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Rettungskräfte gaben Besitzungen am südlichen Ruhrufer auf

18. Juli 2021

KREIS SOEST.
WIMBERN. "Bei den derzeit laufenden Hochwassereinsätzen in Nordrhein-Westfalen haben mindestens vier Feuerwehrangehörige ihr Leben verloren", berichtete der Verband der Feuerwehren am Samstag (17. Juli 2021). – Dies zeigt, wie wichtig die Eigensicherung von Rettungskräften in Gefahrensituationen ist. – Der Führungsstab um Wickedes Einsatzleiter Sascha Seidel hatte deshalb am vergangenen Donnerstagmorgen entschieden, sich von den Besitzungen Wischnewski und Kokot am südlichen Ruhrufer zurückzuziehen und die Grundstücke mit ihren Gebäuden aufzugeben. Zudem wurde später auch noch der Schafstall von Schäfer Pieper evakuiert. Denn der Pegel der Ruhr stieg stetig und die Barrieren vor Ort hielten dem Wasserdruck nicht mehr stand.

"Ich möchte, dass alle Rettungskräfte wieder heil nach Hause kommen", erklärte Gemeindebrandinspektor Sascha Seidel am gestrigen Samstag (17. Juli 2021) dazu im Gespräch mit unserem lokalen Nachrichten-Portal "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE".

Feuerwehr gab Bereich südlich der Ruhr aus Eigensicherungsgründen auf

Sandsackbarrieren und Wasserpumpen von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk hätten die Überflutung der Besitzungen "Am Graben" durch das Hochwasser der Ruhr nicht mehr effektiv aufhalten können. Die Gefahr, dass jemand im Wasser umgekommen wäre, sei zu groß gewesen, so Seidel. Deshalb habe man den Bereich evakuieren müssen.

Kokot und Wischnewski waren bereits 2007 zweimal vom Hochwasser geschädigt

Sehr zum Leidwesen der Familien Kokot und Wischnewski, die bereits schon bei zwei Hochwassern im August 2007 einen Großteils ihres Hab und Guts verloren hatten.

Am Donnerstag sei ihr Grundstück zirka 70 Zentemeter hoch von der Ruhr überflutet worden, berichtete Tischlermeister Frank Wischnewski am heutigen Sonntag (18. Juli 2021) im Gespräch mit unserem lokalen Nachrichten-Portal "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE". Da die Schlafräume im 1. Obergeschoss lägen, könnten diese wieder benutzt werden. Die beiden Wohneinheiten im Erdgeschoss müssten "kernsaniert" werden.

"Wir haben beide keine Küche mehr, aber das bekommen wir organisiert", meint Wischnewski, dessen Familie und dessen Mutter in dem Anwesen am südlichen Ruhrufer wohnen.

Tischlerei-Betrieb bereits vor Jahren ins Gewerbegebiet im Ostenfeld verlagert

Seinen Betrieb hatte Tischlermeister Frank Wischnewski bereits vor einigen Jahren an die Straße "Zum Ostenfeld" ausgelagert, so dass "nur" das Wohnhaus der Familie betroffen ist. Diese fand inzwischen ein vorübergehendes Obdach bei den Schwiegereltern in Schlückingen.

Die Feuerwehr hatte angesichts des Schocks für die Familie übrigens auch eine Notfallseelsorgerin mit vor Ort, die den Flutopfern etwas Mut zusprach.

Heizöltank dieses Mal an höherer Stelle positioniert und nicht ausgelaufen

Erneut vom Hochwasser heimgesucht wurde auch die Familie Kokot in der Nachbarschaft. Dort stand das Wasse mindestens 1,80 Meter hoch im Keller. Ein Großteil der Haustechnik wurde durch das Hochwasser zerstört. Auch Kokots, die seit 2000 an der Straße "Am Graben" ein Eigentum haben, waren bereits im August 2007 binnen zehn Tagen zweimal von einer Überschwemmung betroffen.

Damals lief der Heizöltank aus und das Öl kontaminierte die ganzen Wände, die abgepickelt und neu verputzt werden mussten. Heute ist der Tank in einem Anbau untergebracht und somit sicherer bei Hochwasser.

Aufräu- und Reinigungsarbeiten haben bereits begonnen

Inzwischen sind beide Familien mit Hilfe von Freunden bereits wieder bei Aufräum- und Säuberungsarbeiten. Die Instandsetzung der betroffenen Räume wird aber sicherlich noch Monate benötigen, da das Mauerwerk erst einmal trocknen muss, bevor mit Instandsetzungsarbeiten begonnen werden kann.

