Ernte: Bauern ziehen Bilanz

3. Oktober 2020

WICKEDE (RUHR) / KREIS SOEST. Am morgigen Sonntag, 4. Oktober 2020, ist das traditionelle Erntedank-Fest, wenngleich in diesem Jahr die brauchtümliche und kirchliche Feiern sowie Märkte vielfach auf Grund der Corona-Schutzmaßnahmen ausfallen oder in kleinerem Rahmen stattfinden. – „Das schmälert aber nicht unsere Dankbarkeit“, betont der Geseker Bauer Josef Lehmenkühler in seiner Funktion als Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Soest. Die Bauern seien dankbar für die eingebrachte Ernte, so Lehmkühler.

„Mit der Getreide-Ernte können wir im Großen und Ganzen in unserer Region zufrieden sein“, erklärte Josef Lehmenkühler. Allerdings sei die Spannbreite extrem groß gewesen. „Es gibt Flächen, auf denen haben wir Bauern richtig gut geerntet, aber auch Flächen, da fiel die Ernte sehr mager aus.“

Besonders auf den Böden, die Wasser nicht lange speichern könnten, wie beispielweise Böden mit einem hohen Sandanteil oder sehr flachgründige Böden, hätten die Pflanzen stark unter dem Wassermangel des Jahres 2020 gelitten.

Aber auch die lokale Witterung habe einen wichtigen Einfluss gehabt. „Die wenigen – aber wichtigen – Regenschauer gingen sehr unterschiedlich nieder“, erläutete Lehmenkühler.

Die Ernte-Bedingungen hingegen seien durchweg gut gewesen. „Es gab kaum regenbedingte Zwangspausen und wir konnten das Getreide trocken einbringen“, so der Kreisvorsitzende des Landwirtschaftsverbandes.

Vorbei sei die Ernte zum morgigen Erntedankfest allerdings noch lange nicht: Kartoffeln, Mais, Rüben oder Gemüse würden aktuell noch immer von den Feldern geholt.

Bei der Kartoffel-Ernte gingen die Landwirte von einem durchschnittlichen Ertrag mit guten Qualitäten aus.

Lehmenkühler: „Die Mais-Erträge fallen in diesem Jahr – wie das Getreide – unterschiedlich aus, abhängig von der Bodengüte und den Niederschlägen.“

„Bei den Zuckerrüben sieht es nach einer guten Ernte mit guten Zuckerwerten aus“,berichtete , der Sprecher der Bauern im Kreis Soest weiter. Die vielen Sonnenstunden hätten auch hohe Zuckergehalte erwarten gelassen.

Problematisch sei die Situation hingegen im Bereich des sogenannten „Grünlandes“ in diesem Jahr. Denn Wiesen zum Grasschnitt für die Heuernte und Weiden für die Tiere benötigen mehr Regenwasser. Hitze und Trockenheit wie in diesem Jahr seien da nicht förderlich.

Märkte: Einfluss des Virus

Ziemlich durcheinander gewirbelt worden seien die Märkte für landwirtschaftliche Produkte, bilanzierte Lehmenkühler.

Mit Beginn des Lockdowns auf Grund der Coronavirus-Pandemie hätten sich zudem die Gewohnheiten der Verbraucher stark geändert. Vor der Corona-Krise sei ein beträchtlicher Anteil an Nahrungsmitteln außer Haus – ob in Kantinen oder der Gastronomie – verzehrt worden. Das habe sich mit der Krise geändert. „Plötzlich wurde nur noch zu Hause gegessen und getrunken“, sagte Lehmenkühler. Das habe für die heimischen Landwirte und die verarbeitende Nahrungsmittelwirtschaft eine erhebliche Anpassung erfordert. „Die Umstellung von großen auf kleine haushaltsübliche Verpackungen wurde besonders im Milchbereich zum Problem, der Pommes -frites-Absatz kam fast vollständig zu Erliegen und im Fleischbereich wurden die Edelteile wie beispielsweise Rindersteaks oder -filets kaum noch nachgefragt, der Direktverkauf in Hofläden hingegen steigerte sich deutlich“, zählte der Geseker Landwirt einige Beispiele auf.

Aber trotzdem seien die bäuerlichen Familienbetriebe im Kreis Soest natürlich froh gewesen, auch während des Lockdowns arbeiten und die sichere Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln gewährleisten zu können, betonte Lehmenkühler.

Afrikanische Schweinepest: Erstmals in Deutschland

Neben „Corona“ habe in diesem Jahr jetzt auch noch die „Afrikanische Schweinepest“ (ASP) Deutschland erreicht. – Eine Seuche, die zwar für den Menschen völlig ungefährlich, für Schweine aber umso bedrohlicher sei.

„Wir machen uns große Sorgen, denn das Virus ist eine massive Gefahr für unsere Haus- und Wildschweine“, berichtet der Soester Bauern-Sprecher. Aber auch ohne die Infektion eines Hauschweins spürten die Landwirte die Auswirkungen der Schweinepest durch den starken Preisverfall, denn aktuell gebe es schon massive Handelsrestriktionen, obwohl derzeit nur Wildschweine und kein Hausschwein betroffen seien.

PETRA DREES-HAGEN

ANZEIGE
ANZEIGE
Kartoffel-Ernte auf dem Acker von Bauer Antonius Neuhaus auf der Haar in Wiehagen FOTO: ANDREAS DUNKER
Kartoffel-Ernte auf dem Acker von Bauer Antonius Neuhaus auf der Haar in Wiehagen FOTO: ANDREAS DUNKER
Ein landwirtschaftliches Lohnunternehmen rodet den Kartoffel-Acker am Haarstrang. FOTO: ANDREAS DUNKER
Ein landwirtschaftliches Lohnunternehmen rodet den Kartoffel-Acker am Haarstrang. FOTO: ANDREAS DUNKER
Am Südhang der Haar ist die Kartoffel-Ernte gut. FOTO: ANDREAS DUNKER
Am Südhang der Haar ist die Kartoffel-Ernte gut. FOTO: ANDREAS DUNKER
Am Südhang der Haar ist die Kartoffel-Ernte gut. FOTO: ANDREAS DUNKER
Am Südhang der Haar ist die Kartoffel-Ernte gut. FOTO: ANDREAS DUNKER
Traktor und Anhänger voll mit Kartoffeln im Gegenlicht der Herbstsonne auf der Haar FOTO: ANDREAS DUNKER
Traktor und Anhänger voll mit Kartoffeln im Gegenlicht der Herbstsonne auf der Haar FOTO: ANDREAS DUNKER
Mähdrescher bei der Korn-Ernte in Wickede (Ruhr) ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Mähdrescher bei der Korn-Ernte in Wickede (Ruhr) ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Stroh-Ernte in Wimbern ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Stroh-Ernte in Wimbern ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Zuckerrüben-Ernte ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Zuckerrüben-Ernte ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Eine sogenannte "Ruebenmaus" bei der automatischen Verladung einer Miete mit Zuckerrüben auf einen Transport-Lkw. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Eine sogenannte "Ruebenmaus" bei der automatischen Verladung einer Miete mit Zuckerrüben auf einen Transport-Lkw. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER