Partnerschaft mit Jemielnica durch erneuten Besuch gefestigt

4. Mai 2019

WICKEDE (RUHR) / JEMIELNICA. Im Sinne der deutsch-polnischen Völkerverständigung reiste über den Mai-Feiertag – vom 30. April bis zum 2. Mai 2019 – eine kleine offizielle Delegation aus der Gemeinde Wickede (Ruhr) in die zweisprachige Partner-Gemeinde Jemielnica (früher: Himmelwitz).

Neben Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) und seiner Gattin Martina waren auch Pfarrer Thomas Metten von der katholischen Kirchengemeinde und Fachbereichsleiterin Susanne Modler aus dem Rathaus sowie jeweils ein Vertreter der politischen Fraktionen aus dem Gemeinderat mit dabei. Die CDU wurde von Thomas Fabri repräsentiert, die SPD von Engelbert Gurka, die Bürgergemeinschaft (BG) von Ilse Prünte, die FDP von Christa Lenz und „Bündnis 90 / Die Grünen“ von Lothar Kemmerzell.

Polnische Partner-Gemeinde präsentierte sich  „im besten Licht“

Bei strahlendem Sonnenschein habe Jemielnicas Bürgermeister Marcin Piotr Wycislo (37) den Gästen seine Heimat „im besten Licht“ präsentiert, bilanzierte Wickedes Bürgermeister Dr. Martin Michalzik die Stippvisite.

Unter anderem nahmen die Wickeder am großen „Zisterzineser-Fest“ teil, einem bunten Markt mit Folklore-Darbietungen, der zum neunten Mal an der alten Klosterkirche des Ortes stattfand.

Eröffnet wurde diese Veranstaltung mit einem festlichen Gottesdienst mit dem Oppelner Erzbischof Alfons Nossol als Hauptzelebranten. Zudem nahmen zahlreiche weitere katholische Priester aus Polen sowie Wickedes Pfarrer Thomas Metten an der kirchlichen Zeremonie teil.

Im weiteren Verlauf des Programms gab es Ritter-Spiele, Live-Musik und einen Spenden-Lauf zugunsten eines Mutter-Kind-Hauses für alleinerziehende junge Frauen.

Zudem fanden mehrere Darbietungen der Schüler des lokalen Gymnasiums statt, welches bislang einen Austausch mit der Sekundarschule Wickede (Ruhr) unterhielt und nun aufgelöst werden soll.

Polen gehört seit genau 15 Jahren zur Europäischen Union

Seit dem 1. Mai 2004 gehört der Staat Polen zur Europäischen Union (EU). – ,,Diese 15 Jahre haben unser Land, unsere Region und das Leben der Menschen im Großen und Ganzen sehr positiv verändert“, zeigten sich Landrat Józef Swaczyna vom polnischen Partnerkreis Strzelce Opolskie des Kreises Soest und Bürgermeister Marcin Piotr Wycislo im Gespräch mit Wickedes Bürgermeister Dr. Martin Michalzik und seinen Begleitern überzeugt.

„Noch vor dreißig Jahren fuhren zu jedem Schichtbeginn auf den Zechen im nahen Kattowitzer Kohlerevier acht Busse mit Arbeitskräften aus Jemielnica ab“, schilderte Wycislo den Strukturwandel in seiner Gemeinde in Oberschlesien. Heute fände ein Teil der Arbeitnehmer eine Beschäftigung in mittelständischen Handwerksbetrieben vor Ort. Für andere Polen sei es seit dem EU-Beitritt seines Landes seit 2004 bereits Alltag zwischen Montag und Freitag in Deutschland zu arbeiten. „Das ist zum einen eine große Chance, zum anderen für die Familien aber auch oft eine belastende Situation!“ betonte Marcin Piotr Wycislo.

Positive Einwohner-Entwicklung entgegen des regionalen Trends

Im Rathaus von Jemielnica zeigten der Bürgermeister und der Gemeineratsvorsitzende Norbert Jaskola, dass sich die waldreiche Gemeinde mit ihren insgesamt etwa 7.350 Einwohnern gut entwickele. Entgegen dem regionalen Trend verzeichne Jemielnica, welches flächenmäßig zirka fünfmal größer als Wickede (Ruhr) ist, eine wachsende Bürgerschaft.

Mit einem Neubaugebiet hoffe die polnische Gemeinde in den nächsten Jahren zudem weitere hundert Familien vor Ort anzusiedeln. Möglich mache dies die verkehrsgünstige Lage nur zehn Auto-Minuten von der Kreisstadt Groß-Strehlitz und preiswertes Bauland für rund 20 Euro je Quadratmeter.

Damit habe Jemielnica allerdings auch ähnliche Probleme wie Wickede (Ruhr) – beispielsweise zu wenig Kindergartenplätze, da diese für immer mehr Kleinkinder und längere Betreuungszeiten nicht ausreichten, resümierten die Kommunalpolitiker.

Jemielnica wolle deshalb rund zwei Millionen Euro in einen Neubau investieren. Angesichts eines kommunalen Finanzhaushaltes mit nur rund acht Millionen Euro sei dies eine stattliche Summe, meinte Wickedes Bürgermeister Michalzik.

Neues kommunales Kultur- und Veranstaltungszentrum in Planung

Darüber hinaus habe die polnische Gemeinde nach intensiven politischen Diskussionen eine seit langem leerstehende Gaststätte am Marktplatz gekauft, um dieses Gebäude in ein kleines kommunales Kultur- und Veranstaltungszentrum umzuwandeln.

Große Senioren-Residenz für Bewohner aus Deutschland

Einen Eindruck konnte sich die Wickeder Delegation zudem vom unternehmerischen Mut eines polnischen Hoteliers machen, der im Ortsteil Himmelwitz (rund 3.500 Einwohner) etwa drei Millionen Euro in den Bau einer Senioren-Residenz mit zunächst 60 Zimmern investieren will.