Sicherheitshalber 50 Tiere aus dem Schafstall von Thomas Pieper evakuiert

Evakuiert wurde auch der ebenfalls "Am Graben" gelegene Schafstall von Schäfer Thomas Pieper, der kurzfristig rund 50 Tiere abtransportieren musste. Da die Gebäude des Hofes wesentlich höher als die Nachbarimmobilien Kokot und Wischnewski liegen, entstand dort kein Schaden. Allerdings fehlen Pieper aktuell rund 14 Hektar an Grünland als Weide für seine Schafe, da das Gras dort durch das Hochwasser verschlammt und verunreinigt ist und nicht als Tiernahrung dienen kann.

ANDREAS DUNKER für "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE"

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Die Besitzung Wischnewski am südlichen Ufer der Ruhr wurde nach noch höherem Wasserpegel von den Rettungskräften aufgegeben, da die Eigensicherung vorrang hatte. FOTO: ANDREAS DUNKER
Die Besitzung Wischnewski am südlichen Ufer der Ruhr wurde nach noch höherem Wasserpegel von den Rettungskräften aufgegeben, da die Eigensicherung vorrang hatte. FOTO: ANDREAS DUNKER
Die Zufahrt zum Grundstück von Dirk Jochheim an der Straße "Am Graben" stand am Donnerstag ebenfalls unter Wasser. Da das Wohnhaus jedoch wesentlich höher liegt, war es von dem Hochwasser der Ruhr nicht direkt betroffen. FOTO: ANDREAS DUNKER
Die Zufahrt zum Grundstück von Dirk Jochheim an der Straße "Am Graben" stand am Donnerstag ebenfalls unter Wasser. Da das Wohnhaus jedoch wesentlich höher liegt, war es von dem Hochwasser der Ruhr nicht direkt betroffen. FOTO: ANDREAS DUNKER
Dirk Jochheim nahm die teilweise Überschwemmung seines Grundstücks und der benachbarten Pferdekoppel (Foto) gelassen. Mit einem Schlauchboot mit Elektromotor steuerte er zusammen mit seinen zwei Hunden über die unter Wasser stehende Wiese. Einer der Hunde schaute "ungläubig" auf den neuen See, wo kürzlich noch Pferde standen. FOTO: ANDREAS DUNKER
Dirk Jochheim nahm die teilweise Überschwemmung seines Grundstücks und der benachbarten Pferdekoppel (Foto) gelassen. Mit einem Schlauchboot mit Elektromotor steuerte er zusammen mit seinen zwei Hunden über die unter Wasser stehende Wiese. Einer der Hunde schaute "ungläubig" auf den neuen See, wo kürzlich noch Pferde standen. FOTO: ANDREAS DUNKER
Die Straße "Am Graben" zur Schäferei Pieper und zum Beringhof an der alten Ruhr war teilweise überflutet. Nur noch der obere rot-weiße Teil einer Warnbarke ragte aus dem hoch stehenden Wasser. FOTO: ANDREAS DUNKER
Die Straße "Am Graben" zur Schäferei Pieper und zum Beringhof an der alten Ruhr war teilweise überflutet. Nur noch der obere rot-weiße Teil einer Warnbarke ragte aus dem hoch stehenden Wasser. FOTO: ANDREAS DUNKER
Die Feuerwehr bei der Verladung von Pumpschläuchen an der Straße "Am Graben". FOTO: ANDREAS DUNKER
Die Feuerwehr bei der Verladung von Pumpschläuchen an der Straße "Am Graben". FOTO: ANDREAS DUNKER
Bis vor kurzer Zeit konnten die Tiere von Schäfer Thomas Pieper noch mühelos durch das seichte Flussbett der alten Ruhr am Beringhof waten. – Bei dem reißenden Stroß seit Mitte der Woche war daran nicht mehr zu denken. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Bis vor kurzer Zeit konnten die Tiere von Schäfer Thomas Pieper noch mühelos durch das seichte Flussbett der alten Ruhr am Beringhof waten. – Bei dem reißenden Stroß seit Mitte der Woche war daran nicht mehr zu denken. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Ohne nasse Füße zu bekommen fuhr Schäfer Thomas Pieper vor einigen Tagen noch mit einem kleinen Allradfahrzeug durch die Furt der alten Ruhr am Beringhof. – Beim Hochwasser in dieser Woche wäre dies wohl nicht möglich gewesen. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Ohne nasse Füße zu bekommen fuhr Schäfer Thomas Pieper vor einigen Tagen noch mit einem kleinen Allradfahrzeug durch die Furt der alten Ruhr am Beringhof. – Beim Hochwasser in dieser Woche wäre dies wohl nicht möglich gewesen. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER