Kommunale Grundschulen: Schieflage bei Anmeldezahlen?

17. Oktober 2019

WICKEDE (RUHR). Bei der Schulanmeldung der 90 Kinder der Gemeinde Wickede (Ruhr), die zum 1. August 2020 als Erstklässler starten sollen, gibt es offensichtlich einige Probleme.

Die gesetzliche Anmeldefrist laufe zwar noch bis zum 15. November diesen Jahres, trotzdem sei es ungewöhnlich, dass sich bis zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht alle der betroffenen Eltern für eine Schule entschieden hätten, erklärte die zuständige Fachbereichsleiterin Susanne Modler am heutigen Donnerstag (17. Oktober 2019) im Gespräch mit unserem lokalen Nachrichten-Portal „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“. Denn bereits Anfang September 2019 hätten alle betroffenen Familien einen entsprechenden Brief per Post mit dem Hinweis zur Anmeldepflicht für ihre Kinder bekommen.

Verteilungsproblem zwischen der Engelhard- und der Melanchthon-Grundschule

Zudem gibt es auf Grund der bislang vorliegenden schriftlichen Anmeldungen scheinbar ein Verteilungsproblem zwischen der Engelhard- und der Melanchthon-Grundschule. – Modler wollte diesbezüglich noch nicht konkret werden und erst einmal alle Anmeldungen als valide Datengrundlage abwarten.

Von den 90 Familien, die zur Anmeldung ihrer Kinder an einer Schule aufgefordert wurden, hätten bereits fünf wegen einer geplanten Verlagerung ihres Wohnsitzes ihren Nachwuchs an einer Grundschule außerhalb Wickedes angemeldet. Denn: „Eine Pflicht, das Kind im eigenen Wohnort anzumelden, besteht nicht“, betonte Modler. – Allerdings benötige das Schulamt der hiesigen Gemeindeverwaltung in diesen Fällen auch eine entsprechende Meldung der Eltern.

Somit müssten sich aktuell eigentlich noch 85 Kinder auf die beiden Wickeder Grundschulen verteilen.

Sehr kleiner Einschulungsjahrgang 2020 für zwei kommunale Grundschulen

Bei diesem zahlenmäßig ausnahmsweise sehr kleinen Einschulungsjahrgang bestünde die Möglichkeit, an beiden Grundschulen je zwei Klassen mit einer sinnvollen Stärke zwischen 15 bis 22 Kindern zu bilden, so Modler. Denn die Schülerzahlen zur Bildung einer Klasse oder mehrerer Klassen seien gesetzlich genau festgelegt.

Bei Anmeldungen bis zu 29 Kindern könne eine Klasse gebildet werden. Und bei 30 bis 56 Anmeldungen könnten zwei Klassen und bei 57 bis 81 Anmeldungen drei Klassen pro Schule gebildet werden.

Sollten an einer Schule aber nur 29 oder weniger Jungen und Mädchen als neue Erstklässler angemeldet werden, so würde dies zu einer sehr großen Klasse an dieser Schule und zwei großen Klassen an der anderen Schule vor Ort führen.

Große Klassenstärke nicht im Sinne einer guten pädagogischen Arbeit

„Dies kann nicht im Sinne einer guten pädagogischen Arbeit in unseren beiden kommunalen Grundschulen sein“, betonte Susanne Modler. Daher müsse ein großes gemeinsames Interesse aller Beteiligten (Eltern, Lehrer, Schulträger) daran bestehen, eine gute Verteilung aller Schüler auf die beiden örtlichen Bildungseinrichtungen für den Primarstufen-Unterricht zu erzielen.

Rasche Rückmeldung von sieben noch nicht angemeldeten Kindern gefordert

Bevor mögliche Maßnahmen diesbezüglich zu erörtern seien, müssten die Gemeinde Wickede (Ruhr) und ihre zwei Grundschulen allerdings noch die sieben ausstehenden Anmeldungen abwarten. Deshalb hoffe man als Schulträger auf eine möglichst rasche Rückmeldung der noch unentschiedenen Eltern.

Ermittlung eines möglichen sonderpädagogischen Förderbedarfs steht aus

Bei den 78 angemeldeten Kindern stehe außerdem zum Teil noch die Ermittlung eines möglichen sonderpädagogischen Förderbedarfs an. Sollte dieser bei der genaueren Prüfung erkannt werden, könnte es sein, dass diese Jungen und Mädchen noch vom Schulbesuch zurückgestellt würden oder die betroffenen Eltern die Empfehlung erhielten, ihre Kinder an einer geeigneten Förderschule außerhalb der Ruhrgemeinde anzumelden.

Melanchthon-Grundschule zählt mehr Schüler als Engelhard-Grundschule

Da die Engelhard-Grundschule unter Leitung von Brigitte Tavus in der jüngsten Vergangenheit wesentlich weniger Schüler als die Melanchthon-Grundschule unter Leitung von Delia Heck und ihrer Konrektorin Giovanna Ferrara hatte, kann wohl davon ausgegangen werden, dass sich die Anmeldezahlen für die Bildungseinrichtung an der Kirchstraße nochmals erheblich verschlechtert haben. Denn bereits beim Tag der offenen Tür für die Eltern der neuen Erstklässler verzeichnete die Melanchthon-Schule offensichtlich einen wesentlich größeren Andrang an Interessierten. Dies hat ganz unterschiedliche Gründe.

Gemeinde Wickede (Ruhr) als Schulträger hüllt sich zu genauen Zahlen in Schweigen

Um die Entscheidungen bei den noch ausstehenden Anmeldungen nicht zu beeinflussen und die Situation nicht weiter zuzuspitzen, hüllt sich die Gemeinde als Schulträger beider Einrichtungen nun in Schweigen, was die bisherigen konkreten Anmeldezahlen für die zwei Schulen angeht.

Dass es in diesem Jahr erstmals seit vielen Jahren ein erhebliches Ungleichgewicht beziehungsweise Verteilungsproblem zwischen der Engelhard- und der Melanchthon-Grundschule geben könnte, wurde allerdings aus einer kürzlich erschienenen Meldung aus dem Rathaus an die Medien deutlich. Darin schreibt Pressesprecher David Schmeiser: „Ob und wie stark sich der Zuzug in das Neubaugebiet ,An der Chaussee‘ auf eine stärkere Nachfrage für die Melanchthon-Schule auswirkt, lässt sich erst in einigen Wochen beurteilen.“

Und Fachbereichsleiterin Susanne Modler ergänzt dazu: „Erst dann werden nötigenfalls auch Lenkungsentscheidungen zusammen mit Schulaufsicht und Schulleitungen getroffen.“

Das Hauptziel der Gemeinde Wickede (Ruhr) als Schulträger sei eine angemessene Klassengröße.

Kommune möchte weiterhin zwei Bildungseinrichtungen für Primarstufe

Die Gemeinde Wickede (Ruhr) unterstrich in diesem Zusammenhang ihren Willen zum Erhalt der beiden eigenständigen kommunalen Grundschulen, die langfristig für den Unterricht der Primarstufe unverzichtbar seien.

In die Modernisierung beider Einrichtungen mit ihren individuellen Profilen und eigenen Lernkonzepten wolle der Schulträger kurzfristig investieren, um in den kommenden Jahren unter anderem den wachsenden Wünschen der Familien nach mehr Ganztagsbetreuung gerecht zu werden.

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

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Lernende Kinder in einem Klassenzimmer einer örtlichen Grundschule ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Lernende Kinder in einem Klassenzimmer einer örtlichen Grundschule ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER