Gotteshaus soll zur Hälfte wieder abgerissen werden

3. September 2020

ECHTHAUSEN. "Mit Gottes Liebe wachsen wie ein Baum" heißt es plakativ auf einem Transparent neben dem Altar. Doch in der Gemeindeversammlung in der katholischen St.-Vinzenz-Kirche in Echthausen geht es nicht um "wachsen", sondern um "schrumpfen"! Denn das dörfliche Gotteshaus ist angesichts der immer weiter sinkenden Kirchenbesucherzahlen der letzten Jahrzehnte einfach viel zu groß, meinen die Verantwortlichen aus dem Kirchenvorstand rund um Pfarrer Thomas Metten. Deshalb wollen sie den zirka 50 Jahren alten und renovierungsbedürftigen Anbau der Dorfkirche abreißen und die Zahl der Sitzplätze etwa halbieren.

Bei der Vorstellung dieses Plans durch die Echthausener Kirchenvorstandsmitglieder Bernd Stute und Thomas Deux sowie Pfarrer Thomas Metten vor zirka drei Dutzend Gemeindemitgliedern nach einer Messe am vergangenen Donnerstag (27. August 2020) gibt es keine große Diskussion und niemand redet das Problem der leeren Kirche bei den Gottesdiensten klein. Generell scheint Einsicht in die Notwendigkeit einer baulichen Veränderung zu herrschen. Denn auch die anwesenden aktiven Gemeindemitglieder finden Gottesdienste in der großen Kirche mit nur kleinen Teilnehmerzahlen häufig schlicht "ungemütlich".

Keine Proteste gegen die Pläne des Abrisses des Anbaus

Laute Proteste gegen die Pläne des Abrisses gibt es an diesem Abend nicht, wenngleich einige Gemeindemitglieder ihre Bedenken wohl im Vorfeld bereits schriftlich zu Protokoll gegeben haben, wie Pfarrer Metten und Kirchenvorstand Stute der Versammlung berichten.

Lebhafte Diskussion um künftige Ausgestaltung der kleinen Dorfkirche

Vielmehr findet eine ruhige Diskussion zur Ausgestaltung des künftig wohl halb so großen Gotteshauses statt, welches aus dem Altbau der Dorfkirche bestehen soll. Und hierzu gibt es durchaus konstruktive Kritik. Beispielsweise wird angeregt zusätzliche Plätze auf einer Orgeltribüne zu schaffen oder einen eigenen Raum für Gottesdienste mit kleineren Gruppen als Anbau an den ursprünglichen Grundriss anzufügen. Ideen, die die Verantwortlichen bei ihrer weiteren Planung vielleicht aufgreifen wollen.

Idee das Pfarrheim in die jetzige Kirche zu integrieren schnell wieder verworfen

Die Idee eventuell das Pfarrheim in das jetzige große Gotteshaus zu integrieren und bei gut besuchten Messen zu öffnen, wird von den Veranwortlichen hingegen abgelehnt. Diese Alternative habe man bereits durchdacht. Dagegen spräche, dass man vor Ort in direkter Nachbarschaft ein intaktes Pfarrheim habe und ein solches Projekt vom Erzbistum Paderborn vermutlich auch finanziell nicht gefördert würde.

Rückbau des Kirchenanbaus wird vom Erzbistum Paderborn finanziell unterstützt

Der Rückbau der Kirche hingegen würde von Paderborn dagegen sehr wohl bezuschusst, so dass die Kosten dafür trotz der immensen Baumaßnahmen für die Kirchengemeinde vor Ort voraussichtlich nicht teurer kämen, als die dringend notwendige Renovierung des Gotteshauses in seiner jetzigen Form mit Anbau, betonen Metten und Stute. Sie sehen in dem Rückbau einen Fortschritt. Denn so könnte man vielleicht einer kompletten Schließung, einem Verkauf oder gar einem Abriss der Immobilie in den nächsten Jahren entgegenwirken, da die Unterhaltungskosten für eine kleine Dorfkirche nicht so hoch seien und es so auch eine bessere Auslastung der Immobilie gäbe. Eine Dorfkirche in die das Bistum gerade erst viel Geld investiert habe, werde es sicherlich nicht so schnell ganz aufgeben, so die Mutmaßung des Kirchenvorstandes.

