frühjahr und Herbst

„Die Frühjahrsprüfung ist weitaus beliebter als die Herbstprüfung. Deshalb ist eine frühzeitige Anmeldung wichtig“, empfiehlt Sachbearbeiterin Sonja Todzi aus dem Bereich Wasserwirtschaft. Und der Kreis Soest sei eine der wenigen Behörden in Nordrhein-Westfalen, die auch den Samstag als Prüfungstag anböten. Dann würden Plätze vorzugsweise an Schüler vergeben, das Mindestalter der Prüflinge liege bei 13 Jahren. Todzi: „Der Samstag ist sehr beliebt, es besteht aber kein Anspruch auf einen bestimmten Prüfungstag.“

Theoretische und praktische Prüfungen erfordern umfangreiches Wissen

Die Fischereiprüfung gliedert sich in zwei Teile: In der schriftlichen Prüfung müssen die künftigen Angler 45 von insgesamt 60 Fragen richtig beantworten. Dabei wird gefordert, dass aus jedem der sechs Sachgebiete mindestens sechs von zehn Fragen korrekt beantwortet werden. So sollte man beispielsweise wissen, welche Fische Schlundzähne haben. Wem nicht bekannt ist, dass Brassen, Rotfedern und Karpfen diese Eigenschaft haben, läuft Gefahr, zu den fünf bis sieben Prozent der Kandidaten zu gehören, die regelmäßig durchfallen. Der gesamte Fragenkatalog für den schriftlichen Teil umfasst 359 Fragen.

Die Prüflinge haben zuerst die Theorie zu bestehen, um für die praktische Prüfung zugelassen zu werden.

Frauen mit nur zirka fünf Prozent in der Minderheit

Im praktischen Teil müssen die Prüfungsteilnehmer und die Prüfungsteilnehmerinnen – letztere sind mit einem Anteil von rund fünf Prozent jeweils deutlich in der Minderheit – eine ausreichende Artenkenntnis der hier vorkommenden Fische, Neunaugen und Krebse nachweisen. Es gibt 49 Fischtafeln. Vier der vorgelegten sechs Tafeln mit den abgebildeten Arten müssen erkannt werden, um zu bestehen. Denn schließlich gilt es, eine Angel zum Fang einer bestimmten Fischart waidgerecht zusammenzustellen.

Örtliches Ordnungsamt gibt kostenpflichtige Fischereischeine aus

Neben einem Nachweis der Fischereiprüfung müssen aktive Angler jeweils noch einen Fischereischein beim lokalen Ordnungsamt beantragen. So bietet die Gemeinde Wickede (Ruhr) Jahresfischereischeine (Kosten: 16 Euro), Fünfjahresfischereischeine (48 Euro) und Jugendfischereischeine (10 bis 16 Jahre; 8 Euro) zum Erwerb an.

„Fisch-Park am Strullbach“ in Wiehagen

Neben den Angelstrecken entlang des Flusses Ruhr gibt es in der Gemeinde Wickede (Ruhr) auch im sogenannten „Fisch-Park am Strullbach“ die Möglichkeit zum Angeln. Denn der Fisch-Hof der Familie Baumüller in Wiehagen umfasst neben drei Zuchtteichen auch zwei Forellenteiche und einen Naturteich zum Angeln. Dort gehen die Tarife von 8 bis über 300 Euro. Letzteres ist die Miete des großen Teichs für einen ganzen Tag.

Gespeist werden die sechs Teiche der Familie Baumüller durch das Wasser des sogenannten Strullbachs bei Scheda. Zum ganzjährigen Besatz der Baumüller’schen Angelteiche gehören Regenbogen- und Lachsforellen. Im Sommer können dort zudem Aal, Hecht, Karpfen, Stör, Wels, Weißfisch und mehr gefangen werden.

Der Einzugsbereich des Wiehagener „Fisch-Parks“ umfasst rund 30 Kilometer im Umkreis und erstreckt sich vor allem ins Ruhrgebiet.

Sägemühlenteich am „Schwarzen Weg“

Am ehemaligen Sägemühlenteich am „Schwarzen Weg“ im benachbarten Hochsauerlandkreis hat zudem der 1969 gegründete Angelsportverein (ASV) „Petri-Heil“ Büderich (Werl) sein Vereinsgelände. Dieser Stauteich wird vom sogenannten „Starnberger Bach“ gespeist, dessen Quelle am Christmannsbusch im Luerwald entspringt. Die Wasserqualität des Baches soll übrigens so gut sein, dass regelmäßig europäische Bachforellen und Flusskrebse aus der Ruhr in den Oberlauf des kleinen Fließgewässers aufsteigen.

Eigentümer des Geländes ist die Adelsfamilie von Ketteler-Boeselager von Schloß Höllinghofen in Arnsberg-Vorßwinkel.

Möhnesee mit großem Fischvorkommen

Zudem lässt es sich auch am Möhnesee des Ruhrverbandes gut angeln. Dort gibt es unter anderem folgende Fischarten: Aal (bis 3 Kilogramm), Flussbarsch (bis 2 Kilogramm), Große Maräne (bis 2 Kilogramm), Hecht (bis 20 Kilogramm), Karpfen (bis 15 Kilogramm), Schleie (bis 3 Kilogramm), Seeforelle (bis 8 Kilogramm), Wels (bis 40 Kilogramm) und Zander (bis 8 Kilogramm) sowie Brasse, Kleine Maräne und Rotauge.

„Angeln mit Felix“: Wickeder führt Touren

Unter der Bezeichnung „Angeln mit Felix“ bietet der Wickeder Philipp Schulte (Mobiltelefon: 0157/53906150) übrigens seit 2017 gewerblich individuell begleitete Angeltouren am Möhnesee an. Sein integratives Angebot richtet sich unter anderem auch an Kinder, Jugendliche und Behinderte.

Angelsportverein (ASV) „Ruhrtal“ mit rund 250 Mitgliedern

In Wickede selbst gibt es den rund 250 Mitglieder starken Angelsportverein (ASV) „Ruhrtal“, der vor allem interessierte Jugendliche für die Ablegung der Fischereiprüfung ausbildet. Er kümmert sich zudem um die Hege und Pflege des Fischbestandes sowie den Natur- und Umweltschutz im Bereich des gepachteten Gewässerabschnitts der Ruhr, wo Bach- und Regenbogenforellen, Äschen, Hechte, Karpfen, Schleien sowie Aale und Weißfisch gefangen werden. Dabei gehen die Angler sowohl der Fliegenfischerei als auch dem Grund- und Stippfischen sowie dem Raubfischfang mit Kunstködern nach.

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“    

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Im praktischen Teil der Fischereiprüfung gilt es, eine ausreichende Artenkenntnis nachzuweisen sowie eine Angel zum Fang einer bestimmten Fischart waidgerecht zusammenzustellen. Links im Bild ein Angelhaken mit Blinker, rechts eine Angelrolle. FOTO: THOMAS WEINSTOCK / KREIS SOEST
Im praktischen Teil der Fischereiprüfung gilt es, eine ausreichende Artenkenntnis nachzuweisen sowie eine Angel zum Fang einer bestimmten Fischart waidgerecht zusammenzustellen. Links im Bild ein Angelhaken mit Blinker, rechts eine Angelrolle. FOTO: THOMAS WEINSTOCK / KREIS SOEST