Politische Prominenz tagt direkt neben der Piste: Jubiläum und weitere Ausbau-Pläne

5. Februar 2020

ARNSBERG / WICKEDE (RUHR). Hoher Besuch auf dem „Flugplatz Arnsberg Menden“ (FAM) in Voßwinkel: Am Mittwoch (29. Januar 2020) der vergangenen Woche trafen sich im sogenannten „OBO-Hangar“ direkt neben der Start-und-Lande-Bahn am nördlichen Rande des Sauerlandes regionale und lokale Entscheidungsträger aus Politik und Verwaltung mit dem Mendener Unternehmer und Berufspiloten Ulrich Leo Bettermann (73). Mit dabei waren auch die verantwortlichen Flugplatz-Mitarbeiter und Architekt Paul Schüpstuhl aus Wimbern. Denn Anlass für das Treffen war neben dem 50-jährigen Bestehen des Verkehrslandeplatzes in diesem Jahr vor allem die Präsentation der Pläne zum weiteren Ausbau der modernen Luftverkehrsinfrastruktur-Einrichtung oberhalb des Dorfes Echthausen.

Unter anderem soll der sogenannte „Westerberg“ in nord-östlicher Richtung bis zur Gebietsgrenze zwischen dem Hochsauerlandkreis und dem Kreis Soest weiter künstlich aufgeschüttet werden, um die darauf befindliche Start-und-Lande-Bahn zu verlängern.

Start-und-Lande-Bahn soll auf knapp 1.400 Meter verlängert und auf 25 Meter verbreitert werden

Diese ursprünglich 920 Meter lange und 20 Meter breite Piste soll innerhalb der nächsten Jahre vor allem aus Sicherheitsgründen auf eine Breite von 25 Metern und eine Länge von knapp 1.400 Metern erweitert werden, hieß es seitens des privaten Flugplatz-Betreibers „OBO Bettermann“ aus Menden. Dazu muss das Tal nord-östlich der Kreisstraße um bis zu 18 Meter angeschüttet werden. Dies umfasst eine Bodenmasse von schätzungsweise rund 190.000 Kubikmetern, welche zirka 13.000 großen Lkw-Ladungen entspricht.

Geänderte Sicherheitsvorschriften der europäischen Luftverkehrsbehörde

Grund für die Erweiterung der Bahn seien vor allem geänderte Sicherheitsvorschriften durch die europäische Luftverkehrsbehörde. Zudem gelte es den Status als Schwerpunktverkehrslandeplatz für den Geschäftsreiseluftverkehr zu erhalten und den Standard für einen gewerblichen Charterflugverkehr zu schaffen, erklärte Ulrich Bettermann.

Durch einen ersten Bauabschnitt wurde die Bahn bereits im Sommer 2017 um 135 Meter ausgebaut und geht inklusive der zwei Stopp- beziehungsweise Überrollflächen von jeweils 60 Metern am Anfang und Ende der Bahn nunmehr bis fast zur Kreisstraße. – Diese Vergrößerung der Start-und-Lande-Bahn hatte die Bezirksregierung Münster als westfälische Landesluftfahrtbehörde bereits im Jahre 2013 genehmigt.

Gerichtliches Klageverfahren eines Echthauseners scheiterte

Die Klage eines Echthausener Bürgers vor dem Verwaltungsgericht in Arnsberg dagegen war gescheitert. Eine Berufung oder Revision gegen dieses Urteil wurde vom Oberverwaltungsgericht Münster abgewiesen. – Allerdings führte der juristische Streit bei der Fertigstellung des damaligen Bauabschnitts zu einer Verzögerung von etwa zwei Jahren.

Geriffelte Asphaltschicht und moderne Befeuerung sollen für noch mehr Sicherheit sorgen

Im Rahmen der Verlängerung und Verbreiterung in einem zweiten Bauabschnitt soll die Start-und-Lande-Bahn zudem eine geriffelte Asphaltschicht erhalten, damit Regen- und Tauwasser besser abfließen können, um so mehr Grip für die Reifen beim Abbremsen der landenden Flugzeuge zu bekommen.

Außerdem soll die inzwischen 50 Jahre alte „Befeuerung“ entlang der Piste modernisiert werden, damit neue Licht- und Funksignale weiterhin sichere Starts und Landungen bei schlechtem Wetter und in der Nacht ermöglichen.

Politiker und Pilot Friedrich Merz (CDU) wünscht sich satellitengestütztes GPS-Anflugverfahren

Nicht zuletzt auf Anregung des kurz bei dem Treffen in der vergangenen Woche anwesenden CDU-Politikers Friedrich Merz, der selbst Pilot ist und zwei eigene Flugzeuge am Verkehrslandesplatz in seiner Heimatstadt Arnsberg stationiert hat, wünschen sich die Flugplatz-Betreiber ein satellitengestütztes GPS-Anflugverfahren, um Starts und Landungen von dafür ausgerüsteten Flugzeugen sicherer zu machen und auch einen Flugbetrieb bei Schlechtwetterlagen mit niedrigen Wolken zu ermöglichen.

Denn bislang ist auf dem Arnsberger Flugplatz nur der sogenannte „VFR-Sichtflug“ und kein „ILS-Instrumentenanflug“ zulässig. Beim Instrumentenflug navigiert der Pilot auch ohne Sicht („blind“) anhand technischer Vorgaben – wie dies bei Verkehrsflugzeugen für die Fracht- und Passagierbeförderung längst üblich ist. Die Installation des GPS-Verfahrens wäre ein Schritt in die Richtung mehr Sicherheit.

Keine wesentliche Ausweitung des Luftverkehrs durch Vergrößerung der Start-und-Lande-Bahn

Eine wesentliche Ausweitung des Luftverkehrs durch mehr oder schwerere Flugzeuge durch die Start-und-Lande-Bahn-Verlängerung und das GPS-Verfahren sei aber nicht vorgesehen, versicherten Ulrich Bettermann und die Sprecher der Flugplatz-Betreiber-Gesellschaft auf kritische Nachfrage der Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) von der direkt angrenzenden Gemeinde Wickede (Ruhr) und Bürgermeister Hubert Wegener (parteilos) von der Gemeinde Ense. Einige Siedlungsbereiche dieser beiden Kommunen sind vom Überflug der in Arnsberg startenden und landenden Flugzeuge teilweise durch eine entsprechende Lärmimission betroffen.

Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) drängt auf Erhalt der Streckenführung der Kreisstraße 22

„Für die Gemeinde Wickede (Ruhr) erscheint nach einer ersten, vorläufigen Einschätzung eine Verlängerung (…) (der Start-und-Lande-Bahn, Anm. d. Red.) aus zwingenden Sicherheitsgründen vertretbar, wenn dabei die Kreisstraße wie bisher erhalten bleibt und nicht näher zum Ortsteil Echthausen hin verlegt wird“, erklärte Wickedes Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) dazu am 31. Januar 2020. Neben ihm hatten auch Fachbereichsleiter Markus Kleindopp und Ortsvorsteher Rainer Belz (CDU) an dem Termin auf dem Flugplatz teilgenommen.

Keine zusätzlichen Flugbewegungen und keine größeren Flugzeuge mit mehr Gewicht

Michalzik betonte weiter: „Maßgeblich ist für Wickede (Ruhr) und Echthausen aus Sicht von Bürgermeister und Ortsvorsteher weiterhin, das keine zusätzlichen Flugbewegungen erlaubt werden und die bisherigen Gewichtsbegrenzungen für Flugzeuge Bestand behalten.

Wenn die Aufschüttung für eine längere Start-und-Lande-Bahn eine zusätzliche Abschirmung gegen Motorenlärm vom Motocross-Club Voßwinkel bewirken kann, wäre das möglicherweise ein positiver Nebeneffekt. Das können aber nur vorläufige Einschätzungen mit gebotener Zurückhaltung in der Sache sein.“

Kommune wartet zur offiziellen Stellungnahme das Genehmigungsverfahren ab

Für eine offizielle Stellungnahme aus der Sicht der Gemeinde Wickede (Ruhr) warte die Kommune auf das luftrechtliche Verfahren der Bezirksregierung Münster, so Michalzik. Damit rechne er im Laufe dieses oder des nächsten Jahres, meinte der Wickeder Bürgermeister: „Dann werden wir die Planunterlagen gründlich prüfen, bewerten und auch im Gemeinderat zum Thema machen.“

Hundert Meter langer Tunnel unter dem neuen Stück der Start-und-Lande-Bahn

Im Gespräch der Behördenleiter sowie Kommunal- und Landespolitiker ging es unter anderem auch um die Übertunnelung der Kreisstraße 22 zwischen Echthausen und Voßwinkel über die der Erdwall der Start-und-Lande-Bahn hinweggeführt werden soll. Eine Verlegung der Fahrbahn sei damit nicht erforderlich, betonte Architekt Paul Schüpstuhl. Eine wellblech-ähnlich strukturiere Tragkonstruktion der Unterführung im Innern stelle ein Unternehmensbereich von „OBO Bettermann“ selbst in Südafrika her.

Als Beispiel für eine solche Konstruktion zeigte Schüpstuhl eine Aufnahme aus Winterberg, wo eine Bundesstraße mittels eines Tunnels unter einer Skiabfahrtbahn hergeführt wird.

Die Kreisstraße 22 zwischen Echthausen und Voßwinkel soll über eine Strecke von rund 100 Metern durch die Unterführung laufen. Am Fuß wird dieser Tunnel für Straße sowie Rad- und Fußweg voraussichtlich eine Breite von mehr als zwölf Metern umfassen. Der Scheitelpunkt der halbrunden Durchfahrt liegt bei einer Höhe von zirka fünf Metern.

Zwei Regierungspräsidenten, drei Kreis-Vertreter und fünf Bürgermeister

An dem prominent besetzten Treffen auf dem Flugplatz nahmen neben den Wickeder Vertretern auch die Regierungspräsidentin Dorothee Feller (CDU) von der Bezirksregierung Münster als zuständiger Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde für den Luftverkehr in Westfalen und Regierungspräsident Josef Vogel (CDU) aus Arnsberg teil, wozu der Standort des Flugplatzes gebietsmäßig gehört. Außerdem waren die Landräte Dr. Karl Schneider (CDU) vom Hochsauerlandkreis und Thomas Gemke (CDU) vom Märkischen Kreis sowie Regionalentwicklungsleiter Dr. Jürgen Wutschka vom Kreis Soest anwesend, der Landrätin Eva Irrgang (CDU) vertrat. Hinzu kamen die Bürgermeister von Arnsberg, Ense, Hemer, Menden und Wickede (Ruhr). Die Ruhrgemeinde war zudem durch den Echthausener Ortsvorsteher Rainer Belz (CDU) und Fachbereichsleiter Markus Kleindopp aus dem Rathaus vertreten.

Büro-Gebäude soll auf drei Etagen aufgestockt werden: Sitz für "OBO DIGITAL"

Bettermann erklärte zudem, dass er beabsichtige das bislang eingeschossige Büro-Gebäude des Flugplatzes um zwei Etagen aufzustocken. Hier wolle er den „Digital Bereich“ der OBO-Bettermann-Unternehmensgruppe ansiedeln, der sich aktuell noch in Köln befindet.

Im Sauerland sei es allerdings immer noch schwierig hierfür entsprechende Fachleute zu finden. Mittels Elektro-Fahrrädern und des Schienenanschlusses am Bahnhof in Wickede böte sich allerdings – aus seiner Sicht – auch eine gute Anbindung an die Großstädte des Ruhrgebiets. Deshalb halte er den Flugplatz-Standort für diesen Geschäftsbereich durchaus für geeignet.

Flugleiter im Tower behält weiter die Übersicht

Die Tower-Kanzel auf dem anschließenden Gastronomie-Gebäude bildet das vierte und somit höchste Stockwerk des Gebäudekomplexes, so dass der Flugleiter von dort auch künftig weiterhin den ganzen Platz und umliegenden Luftraum im Auge behalten kann.

Baumaßnahmen für rund fünf Millionen Euro sollen binnen fünf Jahren erfolgen

Die gesamten Modernisierungs- und Erweitungsmaßnahmen sollen ersten Schätzungen zufolge rund fünf Millionen Euro kosten und möglichst spätestens innerhalb der nächsten fünf Jahre realisiert werden.

Die Zusammenkunft mit Behördenleitern und Politikern in der vergangenen Woche diente zu einem ersten Gedankenaustausch.

