Mobilmachung der Mütter zur Modernisierung der Melanchthon-Grundschule

24. Mai 2019

WICKEDE (RUHR). Die Toiletten-Anlagen der kommunalen Melanchthon-Grundschule seien für eine Sanierung viel zu marode. Ein Abriss des Altbaus und ein kompletter Neubau der Sanitäreinrichtung in konventioneller Massivbauweise an gleicher Stelle des Gebäudekomplexes seien wesentlich sinnvoller und wirtschaftlicher. Dabei könne man an die Bestandssituation anknüpfen, ohne das bisherige Brandschutz-Konzept des Schulgebäudes zu tangieren und damit eventuell noch weitere zusätzliche Investitionsmaßnahmen auszulösen. – Dies erklärte der Lippstädter Architekt Bernd Passgang am heutigen Donnerstagabend (23. Mai 2019) im Rahmen der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses (HFA) des politischen Rates der Gemeinde Wickede (Ruhr).

Die Kosten für den Ersatzbau schätzt der Diplom-Bauingenieur verbunden mit einer Instandsetzung der bestehenden überdachten Pausenhalle – deren Statik noch gut sei – auf rund 650.000 Euro.

Neubau-Kosten für Toiletten-Anlage und Pausenhalle  von rund einer Million Euro

Würde die Gemeinde als Schulträger diese auch abreißen und stattdessen eine komplett neue und geschlossene Pausenhalle errichten, lägen die Kosten voraussichtlich sogar bei knapp einer Million Euro, so der Fachmann.

Wachsende Zahl zu betreuender Kinder außerhalb des Schulunterrichts

Schulleiterin Delia Heck und ihre Stellvertreterin Giovanna Ferrara sowie OGGS-Leiterin Anja Wette und deren Stellvertreterin Annette Meißner von der Offenen Ganztagsgrundschule (OGGS) würden sich aber die letztere Lösung wünschen. Denn vor allem für die wachsende Zahl zu betreuender Kinder außerhalb des Schulunterrichts fehlen den Betreuern inzwischen die Räumlichkeiten. Und da käme der OGGS eine geschlossene und beheizbare gläserne Pausenhalle als Ausweich-Quartier gerade recht.

Bürgermeister erteilte Rektorin extra Rede-Recht im Haupt- und Finanzausschuss des Rates

Allen voran die engagierte Rektorin Delia Heck verlieh diesem Wunsch auch deutlich Nachdruck, indem sie zusammen mit etwa zwei Dutzend Pädagoginnen und Müttern aus Klassen- und Schulpflegschaft den Zuschauerraum bei der HFA-Sitzung besetzte und sogar Rederecht durch Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) in der Sache erhielt.

„Das schönste Gebäude einer Gemeinde sollten die Schulen sein!“

Heck zitierte dabei zu Beginn gleich den Wissenschaftsjournalisten und Fernsehmoderator Ranga Yogeshwar, der – laut Heck – gesagt haben soll: „Das schönste Gebäude einer Gemeinde sollten die Schulen sein!“ (Die grammatikalische Ungereimtheit war dabei scheinbar gewollt.)

„Das was gemacht werden muss, darüber sind wir uns alle einig!“

„Das was gemacht werden muss, darüber sind wir uns alle einig“, erklärte CDU-Fraktionsvorsitzender Thomas Fabri. Trotzdem hinterfragte der Christdemokrat, ob eine Sanierung oder ein Ersatzbau denn so teuer sein müssten. Der Architekt verdeutlichte daraufhin, dass die Sanitäranlagen immer die „teuersten Räume eines Gebäudes“ seien. In diesem Falle käme neben Jungen- und Mädchen- sowie Lehrer-Toiletten auch noch ein Behinderten-WC hinzu. Das sei nicht billig.

„Den Bestandsbau zu sanieren, davon würde ich ganz dringlich abraten.“

Und auf die Nachfrage von SPD-Fraktionssprecher Engelbert Gurka, ob der vorhandene Bau denn nicht einfach entkernt und modernisiert werden könne, betonte Passgang nochmals: „Den Bestandsbau zu sanieren, davon würde ich ganz dringlich abraten.“ Da würden dann ohnehin nur vier Außenwände stehen bleiben und der Innenausbau würde kaum günstiger als ein kompletter Neubau. Zudem berge dieses Verfahren nur sehr schwer zu kalkulierende Risiken in sich.

Vielfältige Risiken bei der Renovierung eines Altbaus

Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) und Fachbereichsleiter Markus Kleindopp aus dem Rathaus erinnerten in diesem Zusammenhang ebenfalls daran, dass Renovierungen eines Altbaus immer mit vielfältigen Risiken verbunden seien, da man vorab nicht wisse, was die Bauleute dabei schlussendlich erwarte.

Auch von einer Aufteilung der Baumaßnahme in zwei zeitlich versetzte Teile rieten die beiden aus Wirtschaftlichkeitsgründen ab. – Ratsherr Andreas Pietsch von der „Bürgergemeinschaft“ (BG) hatte vorab nach einer solchen Möglichkeit gefragt.

Weitergehende Wünsche von Eltern und Pädagogen der Melanchthon-Grundschule

Da die direkt Betroffenen der Melanchthon-Grundschule weitergehende Wünsche haben, als viele Kommunalpolitiker dies bislang offenbar wohl dachten, wurde eine Entscheidung in der Angelegenheit auf die Ratssitzung am kommenden Dienstag vertagt. Denn man habe noch Beratungsbedarf, meinte FDP-Chefin Christa Lenz.

Ausschuss vertagte Entscheidung auf die Sitzung des Gemeinderates am Dienstag

Ob eine geschlossene Pausenhalle mit 236 Quadratmetern sinnvoll und finanzierbar ist, darüber wollen die Kommunalpolitiker jedenfalls in den nächsten Tagen noch mal genauer nachdenken.

Unterschiedliche Angaben zu den geschätzten Kosten der alternativen Baupläne

Merkwürdig in der heutigen Haupt- und Finanzausschuss-Sitzung war, dass einmal von Mehrkosten von rund 300.000 Euro (Bürgermeister) und einmal von einer Verdoppelung der Kosten (Architekt) bei den beiden Projekt-Varianten die Rede war.

Hier sollten Verwaltung und Politik noch einmal ganz genau nachfragen, um welche Beträge es denn nun genau geht, damit ihnen nicht das gleiche Desaster wie bei der Kosten-Explosion im Zuge des Um- und Erweitungsbaus des kommunalen Schulzentrums im Hövel passiert. – Da arbeitete das Rathaus übrigens mit dem selben Architekten wie jetzt zusammen.

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

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Der Eingang zur Offenen Ganztagsgrundschule (OGGS) der kommunalen Melanchthon-Grundschule unter der überdachten Pausenhalle. FOTO: ANDREAS DUNKER
Der Eingang zur Offenen Ganztagsgrundschule (OGGS) der kommunalen Melanchthon-Grundschule unter der überdachten Pausenhalle. FOTO: ANDREAS DUNKER
Jungen- und Mädchen- sowie Lehrer-Toiletten unter der Pausenhalle der Melanchthon-Grundschule sind marode und müssen erneuert werden. FOTO: ANDREAS DUNKER
Jungen- und Mädchen- sowie Lehrer-Toiletten unter der Pausenhalle der Melanchthon-Grundschule sind marode und müssen erneuert werden. FOTO: ANDREAS DUNKER
Das offene Tor zum Schulhof stand bei Pädagogen und einigen Eltern in der Kritik. Durchfahrende Autos seien eine Gefahr für die Grundschüler. FOTO: ANDREAS DUNKER
Das offene Tor zum Schulhof stand bei Pädagogen und einigen Eltern in der Kritik. Durchfahrende Autos seien eine Gefahr für die Grundschüler. FOTO: ANDREAS DUNKER