Trotz Unfall-Häufung: Ampel wird erst 2020 geändert

19. Dezember 2019

WIMBERN. Die geplante Umrüstung der Ampel-Anlage am Unfall-Schwerpunkt an der Kreuzung an der „Alten Poststation“ in Wimbern werde sich noch bis in den Januar 2020 verzögern. – Dies teilte Oscar Santos als Sprecher der zuständigen Regionalniederlassung Sauerland-Hochstift des Landesbetriebes Straßenbau „Straßen.NRW“ in Meschede am heutigen Donnerstag (19. Dezember 2019) auf Anfrage unseres lokalen Nachrichten-Portals „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ mit.

An der Kreuzung der Bundesstraßen 7 und 63 (Arnsberger Straße / Mendener Straße) am ehemaligen Marien-Krankenhaus in Wimbern war es bekanntlich binnen fünf aufeinander folgenden Tagen zu insgesamt vier schweren Unfällen gekommen. Am 18., 19., 21. und 22 Oktober hatte es jeweils am Spätnachmittag beziehungsweise Abend gekracht. – Eine fünfte Karambolage ereignete sich dann noch binnen einer Drei-Wochen-Frist am 4. November 2019 (wir berichteten).

Menschliches Versagen und kein technischer Fehler war schuld

Als Unfall-Ursache war jeweils menschliches Versagen und kein (!) Fehler an der Ampel von der Kreispolizeibehörde Soest ermittelt worden.

Trotzdem kamen die Mitglieder der überörtlichen behördlichen Unfall-Kommission des Kreises Soest bei einem außerplanmäßiges Treffen am 6. November 2019 in Wimbern an der Gefahrenstelle zu dem Beschluss, den blinkenden Gelb-Pfeil für Linksabbieger an der Ampel-Anlage  zu demontieren und eine sicherere Lösung mit einem Grün-Pfeil für vorfahrtsberechtigtes Abbiegen zu ersetzen.

Unfall-Forscher wies bereits vor Behörden-Kommission auf mögliche Lösung des Problems hin

In einem Exklusiv-Beitrag  von „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ hatte Siegfried Brockmann als Leiter der Unfallforschung der deutschen Versicherungen einen Tag zuvor öffentlich genau dies vorgeschlagen, da es durch menschliches Versagen an Links-Abbiegespuren mit blinkendem Gelb-Pfeil und zeitgleich vorfahrtsberechtigtem Gegenverkehr  (in unserem Fall aus Fahrtrichtung Menden) erfahrungsgemäß immer wieder zu schweren Havarien unaufmerksamer Verkehrsteilnehmer käme.

Eine Nachrüstung solcher Ampeln verbunden mit einer entsprechenden Umprogrammierung der elektronischen Schaltung könnte dieses Problem beseitigen und das Risiko von Karambolagen minimieren, hatte  Experte Brockmann im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt.

Zuvor waren übrigens weder von Kreis, noch von Polizei oder „Straßen.NRW“ ein Hinweis auf solch eine Ursachen-Möglichkeit noch eine solche Lösungsmöglichkeit für das Problem genannt worden.

Umbau der Wimberner Ampel-Anlage sollte eigentlich bereits im November stattfinden

Nach der außerordentlichen Tagung der Unfall-Kommission in Wimbern hatte Wilhelm Müschenborn als Sprecher des Kreises Soest dann aber schließlich einen Umbau der Wimberner Ampel-Anlage noch für den selben Monat angekündigt, sprich: bis Ende November 2019.

Oscar Santos von Straßen.NRW hatte hingegen schon kurz danach angedeutet, dass es auch Dezember werden könne.

Beauftragte Signalbau-Firma hat Montage-Termin diese Woche platzen lassen

Am heutigen Donnerstag hieß es dann, dass die beauftragte Signalbau-Firma dem Auftraggeber „Straßen.NRW“ eigentlich einen Montage-Termin für diese Woche zugesagt habe, diesen nunmehr allerdings kurzfristig wieder verworfen habe. Nun sei die Maßnahme voraussichtlich für Januar geplant, so Santos.

Schalt-Phasen der Ampel-Anlage seit 2016 unverändert

Santos hatte in der Vergangenheit mehrmals  betont, dass die aktuellen Schaltphasen der Ampel-Anlage bereits seit 2016 unverändert laufen würden und es in den vergangenen Jahren keine Unfallhäufung an der Kreuzung gegeben habe.