Bedeutung des Verkehrslandeplatzes für Geschäftsreiseluftverkehr der heimischen Wirtschaft

Die Flugplatz-Betreiber betonten die Bedeutung des Verkehrslandeplatzes vor allem für die lokal verbundenen aber global agierenden Wirtschaftsunternehmen der Region Südwestfalen. Denn via Luftlinie seien Zweigniederlassungen im In- und Ausland ebenso wie Kunden und Lieferanten schnell erreichbar und man sei nicht auf bodengebundene Verkehrsmittel angewiesen, da es auf Straßen immer wieder zu endlosen Staus und im Schienenverkehr der Bahn zu Verspätungen und Ausfällen käme. Für die Manager der heimischen Industrie sei (Reise-)Zeit aber gleich Geld und deshalb sei eine günstige Anbindung an der Luftverkehr wichtig.

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“


IN EIGENER SACHE: Wir machen darauf aufmerksam, dass die Flugplatzgesellschaft und die Unternehmensgruppe OBO Bettermann auch Kunden der Werbeagentur ad medien GmbH sind, die das lokale Nachrichten-Portal „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ publiziert. Unsere redaktionelle Berichterstattung über Anzeigenkunden und Sponsoren bleibt trotzdem sachlich und neutral sowie – falls notwendig – auch kritisch.

Landrat Thomas Gemke (CDU) vom Märkischen Kreis, Regierungspräsident Hans-Josef Vogel (CDU) von der Bezirksregierung Arnsberg, Regierungspräsidentin Dorothee Feller (CDU) von der Bezirksregierung Münster, der Mendener Unternehmer und Berufspilot Ulrich Leo Bettermann, Landrat Dr. Karl Schneider (CDU) vom Hochsauerlandkreis und CDU-Politiker und Pilot Friedrich Merz (von links) am Mittwoch (29. Januar 2020) im OBO-Hangar des Flugplatzes Arnsberg-Menden (FAM) vor einem zweistrahligen Düsenjet der Firma OBO – Auch ein Vertreter der Kreisverwaltung Soest sowie die Bürgermeister der Städte und Gemeinden Arnsberg, Ense, Hemer, Menden und Wickede (Ruhr) nahmen an den Treffen der Entscheidungsträger aus Politik und Verwaltung teil (nicht im Bild). FOTO: ANDREAS DUNKER
Landrat Thomas Gemke (CDU) vom Märkischen Kreis, Regierungspräsident Hans-Josef Vogel (CDU) von der Bezirksregierung Arnsberg, Regierungspräsidentin Dorothee Feller (CDU) von der Bezirksregierung Münster, der Mendener Unternehmer und Berufspilot Ulrich Leo Bettermann, Landrat Dr. Karl Schneider (CDU) vom Hochsauerlandkreis und CDU-Politiker und Pilot Friedrich Merz (von links) am Mittwoch (29. Januar 2020) im OBO-Hangar des Flugplatzes Arnsberg-Menden (FAM) vor einem zweistrahligen Düsenjet der Firma OBO – Auch ein Vertreter der Kreisverwaltung Soest sowie die Bürgermeister der Städte und Gemeinden Arnsberg, Ense, Hemer, Menden und Wickede (Ruhr) nahmen an den Treffen der Entscheidungsträger aus Politik und Verwaltung teil (nicht im Bild). FOTO: ANDREAS DUNKER
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Der eingeschossige Büro-Trakt des Flugplatz-Gebäudes soll um zwei Etagen aufgestockt werden und künftig der Sitz von "OBO digital" werden. Höchster Punkt bleibt weiterhin die Tower-Kanzel. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Der eingeschossige Büro-Trakt des Flugplatz-Gebäudes soll um zwei Etagen aufgestockt werden und künftig der Sitz von "OBO digital" werden. Höchster Punkt bleibt weiterhin die Tower-Kanzel. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Die Start-und-Lande-Bahn des Flugplatzes Arnsberg-Menden (FAM) soll über die Kreisstraße 22 zwischen Echthausen und Voßwinkel hinweg bis zur Grenze des Hochsauerlandkreises verlängert werden. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Die Start-und-Lande-Bahn des Flugplatzes Arnsberg-Menden (FAM) soll über die Kreisstraße 22 zwischen Echthausen und Voßwinkel hinweg bis zur Grenze des Hochsauerlandkreises verlängert werden. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Die Fahrbahn der K 22 soll auf einer Strecke von rund hundert Metern übertunnelt werden. Bereits jetzt reicht der Erddamm bis fast zur Straße. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Die Fahrbahn der K 22 soll auf einer Strecke von rund hundert Metern übertunnelt werden. Bereits jetzt reicht der Erddamm bis fast zur Straße. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER