Parteien und Kandidaten nehmen kontrovers Stellung zu Millionen-Projekt in Wickeder Ortsmitte

17. August 2020

WICKEDE (RUHR). "Wenn wir wirklich einen nenneswerten Betrag im kommenden Haushalt einsparen wollen, dann sollten wir die Finger zunächst einmal von den erforderlichen Investitionen für die Bebauung des Mannesmann-Geländes in Höhe von 1,6 Millionen Euro lassen. Zumindest so lange, bis die Auswirkungen der Corona-Krise hinter uns liegen und wir eine halbwegs verlässliche Finanzplanung für die kommenden Jahre aufstellen können", erläuterte Vorsitzender Andreas Pietsch von der Bürgergemeinschaft Wickede e. V. (BG) am Wochenende in einem Exklusiv-Interview mit unserem lokalen Nachrichten-Portal "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE". Auf Anfrage unserer Redaktion haben sich auch die beiden Wickeder Bürgermeister-Kandidaten Dr. Martin Michalzik (CDU) und Inga Westermann (SPD) sowie die örtlichen Parteivorsitzenden der FDP und der Grünen, Patrick Wessel und Lothar Kemmerzell, zu dem Thema geäußert.

Der amtierende Rathaus-Chef und CDU-Kandidat Dr. Martin Michalzik erklärte zu der Äußerung des BG-Vorsitzenden Pietsch: "In der BG vermisse ich im Moment eine klare Linie. Der Vereinsvorsitzende Andreas Pietsch sagt, abwarten und nicht bewegen. Der Fraktionsvorsitzende Uwe Eder meint, machen wir einen Park daraus." Er denke hingegen: "Als Standort für gefragte Wohnungen im Zentrum ist das Gelände prima. Neues Leben dort wäre gut für den Einzelhandel im Dorf." Zuzug, Kauf- und Steuerkraft seien auf lange Sicht ein Gewinn für die Gemeinde Wickede (Ruhr). Michalzik: "Daher halte ich es für richtig, den Weg weiterzugehen. Wir sollten die Chance, mit dem Altlastenverband hier einen Impuls zu geben, nicht verspielen."

Sozialdemokraten zeigen sich abwartend, wollen generell aber Wohnbebauung

Inga Westermann als Bürgermeister-Kandidatin und Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Wickede (Ruhr) gibt sich hingegen abwartender: "Wir möchten die weiteren Informationen zur Sanierungsuntersuchung abwarten", betonte sie am heutigen Montag (17. August 2020) gegenüber "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE". Und weiter: "Ein Gelände zu kaufen und dann nicht weiter zu entwickeln steht unseren Wünschen nach nachhaltigem, bezahlbarem und bedarfsgerechtem Wohnungsbau jedoch entgegen." – In der Vergangenheit hatte die SPD-Fraktion für sozialen Wohnungsbau auf der von der Kommune erworbenen Industrie-Brache in der Wickeder Ortsmitte plädiert, die zuvor aber teuer saniert und von Altlasten befreit sowie von der Gemeinde oder einem Investor erschlossen werden müsste.

Liberale: Nicht nur das Gelände sondern auch das darin investierte Kapital der Kommune liegt brach

Seitens des FDP-Ortsverbandes erklärte deren neuer Vorsitzender Patrick Wessel uns gegenüber auf Anfrage: "Weitere Verzögerungen bei den Maßnahmen auf dem Mannesmann-Gelände können und wollen wir nicht befürworten." Zum einen läge das Gelände "gefühlt seit Ewigkeiten brach" und zum anderen könnte die Gemeinde mit einer Bebauung den lokalen Wohnungsmangel etwas mindern, so Wessel. Außerdem läge derzeit nicht nur das Gelände brach, sondern das investierte Kapital der Kommune sei auch gebunden. Wessel wörtlich: "Durch den Verkauf der Grundstücke könnte die Gemeinde Einnahmen generieren und würde auch zukünftig durch die Grundsteuer profitieren." Doch dafür sei zunächst die Investition in den Abbau der Altlasten notwendig.

Grüne fänden es verlockend der BG zuzustimmen, tun es aber nicht

Lothar Kemmerzell als Partei- und Fraktionsvorsitzender von "Bündnis 90 / Die Grünen" in Wickede (Ruhr) sagte spontan:"Als Parteivorsitzender und Wahlkämpfer ist es verlockend Herrn Pietsch zuzustimmen!" Doch als verantwortliches Ratsmitglied und als Frakionsvorsitzender würde er das Thema erst basisdemokratisch beraten, bevor er sich öffentlich abschließend dazu äußere. Zudem wolle er erst die Beratungen im Fachausschuss für Planung, Bau und Umwelt abwarten, bevor er konkreter Stellung bezöge.

Einzelkandidat Cajus Chrachus Steffen hat eine ganz klare Meinung

Stellung bezog auch der parteilose Einzelkandidat Cajus Chrachus Steffen zu der Äußerung von BG-Vorsitzendem Andreas Pietsch in unserem Interview. "Mir geht dieser Schritt nicht weit genug!" erklärte Steffen. Dem politischen Rat der Gemeinde Wickede (Ruhr) hätte die Verwaltung die Kosten für das Mannesmann-Projekt immer "schön geredet". Anfangs hätte man von Kosten in Höhe von maximal 400.000 Euro gesprochen. Auch der heutige CDU-Fraktionsvorsitzende Thomas Fabri habe in der Vergangenheit selbst mal die Variante einer – wenn auch teuren – Parkanlage auf dem ehemaligen Mannesmann-Gelände ins Gespräch gebracht, daran könne er sich noch erinnern. Angesichts der inzwischen enormen "Kostenexplosion", die die beim Bau der kommunalen Sekundarschule im Hövel noch bei weitem überträfe, könne er angesichts der desolaten Finanzlage der Gemeinde Wickede (Ruhr) nur laut und deutlich "STOP!!!" sagen. Original-Ton Cajus Chrachus Steffen: "Es heißt zwar immer wir haben A gesagt, nun müssen wir auch B sagen! Wir sind aber schon bei D … Wollen wir bis Z? – Ich nicht!"

Veranstaltung soll über Ergebnisse der Bodenuntersuchung des AAV's informieren

Zur weiteren öffentlichen Diskussion bezüglich der Aufbereitung des ehemaligen Mannesmann-Werkgeländes für künftige Nutzungen haben die örtlichen Politiker vor der Kommunalwahl am 13. September 2020 übrigens in der kommenden Woche noch einmal Gelegenheit. Denn in der kommenden Woche steht das Thema am Dienstag, 25. August 2020, ab 17 Uhr auf der Agenda einer Veranstaltung im großen Saal des Bürgerhauses in Wickede und danach auch auf der Tagesordnung des Ausschusses für Planung, Bau und Umwelt des politischen Rates der Gemeinde Wickede (Ruhr), der am selben Ort am 1. September 2020 , um 18 Uhr, letztmals in seiner jetzigen Konstellation zusammenkommt und sicherlich über die vorliegenden Ergebnisse der Bodenuntersuchung des Altlastenverbandes NRW (AAV) diskutieren wird.

Für Bürgermeister Michalzik besitzt die Entwicklung der Brache eine außerordentliche Bedeutung

Für den amtierenden und vielleicht auch künftigen Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) steht jedenfalls fest, dass die zukünftige Nutzung des ehemaligen Mannesmann-Geländes für die Gemeindeentwicklung "einen außerordentlichen Stellenwert" besäße. Dies ergäbe sich aus der zentralen Lage, aus ihrer Berücksichtigung im "Integrierten Entwicklungskonzept" (Zukunftsplan) der Gemeinde Wickede (Ruhr) sowie den möglichen Kosten und Nutzen, die sich damit verbänden, so Michalzik.

