Zwei Wickeder SPD-Bürgermeisterkandidatinnen

26. Januar 2020

WICKEDE (RUHR). „Auf die Plätze. Fertig. Soest.“ – Mit diesem Slogan tritt die Wickeder Sozialdemokratin Bärbel Dittrich (59) überraschend zur Kommunalwahl am 13. September 2020 in der Kreisstadt als Kandidatin für das dortige Bürgermeisteramt an.

Der SPD-Stadtverband Soest hat die Wickederin am vergangenen Donnerstagabend (23. Januar 2020) einstimmig zur Herausforderin des amtierenden Bürgermeisters Dr. Eckhard Ruthemeyer (59, CDU) nominiert. Der Jurist ist seit 1999 erster hauptamtlicher Bürgermeister der Stadt Soest.

Damit sei er länger im Amt als Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) monieren die Sozialdemokraten der 48.000-Einwohner-Stadt und möchten dies mit Hilfe von Bärbel Dittrich ändern, die als redegewandte und durchsetzungsstarke Frau von den Genossen charakterisiert wird.

Wenngleich Dittrich von auswärts kommt und keine Amtserfahrung hat, sehen die Soester Sozialdemokraten durchaus eine Chance für einen Wechsel. Denn Ruthemeyers CDU ist mit 18 Mandatsträgern zwar die stärkste Fraktion im politischen Rat der Stadt Soest, hat allerdings bei weitem nicht die Mehrheit in dem Entscheidungsgremium. Denn mit 13 Sitzen bildet die SPD die stärkste Oppositionspartei. Und weitere 19 Sitze teilen sich die kleineren im Rat vertretenen Parteien und politischen Vereinigungen wie AfD, Bündnis’90/Die Grünen, Bürgergemeinschaft, FDP, Junges Soest, Linke und SO! sowie ein parteiloser ehemaliger Mandatsträger der Piraten, die jeweils zwischen ein und vier Sitze haben.

„Wir haben mit Bärbel Dittrich eine starke Alternative für einen Neuanfang und gegen den festgefahrenen Status Quo in Soest“, skandieren die Sozialdemokraten.

Wickederin hat Erfahrungen als Sport-Funktionärin

Über sich selbst sagt die Wickederin: „Nunmehr 41 Jahre bin ich mit meinem Mann Stefan zusammen. Wir haben zwei erwachsene Söhne und leben bereits über 25 Jahre in Wickede (Ruhr). Seit 30 Jahren führen wir ein Familienunternehmen mit Sitz in Berlin und Wickede.“

Und weiter: „Aufgewachsen bin ich, als Tochter eines Arbeiters und der Leiterin eines Lebensmittelgeschäfts, in einer Großfamilie direkt unter den Zechentürmen der Zeche Osterfeld und dem Kirchturm der katholischen Kirche.

Wir lebten bereits in einem Sechsfamilien-Multi-Kulti-Haus mit spanischen, türkischen und jugoslawischen Familien zusammen, als das Wort Integration noch nicht in der Gesellschaft bekannt war.

Ich besuchte eine der ersten Gesamtschulen des Landes NRW, die Gesamtschule Osterfeld, die ich mit dem Abitur abgeschlossen habe.

Ohne den Leitgedanken der SPD "Aufstieg durch Bildung" hätte ich wahrscheinlich nie das Abitur gemacht.

Auf der Gesamtschule wurde auch mein sportliches Talent für die Leichtathletik und später auch den Fußball entdeckt.

Seit meinem 10. Lebensjahr bis heute fühle ich mich dem Sport verbunden.

Trotz abgeschlossener Ausbildung war ich daher nicht als Lehrerin tätig, sondern habe meine Leidenschaft zum Beruf gemacht und hauptamtlich in Sportvereinen gearbeitet.

Ehrenamtlich setze ich mich seit über 40 Jahren für Gleichberechtigung und das Miteinander im Sport ein. Auf den unterschiedlichsten Ebenen vom Sportverein bis zum Landessportbund NRW habe ich Sportentwicklung gestaltet. Zur Zeit mache ich dies als Vorsitzende des KSB Soest.“

Bärbel Dittrich ist seit 2014 auch Mitglied des Soester Kreistages. Sie ist dort Vorsitzende des Gesundheits-Ausschusses. – Andere politische Ämter hat sie aktuell sonst nicht.


Fragen unseres lokalen Nachrichten-Portals an Bärbel Dittrich

Unser lokales Nachrichten-Portal „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ hat der Wickederin nach Bekanntgabe ihrer Kandidatur für das Soester Bürgermeister-Amt einige Fragen gestellt:


Warum sind Sie nicht als Bürgermeister-Kandidatin in Ihrer Heimatgemeinde Wickede (Ruhr) angetreten?

Weil die SPD in meiner Heimatgemeinde Wickede (Ruhr) mit Inga Westermann eine tolle Kandidatin hat.


Warum treten Sie als Herausforderin für das Bürgermeister-Amt in der zirka 25 Kilometer entfernten Kreisstadt Soest an?

Ich bin von der Soester SPD-Vorsitzenden Sandra Wulf gefragt worden, ob ich für diese Kandidatur zur Verfügung stehen würde. Und nach Beratung mit meiner Familie habe ich gerne zugesagt.


Warum denken Sie, dass Sie ohne Verwaltungsausbildung und ohne juristisches Staatsexamen zur Leitung einer Behörde wie der Soester Stadtverwaltung qualifiziert sind?

Ich habe keine Verwaltungserfahrung – aber Gestaltungserfahrung. Und als Bürgermeisterin will ich nicht nur verwalten, sondern gestalten. Es wäre auch traurig, wenn nur „trockene Juristen“ als Bürgermeister fungieren könnten. Zudem bin ich sechseinhalb Jahre in unserem Familienunternehmen in der Buchhaltung und im Controlling tätig. Ehrenamtlich habe ich zudem Erfahrungen als Sport-Funktionärin auf Kreis- und Landesebene.


Warum tun Sie sich den Stress des Wahlkampfes und danach vielleicht auch den Stress des hauptamtlichen Bürgermeister-Jobs mit 59 Jahren noch an?

Es ist für mich eine große Ehre und Freude, gefragt worden zu sein. Und ich empfinde es als eine tolle Herausforderung. Außerdem reizt mich die Stadt Soest einfach. Das ist für mich kein Stress. – Der amtierende Bürgermeister Dr. Eckhard Ruthemeyer von der CDU ist übrigens genau so alt wie ich.


Warum glauben Sie, dass Sie bei der Bürgermeister-Wahl am 13. September 2020 in Soest eine Chance haben zu gewinnen?

Der CDU-Amtsinhaber ist länger im Amt als die Bundeskanzlerin. Und in Soest gibt es eine „Wechsel-Stimmung“.


ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

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Die Wickeder Sozialdemokratin Bärbel Dittrich will Bürgermeisterin in Soest werden. ARCHIVFOTO: ALFRED GEWOHN / SPD SOEST
Die Wickeder Sozialdemokratin Bärbel Dittrich will Bürgermeisterin in Soest werden. ARCHIVFOTO: ALFRED GEWOHN / SPD SOEST