Das Schaltprogramm und die Lichtsignale würden regelmäßig von einer Fachfirma überprüft und seien völlig in Ordnung. Auch die jüngste Prüfung auf Grund der Unfallhäufung an der Stelle habe keine Mängel aufgezeigt.

Trotzdem werde Straßen.NRW als Baulastträger für die Bundesstraßen 7 und 63 schnellstmöglich eine geänderte Verkehrsführung durch eine neue Ampelregelung veranlassen.

Wie schnell eine beauftragte Fachfirma dies umsetzen könne, müsse man abwarten. Sowohl Monteure als auch Material müssten dazu erst verfügbar sein, betonte Santos bereits damals. Denn neben der Neu-Programmierung der Schaltphasen müssten auch zusätzliche Signallichter für die vorhandene eigene Linksabbiegerspur an den Ampelmasten an der B 63 angebracht werden.

Bislang fahren Linksabbieger nur „nachrangig“ über die Kreuzung – Geradeaus-Verkehr hat Vorrang

Bislang seien die Linksabbieger auf Grund des gelb blinkenden Warnpfeils nur „nachrangig“ über die Kreuzung geführt worden. Die Linksabbieger hätten den Vorrang des geradeaus fließenden Verkehrs über die Mendener Straße (B7/B63) berücksichtigen müssen.

Dies hätten einige der jüngsten Unfallverursacher aber offenbar nicht getan. Durch das menschliche Fehlverhalten sei es dann mehrfach zu Kollisionen gekommen, erklärte Santos im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“.

„Die Unfallhäufung belegt, dass das nicht ausreichend war“, ergänzte Kreis-Sprecher Wilhelm Müschenborn dazu.

Menschliches Versagen durch neue Technik bei Lichtzeichenanlage vermeiden

Diese möglichen Fahrfehler sollten durch eine eigene Grünphase der Linksabbieger künftig verhindert werden. Dadurch könnten die von Wickede über die Mendener Straße kommenden und auf die Arnsberger Straße abbiegenden Kraftfahrzeuge die Kreuzung dann gesichert passieren.

Linksabbieger in gesicherter Grünphase vorrangig fahren lassen

„Wenn man Linksabbieger in gesicherter Grünphase fahren lässt und der Gegenverkehr durch ein rotes Lichtzeichensignal gestoppt wird, dann geht dies aber immer zu Lasten der Leistungsfähigkeit des Knotenpunktes“, versuchte Straßen.NRW-Sprecher Oscar Santos zu erklären, warum in der Vergangenheit die bisherige Lösung für die jetzt vorhandene Lichtzeichenanlage gewählt worden sei.

Schließlich sei die Ampelkreuzung in Wimbern stark vom Verkehr frequentiert. Zählungen hätten täglich 10.068 Kraftfahrzeuge auf der B 63 (Mendener Straße von Wickede bis zur Alten Poststation), 8.300 Kraftfahrzeuge auf der B 7 (Mendener Straße von Menden bis zur Alten Poststation) und 8.343 Kraftfahrzeuge auf der B 7 (Arnsberger Straße von Voßwinkel bis zur Alten Poststation) ergeben.

Deshalb gab es bislang nur einen blinkenden Gelbpfeil für Linksabbieger und Vorrang für Geradeausfahrer

Deshalb habe Straßen.NRW in Abstimmung mit der Kreisverwaltung Soest als zuständiger Straßenverkehrsbehörde bislang den blinkenden Gelbpfeil für Linksabbieger und die Vorrang-Lösung für den geradeaus über die Mendener Straße fließenden Verkehr gewählt.

Dies sei auch schon in den Jahren vor der Erneuerung der Ampelanlage im Jahre 2016 so gewesen und zwar ohne gravierende Probleme, berichtete Santos.

Nur zu Rushhour-Zeiten gebe es aktuell eine Grünphase mit entsprechendem Pfeil als zehnsekündige Nachlaufzeit, während der die Linksabbieger in den Spitzenlastzeiten den Knotenpunkt mit Vorrang gesichert verlassen könnten.