ANDREAS DUNKER für "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE"

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Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) auf der mit Altlasten verseuchten Industriebrache des ehemaligen Mannesmann-Geländes in der Wickeder Ortsmitte, welches er sanieren und weiter entwickeln möchte. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) auf der mit Altlasten verseuchten Industriebrache des ehemaligen Mannesmann-Geländes in der Wickeder Ortsmitte, welches er sanieren und weiter entwickeln möchte. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Die Untersuchungen des Altlastenverbandes NRW (AAV) für die Industriebrache des ehemaligen Mannesmann-Geländes in der Ortsmitte in Wickede liegen nun vor. Dazu gab es unter anderem Probebohrungen vor Ort (Bild). ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Die Untersuchungen des Altlastenverbandes NRW (AAV) für die Industriebrache des ehemaligen Mannesmann-Geländes in der Ortsmitte in Wickede liegen nun vor. Dazu gab es unter anderem Probebohrungen vor Ort (Bild). ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Vertreter der Gemeindeverwaltung Wickede (Ruhr) und des Altlastenverbandes NRW (AAV) bei einem Ortstermin auf der Industriebrache des ehemaligen Mannesmann-Geländes in der Ortsmitte in Wickede ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Vertreter der Gemeindeverwaltung Wickede (Ruhr) und des Altlastenverbandes NRW (AAV) bei einem Ortstermin auf der Industriebrache des ehemaligen Mannesmann-Geländes in der Ortsmitte in Wickede ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Blick auf die noch unsanierte und unbebaute Teilfläche des ehemaligen Mannesmann-Geländes aus einem Hubsteigerkorb vom Bernhard-Bauer-Park aus. Im Hintergrund: das Gesundheitswerk, rechts: der neue ALDI-Disounter-Markt – das neue EDEKA-Center war zum Zeitpunkt dieser Aufnahme noch nicht erbaut. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Blick auf die noch unsanierte und unbebaute Teilfläche des ehemaligen Mannesmann-Geländes aus einem Hubsteigerkorb vom Bernhard-Bauer-Park aus. Im Hintergrund: das Gesundheitswerk, rechts: der neue ALDI-Disounter-Markt – das neue EDEKA-Center war zum Zeitpunkt dieser Aufnahme noch nicht erbaut. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Früher war das Röhrenwerk in der Wickeder Ortsmitte mit mehr als 900 Beschäftigten zeitweise der größte Arbeitgeber. Auf der alten Luftaufnahme sieht man die flächendeckende Bebauung des großen Industrieareals mit seinem markanten Ziegelschornstein. Zur Orientierung für die jüngere Generation: Links mittig ist der Altbau des heutigen Senioren-Hauses St. Josef zu sehen. Der Rissenkamp gegenüber ist damals noch unbebautes Weideland.  ARCHIVFOTO: HISTORISCHE SAMMLUNG ANDREAS DUNKER
Früher war das Röhrenwerk in der Wickeder Ortsmitte mit mehr als 900 Beschäftigten zeitweise der größte Arbeitgeber. Auf der alten Luftaufnahme sieht man die flächendeckende Bebauung des großen Industrieareals mit seinem markanten Ziegelschornstein. Zur Orientierung für die jüngere Generation: Links mittig ist der Altbau des heutigen Senioren-Hauses St. Josef zu sehen. Der Rissenkamp gegenüber ist damals noch unbebautes Weideland. ARCHIVFOTO: HISTORISCHE SAMMLUNG ANDREAS DUNKER
Früher war das Röhrenwerk in der Wickeder Ortsmitte mit mehr als 900 Beschäftigen zeitweise der größte Arbeitgeber. Auf der alten Luftaufnahme sieht man die flächendeckende Bebauung des großen Industrieareals mit seinem markanten Ziegelschornstein. Zur Orientierung für die jüngere Generation: Links mittig ist der Altbau des heutigen Senioren-Hauses St. Josef zu sehen. Der Rissenkamp gegenüber ist damals noch unbebautes Weideland.  ARCHIVFOTO: HISTORISCHE SAMMLUNG ANDREAS DUNKER
Früher war das Röhrenwerk in der Wickeder Ortsmitte mit mehr als 900 Beschäftigen zeitweise der größte Arbeitgeber. Auf der alten Luftaufnahme sieht man die flächendeckende Bebauung des großen Industrieareals mit seinem markanten Ziegelschornstein. Zur Orientierung für die jüngere Generation: Links mittig ist der Altbau des heutigen Senioren-Hauses St. Josef zu sehen. Der Rissenkamp gegenüber ist damals noch unbebautes Weideland. ARCHIVFOTO: HISTORISCHE SAMMLUNG ANDREAS DUNKER