Nach Explosion: Hausbewohner schwebt in Lebensgefahr

14. Oktober 2020

ECHTHAUSEN. Der 39-jährige Mann, der bei einer Explosion und einem Brand in einem Wohnhaus an der Marienhöhe in Echthausen zu Schaden gekommen ist (wir berichteten), scheint durch die Detonation mindestens eines Böllers in seiner Hand schwerer verletzt, als anfangs von der Polizei mitgeteilt. Hauptkommissar Holger Rehbock als Pressesprecher der Kreispolizeibehörde Soest jedenfalls erklärte am heutigen Mittwoch (14. Oktober 2020) im Gespräch mit unserem lokalen Nachrichten-Portal "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE", dass der Echthausener "lebensgefährlich" verletzt sei. Weitere Details zum Gesundheitszustand des Patienten, der sich zur ärztlichen Behandlung und medizinischen Versorgung in der Spezialklinik "Bergmannsheil" in Gelsenkirchen-Buer befindet, wollte Rehbock aus Datenschutzgründen nicht mitteilen.

Zur genauen Klassifizierung und Menge des in dem Haus in der Siedlung nahe des Sportplatzes explodierten und später durch die Polizei auch noch sicher gestellten pyrotechnischen Materials konnte Rehbock noch keine Auskunft geben. Dieses müsse von den hinzugezogenen Experten der " Tatortgruppe Sprengstoff/Brand" des nordrhein-westfälischen Landeskriminalamtes (LKA) in Düsseldorf erst noch genauer untersucht werden. Denn bei der Bewertung käme es auf die Gefährlichkeit und die Nettoexplosivstoffmasse an.

Entschärfer sicherten "mehrere Kisten mit Feuerwerkskörpern"

Die Düsseldorfer Entschärfer für "Unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtungen" (USBV) haben – nach Polizei-Angaben – jedenfalls "mehrere Kisten mit Feuerwerkskörpern" aus dem Gebäude geholt, nachdem bereits einige Böller während des Wohnungsbrandes und der Löscharbeiten durch ehrenamtliche Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr explodiert waren.

Legale und illegale Böller sowie pyrotechnische Selbstbauten

Da es sich um legale und illegale Böller sowie auch pyrotechnische Selbstbauten handeln soll, ermittelt die Kriminalpolizei nun wegen des Verdachts verschiedener Straftaten. Unter anderem geht es dabei wohl um mögliche Verstöße gegen das Sprengstoffgesetz (SprengG).

Da der 39-jährige Echthausener als mutmaßlicher Verursacher der Explosion und des Brandes auf Grund seines lebensbedrohlichen Gesundheitszustandes bislang nicht vernehmungsfähig ist, dürften konkretere Erkenntnisse der Ermittlungsbehörden allerdings noch auf sich warten lassen.

Kriminaltechnische Untersuchungen des Landeskriminalamtes

Zudem muss die örtliche Kreispolizeibehörde erst noch die kriminaltechnischen Untersuchungen der Spezialisten des nordrhein-westfälischen Landeskriminalamtes (LKA) in Düsseldorf abwarten. Ein Team der LKA-Tatortgruppe "Sprengstoff/Brand" (TOG) hatte die in dem Gebäude aufbewahrten Explosivstoffe noch am Montagabend (12. Oktober 2020) begutachtet und abtransportiert. Nach ersten polizeilichen Erkenntnissen soll es sich dabei sowohl um handelsübliche als auch um verbotene und selbst gebaute Böller handeln.

Die LKA-Beamten unterstützen ihre Kollegen im Land unter anderem bei der Tatortaufnahme bei Sprengstoffdelikten und Branddelikten in besonderen Fällen und entschärfen unkonventionelle Spreng- oder Brandvorrichtungen (USBV).

Noch mehrere kleinere Explosionen während der Löscharbeiten der Feuerwehr

Einsatzleiter Marcel Horn von der Freiwilligen Feuerwehr der Gemeinde Wickede (Ruhr) bestätigte am heutigen Mittwoch (14. Oktober 2020) übrigens nochmals, dass es beim ersten Löschangriff der Einsatzkräfte im Rahmen des Wohungsbrandes im Innern des Hauses zu mehreren kleinen Explosionen gekommen sei. Verletzt worden sei dabei aber zum Glück keiner der ehrenamtlichen Helfer. Die weitere Brandbekämpfung sei auf Grund der Detonationen dann nur von außen erfolgt.

Echthausener wird wohl sein Leben lang Folgen zu tragen haben

Sollte sich bestätigen, dass in dem Haus illegale Explosivstoffe gelagert wurden und der Eigentümer damit unsachgemäß hantiert hat, dürften sich für ihn sowohl strafrechtliche als auch finanziell negative Folgen ergeben. Denn ob der erhebliche Schaden am Gebäude dann von einer Versicherung bezahlt wird, bleibt abzuwarten. Sofern Explosion und Brand grob fahrlässig herbeigeführt wurden, könnten zudem die Kosten für den Einsatz von Feuerwehr und Rettungskräften auf den Verantwortlichen zukommen. Außerdem stehen dann mögliche Ordnungswidrigkeiten oder Straftaten im Raum.

Angesichts der scheinbar noch immer lebensbedrohlichen Situation des Patienten dürften diese Fragen aber nur sekundär sein. Viele Echthausener, die den Mann und die Familie persönlich kennen, haben primär Mitleid mit dem Mann, der – sofern er überlebt – wohl sein Leben lang behindert bleiben wird.

ANDREAS DUNKER für "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE"

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Die Polizei vor dem Haus an der Marienhöhe in Echthausen, wo die Explosion und der Wohnungsbrand stattfanden. FOTO: ANDREAS DUNKER
Die Polizei vor dem Haus an der Marienhöhe in Echthausen, wo die Explosion und der Wohnungsbrand stattfanden. FOTO: ANDREAS DUNKER
Das beschlagnahmte Gebäude mit den zerborstenen Fensterscheiben wurde schnell mit Brettern gegen Wind und Wetter sowie Diebe und Vandalen gesichert. FOTO: ANDREAS DUNKER
Das beschlagnahmte Gebäude mit den zerborstenen Fensterscheiben wurde schnell mit Brettern gegen Wind und Wetter sowie Diebe und Vandalen gesichert. FOTO: ANDREAS DUNKER