23. Oktober 2020
ARNSBERG. Die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) in Braunschweig hat am heutigen Freitag (23. Oktober 2020) einen Zwischenbericht zum Absturz der "Cessna 401A" am 28. August 2020 am Flugplatz Arnsberg-Menden in Voßwinkel veröffentlicht. Dabei waren der 73-jährige Pilot aus Herne sowie eine 52-jährige Frau aus Dortmund und ein 68-jähriger Mann aus Bochum schwer verletzt worden. Die drei Insassen des Luftfahrzeugs mussten mit Rettungshubschraubern zur medizinischen Behandlung in verschiedene Unfallkliniken geflogen werden. Außerdem wurde der Tiefdecker durch den Aufprall auf den Boden zerstört.
In dem ersten Bericht der BFU heißt es zur
Situation kurz vor der Havarie: "Nach Angaben des Flugleiters hatte das
Flugzeug im Endanflug Fahrwerk und Landeklappen in ausgefahrener
Stellung. Der Anflug habe normal ausgesehen. Er habe das Luftfahrzeug
dann kurze Zeit nicht mehr beobachtet, um Eintragungen in den Computer
vorzunehmen. Sein Kollege habe ihn dann angesprochen und ihn auf die
geringe Geschwindigkeit des Flugzeuges aufmerksam gemacht. Daraufhin
habe der Flugleiter gesehen, dass das Flugzeug eine große Längsneigung
nach oben hatte, durchsackte und nach unten aus seinem Sichtbereich
verschwand. (…) Der Flugleiter gab an, er habe den Piloten noch zweimal
erfolglos über Funk gerufen und dann Alarm ausgelöst."
Da war das Flugzeug mit den drei Insassen offenbar schon abgestürzt und vor die Böschung zwischen der Start-und-Lande-Bahn und der Kreisstraße 22 geprallt, die zwischen Echthausen und Stockey verläuft.
In dem havarierten Flugzeug gab es nur Bauchgurte
Weiter spricht die BFU in ihren Zwischenbericht davon, dass der zweimotorige Tiefdecker gegen 16 Uhr im Endanflug "in eine unkontrollierte Fluglage" geraten sei, bevor er zirka 150 Meter vor der Landebahn auf den Boden geprallt sei.
Erst zwanzig Minuten zuvor sei das Luftfahrzeug am Flugplatz Marl-Loemühle zwischen Münsterland und Ruhrgebiet gestartet
"Einer der Fluggäste saß neben dem Piloten auf dem rechten Sitz, der andere auf dem Passagiersitz hinter dem Piloten", heißt es in dem Bericht der BFU. In dem Flugzeug habe es nur Bauchgurte für die Insassen gegeben
51 Jahre alter Tiefdecker war in Amerika zugelassen
Die "Cessna 401A" des Baujahres 1969, die über einen Sachwalter (Trustee) in den Vereinigten Staaten von Amerika zum Verkehr zugelassen und von dem Herner Piloten betrieben worden sei, hätte bis zur Havarie in Arnsberg eine Gesamtbetriebszeit von 4.568,20 Stunden und 5 945 Landungen gehabt.
Noch am 18. Juni 2020 hätte das Flugzeug die sogenannte "Annual Inspection" erhalten, nachdem die 100-Stunden-Kontrolle einen Tag zuvor positiv verlaufen sei.
Pilot besaß gültige Lizenz und hatte viel Erfahrung
Der erfahrene Flugzeugführer habe eine gültige
Privatpilotenlizenz besessen und erst wenige Tage vor dem Unglück
nochmals erfolgreich eine Befähigungsprüfung abgelegt. Auch aus
medizinischer Sicht sei er flugtauglich gewesen, wenngleich wohl auf
Grund des Alters mit kleineren Seheinschränkungen und der Auflage einer
regelmäßigen Überprüfung in kürzeren Abständen.
Weiter schreibt die BFU: "Nach Angaben des Piloten besaß er eine Gesamtflugerfahrung von etwa 6.300 Stunden." Alleine zirka 500 Stunden sei er den havarierten Flugzeugtyp geflogen.
Gesundheitliche Probleme des Piloten oder technische Mängel an der Maschine nennt der Bericht nicht
Ausführliche Befragung des Flugzeugführers steht noch aus
Trotzdem wollte sich Untersuchungsführer Jens
Friedemann von der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung auf
telefonische Nachfrage unseres lokalen Nachrichten-Portals "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE" am heutigen Freitag noch nicht
zur mögichen Ursache für den Absturz äußern. Denn bislang habe es nur
eine kurze fernmündliche Befragung des schwer verletzten Piloten
gegeben, der sich noch immer im Krankenhaus in ärztlicher Behandlung
befände.
Einen Abschluss-Bericht wolle die BFU möglichst binnen der nächsten zwölf Monate vorlegen.
ANDREAS DUNKER für "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE"