Zecken: Große Gefahr bei Biss der kleinen Blutsauger

5. Juni 2019

WICKEDE (RUHR). Der „Klimawandel“ bringt für den Menschen und seine Haustiere wie Hund und Katze auch in unserer ländlichen und waldreichen Region eine größere Gefahr mit sich: vermehrte „Zecken-Bisse“. Denn die blutsaugenden Parasiten können mit ihrem Stich schlimme Krankheitserreger wie Borreliose-Bakterien oder Frühsommer-Meningoenzephalitis-Viren übertragen. Letztere können eine Entzündung der Hirnhaut und des zentralen Nervensystems beim Menschen auslösen und mitunter schwere Langzeitfolgen für die betroffenen Patienten nach sich ziehen. Und Experten rechnen damit, dass sich die Zecken-Plage nach dem heißen Sommer 2018 und dem darauf folgenden warmen Winter weiter ausbreitet. Dabei fühlen sich die Spinnentiere nicht nur im Wald und auf Wiesen wohl, sondern auch im Grün heimischer Gärten und Parks.

„Die Zecken lauern vor allem in Hunde- und Katzenhöhe im hohen Gras und in Gebüschen“, weiß Revierförster Stefan Befeld vom Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen. Für Spaziergänge oder Mountainbike-Fahrten durch den heimischen Forst rät er: „Am besten schützen Sie sich, indem Sie auf den Wegen bleiben. Von Bäumen droht keine Zeckengefahr. Denn Zecken können nicht springen. Sie riechen, wenn ein Säugetier oder Mensch in der Nähe ist, und lassen sich dann von Grashalmen oder Ästen eines Busches herunterfallen. Wenn sie dabei zum Beispiel auf Ihre Hose fallen, können sie von dort unters Hosenbein krabbeln, wenn das unten offen ist.“ Wer sich in der Natur aufhält, müsse bei Temperaturen über 7 Grad Celsius inzwischen ganzjährig mit einem Kontakt zu den Spinnentieren rechnen, warnte der Forstmann am gestrigen Dienstag (4. Juni 2019) in einem Interview.

„Klimawandel“: Steigende Zahl von Zecken-Bissen

Zwar übertrage nicht jeder Stich krankheitserregende Keime. Durch eine steigende Zahl von Zecken-Bissen stiegen allerdings auch die Risiken einen Folgeerkrankung.

Die Diagnose dabei sei schwierig, erklärte der Wickeder Allgemeinmediziner und Hausarzt Dr. med. Ulrich Weber ebenfalls am gestrigen Dienstag (4. Juni 2019) im Gespräch mit unserem lokalen Nachrichten-Portal „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“. Die  Borreliose wirke sich beispielsweise auf Haut, Gelenke und Gehirn des Menschen aus.

Bei FSME ist die Medizin im Nachhinein machtlos – Deshalb vorher impfen lassen

Jedes Jahr kämen zwischen Frühsommer und Spätherbst einige Patienten mit großflächigen Hautrötungen in seine Praxis. Mit der rechtzeitigen Behandlung durch Antibiotika könnte die Medizin heute zwar teilweise erfolgreich dagegen vorgehen, trotzdem empfehle er auch vorbeugende Maßnahmen zum Schutz gegen Zecken-Bisse. Denn bei der ebenfalls durch die Blutsauger übertragene Infektion von Frühsommer-Meningoenzephalitis-Viren könnten die Ärzte derzeit nur Beschwerden wie hohes Fieber und Schmerzen lindern. Gegen das Virus selbst sei die Medizin im Nachhinein machtlos. Allerdings könne man im Vorfeld dagegen impfen, so Weber.

Da laut Robert Koch-Institut im vergangenen Jahr 2018 überdurchschnittlich viele Menschen in Deutschland an FSME erkrankt sind, machen Präventionsmaßnahmen auch Sinn.

Gefahr lauert im Grünen bei Temperaturen über 7 Grad Celsius überall

Revierförster Stefan Befeld von Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen empfahl im Interview gestern deshalb: „Bei Aufenthalt im hohen Gras, Gebüsch oder Unterholz, bietet das Tragen geschlossener Kleidung (feste Schuhe, lange Hosen, lange Ärmel) einen gewissen Schutz. Dadurch wird es einer Zecke erschwert, eine geeignete Hautstelle für eine Blutmahlzeit zu finden. Werden die Hosenbeine zudem in die Socken gesteckt, ist die Zecke gezwungen, auf der Kleidung nach oben zu laufen, was ihre Auffindung erleichtert. Die Anwendung von Repellentien (Akarizide) auf der Haut schützt ebenfalls, dieser Schutz ist aber zeitlich begrenzt. Falls geeignet (keine Fleckenbildung) sollten Repellentien auch auf die Kleidung aufgetragen werden. Nach einem Aufenthalt im Freien sollte der Körper nach Zecken abgesucht werden und diese sofort entfernt werden. Insbesondere sollte man Kinder nach dem Spielen im Freien gründlich untersuchen. Zecken bevorzugen Stichstellen wie zum Beispiel Haaransatz, Ohren, Hals, Achseln, Ellenbeuge, Bauchnabel, Genitalbereich oder Kniekehle. Das Tragen von heller Kleidung erleichtert das Auffinden von Zecken. Katzen sollten bei Freigang im Grünen auch Repellentien zur Zeckenabwehr erhalten.“

