Zu wenig bezahlbarer Wohnraum für einkommensschwächere Singles

20. August 2020

WICKEDE (RUHR). In Wickede gibt es zu wenig bezahlbaren Wohnraum für junge Leute, die sich als heranwachsende Singles von ihrem Elternhaus lösen und trotzdem vor Ort bleiben wollen. – Dies ist ein Ergebnis einer Diskussionsrunde des "Offenen Jugendtreffs" (OT) der evangelischen Kirchengemeinde mit Vertretern der lokalen Politik.

Der Rat von Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU), dass es auch ganz, gut sei mal über den eigenen Kirchturm hinaus zu fliegen und sich in jungen Jahren ein Nest in der Fremde zu suchen, ist zwar sicherlich nicht ganz falsch.

Trotzdem stieß diese etwas platte Ausrede des Rathaus-Chefs bei den anderen Partei-Vertretern in Wahlkampf-Zeiten nicht auf Gegenliebe. So forderten Grüne und Sozialdemokraten eine Lösung des Problems durch mehr sozialen Wohnungsbau mit kommunalen und staatlichen Fördermitteln.

Nur so könne die Gemeinde Wickede (Ruhr) dem fehlenden bezahlbaren Wohnungsangebot für den heimattreuen Nachwuchs entgegenwirken, erklärten SPD-Bürgermeister-Kandidatin Inga Westermann und SPD-Fraktionsgeschäftsführer Julian Bräker sowie Lothar Kemmerzell als Vorsitzender der Partei und der Ratsfraktion von "Bündnis 90 / Die Grünen".

Erhebliche Schwierigkeiten günstigen Wohnraum in Wickede zu finden

Der 20-jährige Arthur hatte zuvor erklärt, dass er und seine Alterskameraden erhebliche Schwierigkeiten hätten, eine eigene billige Bleibe in der Ruhrgemeinde zu finden.

Auch die kommunale Streetworkerin Bianca Strauß, die den "Politischen Sommer" im sogenannten Pfarrgarten hinter dem Martin-Luther-Haus am heutigen Donnerstagabend (20. August 2020) moderierte, bestätigte im Gespräch mit unserem lokalen Nachrichten-Portal "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE", dass der Wohnungsmarkt für finanzschwache Singles in Wickede "leergefegt" sei. Sie habe selbst versucht einer jungen Frau bei der Wohnungssuche in Wickede zu helfen und habe keine adäquaten Angebote auf dem Immobilien-Markt gefunden.

Insbesondere in zentraler Lage in der Ortsmitte gäbe es keine entsprechenden Wohnungen für Interessierte, beklagten die Jugendlichen bei der Veranstaltung unter freiem Himmel. Auch aus ihrem Freundeskreis würde ihnen dieses Problem immer wieder bestätigt. So bliebe den jungen Wickedern häufig nichts anderes übrig als aus der Ruhrgemeinde fortzuziehen.

Ob diese dann irgendwann mit einer jungen Familie wieder nach Wickede heimkehren, um sich dann dauerhaft hier nieder zu lassen, wie es Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) sich wünschen würde, bleibt fraglich.

Mehrere kommunale Mietshäuser in der Amtszeit von Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU)  privatisiert

In seiner Amtszeit wurden übrigens mehrere kommunale Mietshäuser der Gemeinde Wickede (Ruhr) an private Investoren wie die Volksbank Wickede (Ruhr) eG und andere verkauft.

Den Erwerb der teuren Siedlungsparzellen in den während der letzten Jahre erschlossenen Neubaugebieten können sich ärmere Wickeder Familien hingegen wohl nicht leisten. So wurde bekanntlich etwa die Hälfte des Baulandes "An der Chaussee" oberhalb der Nordstraße an auswärtige Häuslebauer verkauft, die teilweise aus dem benachbarten Ruhrgebiet kommen, wo die Grundstückspreise wesentlich höher als hier auf dem Lande sind.

ANDREAS DUNKER für "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE"

Diskussionsrunde "Politischer Sommer" mit Kommunalpolitikern und dem Offenen Jugendtreff "OT" der evangelischen Kirchengemeinde Wickede (Ruhr). Moderiert wurde die Veranstaltung von der kommunalen Streetworkerin Bianca Strauss. PANORAMA-FOTO: ANDREAS DUNKER
Diskussionsrunde "Politischer Sommer" mit Kommunalpolitikern und dem Offenen Jugendtreff "OT" der evangelischen Kirchengemeinde Wickede (Ruhr). Moderiert wurde die Veranstaltung von der kommunalen Streetworkerin Bianca Strauss. PANORAMA-FOTO: ANDREAS DUNKER

Kommentar:

Wie kann günstiger Wohnraum in Wickede geschaffen werden?

Politisches Mantra der Christdemokraten bei der Ausweisung von Neubaugebieten ist angeblich ja ein Entgegenwirken der zunehmenden Überalterung der Wickeder Bevölkerung.

Wenn die Gemeinde Wickede (Ruhr) allerdings einerseits junge Familien von auswärts hier neu ansiedelt, aber parallel junge Wickeder durch Wegzug auf Grund des offenbaren Wohnungsmangels als Bürger verliert, scheint dies absurd zu sein.

Der Mitte September neu zu wählende Bürgermeister und sein Gemeinderat sollten sich jedenfalls mit diesem Widerspruch mal intensiv beschäftigten und überlegen, ob die Gemeinde sich mit Kooperationspartnern doch vielleicht wieder mehr um den sozialen Wohnungsbau und günstige Mietwohnungen kümmern muss, nachdem auch einige ehemalige Werkssiedlungen in der Vergangenheit privatisiert wurden.

Die Kosten für Sanierung und Modernisierung von Wickeder Häusern der Soester Kreis-Wohnungs-und-Siedlungs-Genossenschaft (KWS) dürften sich übrigens ebenfalls auf die örtlichen Mietpreise ausgewirkt haben.

All' diese Faktoren sollten Rat und Verwaltung genauer unter die Lupe nehmen, damit sie dem Fortzug junger Wickeder aus ihrer Heimatgemeinde entgegenwirken können.

Teure Neubaugebiete wie das "Osterdorf" in Echthausen, der Feldweg in Wimbern und die Salmke in Wickede sind dagegen vermutlich nicht wirklich hilfreich.

Zudem müsste die Gemeinde Wickede (Ruhr) die Hausbesitzer mit leer stehendem Wohnraum besser beraten, ermuntern und unterstützen, damit diese vielleicht durch Umbauten im Altbestand günstige Appartements oder kleine Wohnungen zum günstigen Mietpreis schaffen. Auch hier sind Konzepte und Kommunikation seitens der Kommune gefragt, will diese Wickeder Singles dauerhaft an ihren Heimatort binden.

ANDREAS DUNKER für "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE"

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