Briten in Westfalen: Engländer und Schotten im Werler Stadtwald

22. November 2019

WERL / WICKEDE (RUHR) / ENSE. Um die „Briten in Westfalen“ geht es beim nächsten „Werler Gespräch“ der Volkshochschule Werl, Wickede (Ruhr) und Ense am Donnerstag, 28. November 2019, zwischen 19.30 und 21.00 Uhr im VHS-Haus in Werl. Dabei geht es um die Briten ab 1945 in Deutschland, ihre Funktion als Befreier, Besatzer, Verbündete und Freunde sowie um das miteinander leben von Engländern/Schotten und Deutschen in der Nachkriegszeit. – Auch im Werler Stadtwald an der direkten Ortsgrenze zu Wickede und Ense gab es bekanntlich über Jahrzehnte ein britisches Militärcamp, von dem inzwischen nur noch wenige Gebäude zeugen, nachdem die restliche Kaserne beiderseits der Bundesstraße 63 zurückgebaut wurde.

Über 70 Jahre lebten britische Militärangehörige in Westfalen neben und mit den Deutschen. Die Historikerin Dr. Bettina Blum hat  im Rahmen von Ausstellungsprojekten erforscht, wie britische Familien diese Stationierung erlebten und wo und wie sich Deutsche und Briten begegneten.

Die britische Militärregierung baute nach 1945 ihre Zone demokratisch auf, organisierte die Entnazifizierung und gründete das Bindestrich-Land „Nordrhein-Westfalen“ (NRW).

Dabei begegneten sich Angehörige der Militärregierung beziehungsweise der britischen Streitkräfte und Deutsche in vielfacher Weise im friedlichen Kontext. Und dies veränderte häufig die Wahrnehmungen der einstigen Kriegsfeinde voneinander. Denn aus dem vormals abstrakten Feind wurde plötzlich ein individueller Mensch mit Stärken und Schwächen.

„Home is where the Army sends us!“ 

Auch nach dem Ende der Besatzung wurden hunderttausende von britischen Soldaten und Familienangehörigen – meist nur für wenige Jahre – nach Deutschland versetzt.

„Home is where the Army sends us!“ (Zuhause ist, wo die Armee uns hinschickt!), hieß es. Und so mussten Briten immer wieder fremde Orte in der Bundesrepublik zu ihrer temporären Heimat machen. Die Deutschen wurden dabei teilweise zu Nachbarn und Freunden.

„Klein London“: die Kasernen und Siedlungen der Engländer

Zwar stellte die Armee ihren Soldaten und deren Familien eine eigene Infrastruktur für alle Bereiche des Alltags zur Verfügung, dennoch verließen viele die britischen Kasernen und Siedlungen, die von manchen Deutschen als „Klein London“ bezeichnet wurden, und suchten die Begegnung mit Deutschen.

Deutsche empfanden Briten teils als Befreier und teils als Besatzer

Ähnlich war es auf deutscher Seite: Einige Einheimische hielten Distanz zu den Befreiern und Besatzern, andere freuten sich über die Gelegenheit zum besseren Erlernen der Weltsprache „Englisch“. Weitere Deutsche arbeiteten zudem als zivile Angestellte für die britische Armee oder fanden unter den Briten gar Freunde und Ehepartner.

Neben- und Miteinanderleben von Briten und Deutschen

Die Historikerin Dr. Bettina Blum will im Rahmen des „Werler Gesprächs“ gleichermaßen britische wie auch deutsche Perspektiven des Neben- und Miteinanderlebens beleuchten und lädt die Zuhören zur Diskussion über eigene Erfahrungen ein.

Zu ihrem Vortrag will sie zahlreiche persönliche Fotos und Interviewausschnitte von Zeitzeugen mitbringen und so ein facettenreiches und lebendiges Bild der gemeinsamen deutsch-britischen Geschichte zeichnen.

Eintrittskarten zu der VHS-Veranstaltung gibt es ab 19.00 Uhr an der Abendkasse zum Preis von 10 Euro.

ANDREAS DUNKER für "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE"

ANZEIGE
ANZEIGE
Historische Bilder aus dem britischen Camp im Werler Stadtwald von dem Fotografen Helmuth Euler aus Werl
Historische Bilder aus dem britischen Camp im Werler Stadtwald von dem Fotografen Helmuth Euler aus Werl
Historische Bilder aus dem britischen Camp im Werler Stadtwald von dem Fotografen Helmuth Euler aus Werl
Historische Bilder aus dem britischen Camp im Werler Stadtwald von dem Fotografen Helmuth Euler aus Werl
Hochzeit eines schottischen Soldaten in einer der zwei Garnisonskirchen im Werler Stadtwald FOTOS: HELMUT EULER, WERL
Hochzeit eines schottischen Soldaten in einer der zwei Garnisonskirchen im Werler Stadtwald FOTOS: HELMUT EULER, WERL