Infektionsrisiko minimieren: Zecke schnell und fachgerecht herausziehen

Sollte es trotzdem zu einem Zecken-Biss kommen, empfiehlt der erfahrene Förster: „Um das Infektionsrisiko zu minimieren, sollte die Zecke sobald wie möglich herausgezogen werden. Dabei sollten möglichst alle Teile der Zecke entfernt werden, um eine Entzündung zu vermeiden. Hierzu greift man die Zecke mit einer Pinzette oder einem speziellen Zeckenentfernungsinstrument nahe der Hautoberfläche, also an ihren Mundwerkzeugen (niemals am vollgesogenen Körper!) und zieht sie langsam und gerade aus der Haut. Möglichst sollte die Zecke dabei nicht gedreht werden, und auf keinen Fall darf sie vor dem Entfernen mit Öl oder Klebstoff beträufelt werden. Dies würde das Tier unnötig reizen und könnte dazu führen, dass es seinen Speichel und somit mögliche Infektionserreger abgibt. Nach Entfernung der Zecke ist eine sorgfältige Desinfektion der Wunde empfohlen. (…) Falls kein Zeckenentfernungsinstrument oder Desinfektionsmittel zur Hand ist sollte die Zecke trotzdem sofort entfernt werden – beispielsweise mit dem Fingernagel, da so der Übergang von Krankheitserregern verhindert werden kann.“

Biss mit Betäubung: Opfer bemerken Stiche häufig gar nicht oder zu spät

Obwohl die Mundwerkzeuge der kleinen Blutsauger größer als die manch anderer Parasiten wie Mücken seien, bemerkten die Wirte ihren Stich häufig nicht oder zu spät. Denn der Speichel der Zecken wirkt betäubend. Denn bei schneller Entdeckung und Entfernung der Zecken sei die Infektionsgefahr gering. Wenn sie dagegen mehrere Stunden in der Haut bliebe und Blut sauge, sei eine Übertragung von Keimen wesentlich wahrscheinlicher. Gleiches gelte bei einer Quetschung des Tierkörpers bei der Entfernung.

Anschließend müssten die Zecken dann getötet werden, indem man sie kaputt quetsche. Das Wegspülen durch die Toilette sei hingegen nicht ratsam, da die Tiere das Wasser überleben und zurückkommen könnten.

Experten-Vortrag heute Abend um 19 Uhr im Bürgerhaus

Der „Bürgerverein Wickede (Ruhr)“ unter Vorsitz von Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) hat am heutigen Mittwoch, 5. Juni 2019, um 19 Uhr im Bürgerhaus einen Experten zu dem Thema zu Gast: Dr. Andreas Pennekamp, der in Soest eine Praxis für Mikrobiologie und Infektionsepidemie leitet.

Moderiert wird die öffentliche Veranstaltung von dem Wickeder Mediziner Dr. Ulrich Weber, der für eine richtige Risikoeinschätzung und Reaktion bei einem Zecken-Biss durch die Betroffenen plädiert.

Der Eintritt ist frei.

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“


WEITERE INFORMATIONEN:

Robert-Koch-Institut: www.rki.de/zecken

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: www.infektionsschutz.de und www.kindergesundheit-info.de

Pfizer Pharma GmbH: www.zecken.de

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Zecken lauern häufig im hohen Gras und im Gebüsch. Und dies nicht nur im Wald und in der Feldflur, sondern auch in heimischen Gärten und öffentlichen Parks. SYMBOLFOTO / Copyright: Pfizer | www.zecken.de
Zecken lauern häufig im hohen Gras und im Gebüsch. Und dies nicht nur im Wald und in der Feldflur, sondern auch in heimischen Gärten und öffentlichen Parks. SYMBOLFOTO / Copyright: Pfizer | www.zecken.de
Bei Katzen und Hunden sind die Zecken häufig im Fell versteckt und gelangen so auch in die Räume des Menschen. SYMBOLFOTO / Copyright: Pfizer | www.zecken.de
Bei Katzen und Hunden sind die Zecken häufig im Fell versteckt und gelangen so auch in die Räume des Menschen. SYMBOLFOTO / Copyright: Pfizer | www.zecken.de
Durch ihren Speichel betäuben die Zecken die Stichstellen. Dadurch bemerkt der Mensch ihren Biss häufig nicht oder erst viel zu spät. SYMBOLFOTO / Copyright: Pfizer | www.zecken.de
Durch ihren Speichel betäuben die Zecken die Stichstellen. Dadurch bemerkt der Mensch ihren Biss häufig nicht oder erst viel zu spät. SYMBOLFOTO / Copyright: Pfizer | www.zecken.de
INFOGRAFIK / Copyright: Pfizer | www.zecken.de
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