Wickeder Kirchengemeinde will altes Echthausener Pfarrhaus verkaufen

Trennen wolle man sich hingegen vom benachbarten Pfarrhaus, wo der ehemalige Dorfpfarrer Peter Bornhoff bis zu seinem Tode gelebt habe. Denn anders als in der leeren Vikarie in Wickede gehe man auch nicht davon aus, dass in Echthausen ein Subsidiar in die freie Immobilie einzöge. Und die Vermietung von Wohnraum an Dritte sei nicht die orginäre Aufgabe der Kirche. Deshalb wolle die Kirchengemeinde St. Antonius von Padua und St. Vinzenz das Gebäude in nächster Zeit verkaufen.

ANDREAS DUNKER für "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE"

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Der Anbau der katholischen St.-Vinzenz-Kirche in Echthausen ist rund 50 Jahre alt. FOTO: ANDREAS DUNKER
Der Anbau der katholischen St.-Vinzenz-Kirche in Echthausen ist rund 50 Jahre alt. FOTO: ANDREAS DUNKER
Bernd Stute präsentierte die Pläne des katholischen Kirchenvorstandes den Anbau der St.-Vinzenz-Kirche abzureißen und diese von der Größe her wieder auf ihren ursprünglichen Grundriss zurückzuführen.  FOTO: ANDREAS DUNKER
Bernd Stute präsentierte die Pläne des katholischen Kirchenvorstandes den Anbau der St.-Vinzenz-Kirche abzureißen und diese von der Größe her wieder auf ihren ursprünglichen Grundriss zurückzuführen. FOTO: ANDREAS DUNKER
Friedhelm Hermes gab zu überlegen, ob nicht Gotteshaus und Pfarrheim in der jetzigen St.-Vinzenz-Kirche vereint werden könnten. Für solche Modelle gäbe es Beispiele. FOTO: ANDREAS DUNKER
Friedhelm Hermes gab zu überlegen, ob nicht Gotteshaus und Pfarrheim in der jetzigen St.-Vinzenz-Kirche vereint werden könnten. Für solche Modelle gäbe es Beispiele. FOTO: ANDREAS DUNKER
Pfarrer Thomas Metten in der St.-Vinzenz-Kirche in Echthausen FOTO: ANDREAS DUNKER
Pfarrer Thomas Metten in der St.-Vinzenz-Kirche in Echthausen FOTO: ANDREAS DUNKER
Johannes Bröer zählte zu den Zuhörern, die sich bei der Versammlung der katholischen Pfarrei die Verkleinerungspläne für die St.-Vinzenz-Kirche in Echthausen anhörten. FOTO: ANDREAS DUNKER
Johannes Bröer zählte zu den Zuhörern, die sich bei der Versammlung der katholischen Pfarrei die Verkleinerungspläne für die St.-Vinzenz-Kirche in Echthausen anhörten. FOTO: ANDREAS DUNKER
Gemeindeversammlung in der katholischen St.-Vinzenz-Kirche in Echthausen – unter Coronavirus-Pandemie-Bedingungen mit viel Abstand zwischen den Teilnehmern FOTO: ANDREAS DUNKER
Gemeindeversammlung in der katholischen St.-Vinzenz-Kirche in Echthausen – unter Coronavirus-Pandemie-Bedingungen mit viel Abstand zwischen den Teilnehmern FOTO: ANDREAS DUNKER
Die markante Glaswand im hintereren Bereich der katholischen St.-Vinzenz-Kirche in Echthausen würde bei einem Abriss des Anbaus auch verschwinden. FOTO: ANDREAS DUNKER
Die markante Glaswand im hintereren Bereich der katholischen St.-Vinzenz-Kirche in Echthausen würde bei einem Abriss des Anbaus auch verschwinden. FOTO: ANDREAS DUNKER