Als Zielgruppe sieht der Gastronom und Unternehmer dabei vor allem deutsche Rentner. Denn mit Preisen von rund 1.300 Euro pro Monat könne sich der polnische Durchschnittrentner, dem monatlich rund 500 Euro als Einkommen zur Verfügung stünden, eine solche Unterkunft kaum leisten. Neben lichten Zimmern stünden dabei in Kürze ein Schwimmbad und täglich fünf Mahlzeiten aus der Hotelküche im Angebot.

Reise wurde durch die beiden Gemeinden und teilweise auch die Teilnehmer finanziert

Finanziert wurde die dreitägige Reise von Wickede in die polnische Partner-Gemeinde übrigens im Wesentlichen durch die beiden Kommunen sowie die Teilnehmer selbst.

Pro Person sei ein Obolus von 100 Euro entrichtet worden und die Gemeinde Wickede (Ruhr) habe einen Zuschuss von rund 900 Euro dazu getan, erklärte Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) auf Nachfrage unseres lokalen Nachrichten-Portals „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“.

In Polen übernahm die Partner-Gemeinde Jemielnica zudem die Kosten für Unterkunft und Verpflegung der Gäste. – Umgekehrt hatte die Gemeinde Wickede (Ruhr) im Jahre 2016 auch die Kosten für 30 Gäste aus Polen übernommen, deren Unterbringung in Hotelzimmern in der Ruhrgemeinde rund 4.000 Euro kosteten.

Kommunaler Beitrag für die europäische Völkerverständigung

„Als kommunalen Beitrag für die europäische Völkerverständigung halte ich diese Kosten für angemessen!“ meinte Bürgermeister Dr. Martin Michalzik. Und seine Ehefrau habe keinen finanziellen Zuschuss von der Gemeinde Wickede (Ruhr) erhalten.

Aufgrund der insgesamt sehr überschaubaren Beträge habe man auf die Beantragung einer finanziellen Förderung aus überörtlichen Mitteln verzichtet.

Deutsch-polnische Schüler-Begegnung wird ebenfalls finanziell gefördert

Die Schüler-Begegnung „Jemielnica – Wickede (Ruhr)“ werde zudem mit bis zu 400 Euro durch die hiesige Gemeinde unterstützt, so Michalzik. Hinzu käme eine finanzielle Förderung durch das deutsch-polnische Jugendwerk.

Am Wickeder Bahnhof soll es künftig einen ,,Himmelwitzer Platz“ geben

Außerdem investiere die Gemeinde Wickede (Ruhr) in diesem Jahr einige hundert Euro für die Erneuerung der Partnerschaft-Schilder an den Ortseingängen sowie die Aufstellung eines Schildes ,,Himmelwitzer Platz“ an der steinernen Stele westlich des Bahnhofes.

Dort findet am Sonntag, 12. Mai 2019, um 18 Uhr anlässlich des Jahrestages der Unterzeichnung des kommunalen Partnerschaftsvertrages auch wieder das traditionelle Treffen des Freundeskreises „Jemielnica – Wickede (Ruhr)“ mit einem kleinen Umtrunk statt.

Denn da bislang nur jeder dritte Deutsche im großen Nachbarland Polen zu Besuch war, soll der binationale Austausch im Sinne der europäischen Völkerverständigung auch auf lokaler Ebene weiter gefördert werden.

Die deutsch-polnische Gemeindepartnerschaft zwischen Jemielnica (früher: Himmelwitz) in Oberschlesien und dem westfälischen Wickede (Ruhr) besteht offiziell seit dem 12. Mai 2006.

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

ANZEIGE
ANZEIGE
Mitglieder der Wickeder Delegation an der Partnerschaft-Stele in Jemielnica (früher: Himmelwitz) FOTO: GEMEINDE WICKEDE (RUHR)
Mitglieder der Wickeder Delegation an der Partnerschaft-Stele in Jemielnica (früher: Himmelwitz) FOTO: GEMEINDE WICKEDE (RUHR)
Auch mit dabei: Landrat Józef Swaczyna (2. von links) vom polnischen Partnerkreis Strzelce Opolskie des Kreises Soest und der ehemalige Bürgermeister Joachim Jelito (2. von rechts) der Gemeinde Jemielnica (früher: Himmelwitz), der zu den Initiatoren der deutsch-polnischen Gemeinde-Partnerschaft zählt. FOTO: GEMEINDE WICKEDE (RUHR)
Auch mit dabei: Landrat Józef Swaczyna (2. von links) vom polnischen Partnerkreis Strzelce Opolskie des Kreises Soest und der ehemalige Bürgermeister Joachim Jelito (2. von rechts) der Gemeinde Jemielnica (früher: Himmelwitz), der zu den Initiatoren der deutsch-polnischen Gemeinde-Partnerschaft zählt. FOTO: GEMEINDE WICKEDE (RUHR)
Gespräch am runden Tisch: Mitglieder der Wickeder Delegation sowie der polnische Bürgermeister und eine Dolmetscherin FOTO: GEMEINDE WICKEDE (RUHR)
Gespräch am runden Tisch: Mitglieder der Wickeder Delegation sowie der polnische Bürgermeister und eine Dolmetscherin FOTO: GEMEINDE WICKEDE (RUHR)
Festumzug …
Festumzug …
… und Ritterspiele beim „Zisterzineser-Fest“ in Jemielnica FOTOS: GEMEINDE WICKEDE (RUHR)
… und Ritterspiele beim „Zisterzineser-Fest“ in Jemielnica FOTOS: GEMEINDE WICKEDE (RUHR)