Knotenpunkt in Wimbern gilt als gefährliche Unfallhäufungsstelle

Bleibt nur zu hoffen, dass es bis zum Umbau der Ampel an der Kreuzung mit der ungewöhnlichen Häufung von Unfällen im neuen Jahr keine Karambolagen mehr gibt.  Denn seit dem fünften Zusammenstoß binnen drei Wochen gilt der Knotenpunkt in Wimbern per Definition als neue gefährliche Unfallhäufungsstelle.

Denn es wäre fatal, wenn auf Grund der wochenlagen Verzögerung bei der technischen Umstellung der Ampel noch ein Verkehrsteilnehmer an Leib oder Leben zu Schaden käme.

So gilt auch und gerade im Vorweihnachtsstress: Vorsicht und gegenseitige Rücksichtnahme an der unfall-trächtigen Kreuzung in Wimbern, damit nicht noch ein Unfall mit unvorhersehbarem Schaden geschieht. Denn es war die Unachtsamkeit einzelner Verkehrsteilnehmer, die zu mehreren Verletzten und einem geschätzten Sachschaden von mehr als 100.000 Euro geführt hat!

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

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Die fünf Unfälle binnen drei Wochen an einer Kreuzung

UNFALL NUMMER 1: Freitag, 18. Oktober 2019, gegen 20.30 Uhr: 2 Verletzte, 2 Pkw mit Totalschaden (Unfallverursacher: 23-jähriger Linksabbieger aus Hemer; Unfallursache: Vorrang des entgegenkommenden Fahrzeugs nicht beachtet)

UNFALL NUMMER 2: Samstag, 19. Oktober 2019, gegen 18.30 Uhr: nur 2 Pkw mit Sachschäden (Totalschaden) (Unfallverursacher: 47-jähriger Linksabbieger aus Unna; Unfallursache: Vorrang des entgegenkommenden Fahrzeugs nicht beachtet)

UNFALL NUMMER 3: Montag, 21. Oktober 2019, gegen 16.40 Uhr: 1 verletzte Beifahrerin, 2 Pkw mit Totalschaden (Unfallverursacher: 54-jähriger Linksabbieger aus Menden; Unfallursache: Vorrang des anderen Fahrzeugs missachtet)

UNFALL NUMMER 4: Dienstag, 22. Oktober 2019, gegen 21 Uhr: 2 Leichtverletzte, 2 Pkw mit Totalschaden (Unfallverursacher: 30-jähriger Geradeausfahrer aus Paderborn; Unfallursache: Ampel bei Rot überfahren; kein Linksabbieger beteiligt)

UNFALL NUMMER 5: Montag, 4. November 2019, gegen 19 Uhr: 5 Leichtverletzte, 2 Pkw mit Totalschaden und 1 vor der Ampel stehender Kleinbus mit leichterem Schaden (Unfallverursacherin: 18-jährige Linksabbiegerin aus Arnsberg; Unfallursache: Vorrang des anderen Fahrzeugs missachtet)

ANDREAS DUNKER für "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE"

Beim Linksabbiegen von der Mendener Straße – aus Richtung Wickede kommend – in die Arnsberger Straße (Bundesstraße 7, Fahrtrichtung Voßwinkel) soll künftig ein grüner Pfeil mit einer separaten Ampelphase freie Fahrt signalisieren und ein Abbiegen ohne Risiko durch Gegenverkehr garantieren. – Bisher hatte teilweise zwar auch ein blinkender gelber Pfeil auf den Vorrang des Gegenverkehrs von Menden in Richtung Wickede aufmerksam gemacht, dies hatten mehrere unaufmerksame Verkehrsteilnehmer aber missachtet und dadurch schwere Karambolagen verursacht. – Hier ein Bild von einem der fünf schweren Unfälle binnen drei Wochen. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Beim Linksabbiegen von der Mendener Straße – aus Richtung Wickede kommend – in die Arnsberger Straße (Bundesstraße 7, Fahrtrichtung Voßwinkel) soll künftig ein grüner Pfeil mit einer separaten Ampelphase freie Fahrt signalisieren und ein Abbiegen ohne Risiko durch Gegenverkehr garantieren. – Bisher hatte teilweise zwar auch ein blinkender gelber Pfeil auf den Vorrang des Gegenverkehrs von Menden in Richtung Wickede aufmerksam gemacht, dies hatten mehrere unaufmerksame Verkehrsteilnehmer aber missachtet und dadurch schwere Karambolagen verursacht. – Hier ein Bild von einem der fünf schweren Unfälle binnen drei Wochen. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER