Wickeder Großbäckerei insolvent: Wie geht's bei Hoberg weiter?

12. März 2021

WICKEDE / NRW. Das Amtsgericht Arnsberg hat am Montag dieser Woche den Soester Rechtsanwalt Marco Kuhlmann zum vorläufigen Insolvenzverwalter über das Geschäftsvermögen der Firma „Hoberg’s Bäckereien GmbH“ in Wickede und über das Privatvermögen des geschäftsführenden Gesellschafters Heinrich Hoberg (72) aus Werl bestellt. Darüber wie es mit dem Unternehmen weitergehen soll, gab es am heutigen Freitag (12. März 2021) auf Anfrage unseres lokalen Nachrichten-Portals „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ keine Stellungnahme von offizieller Seite. Kulmann kündigte aber für den kommenden Montagnachmittag eine Mitteilung an die Medien an.

Die „Hoberg’s Bäckereien GmbH“ hat ihren Hauptsitz und ihren Produktionsbetrieb im Gewerbegebiet Westerhaar in Wickede und unterhält mehr als ein Dutzend Filialen in Nordrhein-Westfalen. Diese verteilen sich auf Aachen, Bad Waldliesborn, Dortmund, Lüdenscheid, Münster, Nordkirchen, Paderborn, Soest (2), Wadersloh, Warstein-Beleke, Werl (2) und Wickede, heißt es auf der Homepage von Hoberg.

2016 bereits schon ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung

Ob dies tatsächlich der aktuelle Stand ist, konnte unsere Redaktion leider nicht verifizieren. Denn an anderer Stelle des Internetauftritts wird berichtet: „Die Bäckerei Hoberg unterhält über 40 Filialen in Nordrhein-Westfalen und weiten Teilen von Niedersachsen. Hoberg ist anerkannter Ausbildungsbetrieb und beschäftigt derzeit rund 450 Mitarbeiter. 30 davon sorgen in unserer Produktion in Wickede dafür, dass immer genügend ofenfrisches und knuspriges Brot vorhanden ist und Sie aus einer Vielzahl an Teilchen, Torten, Broten und Brötchen wählen können.“ – Vermutlich stammen diese Daten aber noch aus der Zeit vor der Neustrukturierung der Großbäckerei, die bereits 2016 ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung absolvierte und damals mit Hilfe externer Berater saniert wurde.

Sanierung führte zur Schließung mehrerer Verkaufsstellen

Ein vom Unternehmen autorisierter Sprecher teilte damals gegenüber „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ mit, dass die „Hoberg’s Bäckereien GmbH“ in Wickede „rund 50 Mitarbeiter in der Backstube und etwa ein Dutzend Leute im Bereich ,Logistik‘ sowie knapp zehn Angestellte in der Verwaltung und Filialbetreuung“ beschäftige. Hinzu kämen die Verkäuferinnen in der Filiale an der Hauptstraße in Wickede. – Damals zählte das Filialnetz von Hoberg insgesamt noch 34 Verkaufsstellen. Im Rahmen der Sanierung wurden allerdings mehrere Standorte geschlossen. Wesentliche Entlassungen am Stammsitz in Wickede waren damals nicht geplant.

Überraschende Nachricht von privatem und geschäftlichen Insolvenzeröffnungsverfahren

Überraschend kam am heutigen Freitag dann die Nachricht von den zwei Insolvenzeröffnungsverfahren. Verdutzte Kunden standen vor geschlossenen Verkaufsstellen, nachdem der mittelständische Betrieb offenbar heute Nacht seine Produktion eingestellt hatte. Ob die Filialen auch die nächsten drei Tage oder vielleicht für immer geschlossen bleiben, ließen der Inhaber des mittelständischen Betriebes und der vorläufige Insolvenzverwalter leider offen.

Waren mangelnde Finanzhilfen während der Corona-Krise der Sargnagel?

Nach Angaben von Insidern wurden die Mitarbeiter aber angeblich von der Geschäftsführung aufgefordert sich bei der Agentur für Arbeit arbeitssuchend zu melden. Ob diese Information stimmt, ließ sich leider nicht ermitteln.

Vermietern gegenüber soll der Filialist geäußert haben, dass die fehlende finanzielle Unterstützung seitens des Landes Nordrhein-Westfalen in der Corona-Krise ein Grund für die geschäftlichen Schwierigkeiten sein soll. Während des Lockdowns mussten bekanntlich Bistros und Cafés geschlossen bleiben, die teilweise auch teil des Verkaufskonzeptes von Hoberg sind.

Nur eine Filiale wird von Bäckerei Steinhoff aus Borgeln übernommen

Fakt ist bislang lediglich, dass die Hoberg-Filiale im Soester REWE-Markt Paßgang zum Monatswechsel von der Bäckerei Steinhoff mit Sitz in Welver-Borgeln übernommen werden soll. – Dies bestätigte Geschäftsführer Berthold Giepen am heutigen Freitagnachmittag im Gespräch mit unserem lokalen Nachrichten-Portal „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“. Mit dem Stammsitz in Borgeln habe Steinhoff dann acht Verkaufsstellen. Eine Übernahme weiterer Filialen sei vorerst nicht geplant, so Giepen.

Zukunft für ein Dutzend Standorte von Hobergs Bäckereien offen

Offen bleibt daher bis zu einer Erklärung des vorläufigen Insolvenzverwalters Kuhlmann von der Kanzlei Kreplin & Partner, was mit der Produktionsstätte der 1992 gegründeten Großbäckerei Hoberg in Wickede und ihren Filialen an etwa einem Dutzend Standorten im Lande geschehen wird.

Kokurrenzdruck durch Discounter und Back-Shops mit ihren Billigpreisen

Hoberg hatte in der Vergangenheit übrigens vor allem den Kokurrenzdruck durch Discounter und Back-Shops mit ihren Billigpreisen sowie zu teure Filial-Mieten in den Städten als Problem für seine mittelständische Filialkette beklagt. Nun dürften noch Umsatzeinbrüche durch die Corona-Krise hinzu gekommen sein und dem ohnehin geschwächten Betrieb den Rest gegeben haben.

Werbeslogans: „So günstig ist lecker“ und „Ihr Lieblingsbäcker!“

Geworben hatte der Wickeder Traditionsbetrieb unter anderem mit den Slogans „So günstig ist lecker“ und „Ihr Lieblingsbäcker!“. – In den nächsten Tagen wird sich wohl klären, ob die Kunden in Zukunft auf diesen werden ganz verzichten müssen oder ob es noch eine rettende Lösung für das Unternehmen gibt.

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

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Die Filiale der Bäckerei Hoberg an der Hauptstraße in Wickede blieb am heutigen Freitagmorgen geschlossen. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Die Filiale der Bäckerei Hoberg an der Hauptstraße in Wickede blieb am heutigen Freitagmorgen geschlossen. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Lastkraftwagen der Bäckerei Hoberg vor der Produktionshalle im Gewerbegebiet Westerhaar ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Lastkraftwagen der Bäckerei Hoberg vor der Produktionshalle im Gewerbegebiet Westerhaar ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Lastkraftwagen der Bäckerei Hoberg vor der Produktionshalle im Gewerbegebiet Westerhaar ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Lastkraftwagen der Bäckerei Hoberg vor der Produktionshalle im Gewerbegebiet Westerhaar ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER