Meinungsaustausch über möglichen Mangel an Medizinern

14. Januar 2020

WICKEDE (RUHR). Die ärztliche Diagnose ist eindeutig: Der ländliche Raum leidet unter einer Mangelerscheinung. Es fehlen auf Dauer dringend junge Mediziner. Und dies bei einer immer weiter alternden Bevölkerung, die für immer mehr Patienten in den Praxen der Hausärzte führt.

Ein (Patent-)Rezept zur Lösung dieses Problems haben die einstigen „Halbgötter in Weiß“, die längst durch ihren stressigen Arbeitsalltag geerdet sind, allerdings ebenso wenig wie die Gesundheitspolitik, die durch ihre bürokratischen Gesetze und Verordnungen in den letzten Jahren dazu beigetragen hat, dass das System krankt.

Weitere Ursachen sind, dass es junge Akademiker vielfach in Städte mit attraktiverer Infrastruktur im Kultur- und Freizeit-Bereich zieht. Und dass die häufig weiblichen Nachrücker im Arzt-Beruf andere Vorstellungen von einer „Work-Life-Ballance“ (Ausgleich von Arbeits- und Familienleben) als ihre männlichen Vorgänger aus der älteren Generation haben.

Statt in einer Hausarzt-Praxis auf dem Lande werktäglich zwischen zehn und zwölf Stunden zu arbeiten und den Aufwand für Hausbesuche und Notdienste kaum ordentlich vergütet zu bekommen, ziehen sie einen Angestellten-Job mit geregelten Arbeitstzeiten in größeren Einrichtungen des Gesundheitswesens häufig vor.

Nun doktert die Politik auf Bundes-, Landes- und Kreisebene an einer Genesung des leidigen Übels des Mediziner-Mangels in der Provinz.

Bürgermeister hat Hausärzte zum Dialog ins Rathaus eingeladen

Wickedes Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) sowie die Allgemeinmediziner und Internisten vor Ort wollen jedoch nicht nur auf Hilfe von außen warten, sondern rechtzeitig beraten, wie sie die Ruhrgemeinde vielleicht gemeinsam vor der grassierenden Seuche des Ärzte-Mangels und der Praxis-Schließungen im ländlichen Raum Wickedes immunisieren können.

Auf Anregung aus der heimischen Ärzteschaft hat Michalzik interessierte Mediziner deshalb für den morgigen Mittwochnachmittag (15. Januar 2020) zum Dialog ins Rathaus geladen, um über lebenserhaltende Maßnahmen für das örtliche Hausärzte-Netz nachzudenken.

Einer intensivmedizinischen Behandlung – wie in einigen Nachbarkommunen – bedarf es in Wickede allerdings zum Glück noch nicht. Denn hier am Rande des Sauerlandes sind die Vitalfunktionen des Gesundheitssystems noch in Ordnung.

Aber durch ihren Beruf wissen die Mediziner: Ab einem gewissen Alter ist Vorsorge überaus ratsam. – Dem stimmt auch Michalzik zu. Er begrüßt die Bereitschaft der Mediziner zum Gedankenaustausch.

Gemeinde hat offiziell keine Zuständigkeiten im Gesundheitswesen

Zuständigkeiten in der Gesundheitsversorgung habe die Gemeinde zwar nicht, aber im Interesse ihrer Bürger möchte die Kommune mit den Hausärzten nach der richtigen Medizin zur Linderung des Problems suchen, sprich: die heimischen Hausärzte bei Lösungen von Nachfolge-Regelungen bestmöglich unterstützen.

Schließlich geht es auch darum, dass die langjährigen Patienten der örtlichen Praxen mit Eintritt eines Arztes in den wohlverdienten Ruhestand nicht im Regen stehen gelassen werden. Denn dann könnten bei Erkältungs- und Grippewellen nicht nur die Plätze in den Wartezimmern knapp werden, sondern so mancher Kranke würde vielleicht selbst bei akuten Erkrankungen gar keinen Termin mehr von den Sprechstundengehilfinnen bekommen. – Zumal bereits jetzt manche Praxis überfüllt und mancher Arzt ausgelastet oder sogar überlastet ist.

Politische Vorsorge für eine medizinische Grundversorgung

Deshalb ist die politische Vorsorge für eine medizinische Grundversorgung in der Gemeinde Wickede (Ruhr) ein wichtiges Thema, welches auch so manchen Bürger bewegt.

Zumal Nachbarstädte wie Menden und Werl bereits teilweise erheblich an dem Virus der Versorgungsknappheit leiden. Patienten pilgern deshalb bereits seit geraumer Zeit von dort in die Hausarztpraxen der Ruhrgemeinde.

Und die Wickeder Ärzte wollen einem eigenen Burnout oder Herzinfarkt angesichts einer drohenden Überlastung durch eine zunehmende Patienten-Flut entgegen wirken.

Außerdem möchten sie natürlich ihre lieb gewonnenen Patienten auch in Zukunft gut betreut wissen.

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

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Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) hat die örtlichen Hausärzte zum gemeinsamen Gespräch ins Rathaus der Gemeinde Wickede (Ruhr) eingeladen. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) hat die örtlichen Hausärzte zum gemeinsamen Gespräch ins Rathaus der Gemeinde Wickede (Ruhr) eingeladen. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER