Nur ein Name auf dem Stimmzettel bei der Bürgermeister-Wahl

Welche Wahl haben die Wickeder ohne Wahl? Heine oder keine?

27. Juli 2025

WICKEDE (RUHR).
Die Bürgermeister-Wahl am 14. September 2025 findet in Wickede (Ruhr) mit nur einem einzigen Kandidaten statt: Alexander Heine (CDU). Was das rechtlich bedeutet – und welche Möglichkeiten die Wähler dennoch haben.

Alexander Heine ist der einzige zugelassene Bewerber für das Amt des Bürgermeisters bei der Kommunalwahl am 14. September 2025 in der Gemeinde Wickede (Ruhr).

Der 39-jährige Redakteur arbeitet derzeit als Büroleiter und persönlicher Referent von Landrat Mario Löhr (SPD) in der Kreisverwaltung des Kreises Unna. Heine gehört seit Oktober 2024 der CDU an. Zuvor war er einige Jahre lang als Journalist parteilos und davor rund 15 Jahre lang Mitglied der SPD, wobei er einige Zeit auch Vorsitzender der Jusos (Jungsozialisten) in Wickede war.

Der Wahlausschuss des Wickeder Gemeinderats hat ihn bereits offiziell als Kandidaten bestätigt. Ein Mitbewerber hat sich schlussendlich nicht zur Wahl gestellt.

Die zuvor öffentlich angekündigten Gegenkandidaturen von Cajus Chrachus Steffen (70, parteilos) aus Wickede sowie Eberhard Meißner (71, BG) aus Berlin führten am Ende zu keinem gültigen Wahlvorschlag. Beide Bewerbungen scheiterten noch vor der Entscheidung des Wahlausschusses und erwiesen sich als wenig seriös.

Reguläre Wahl mit Ja- oder Nein-Stimme

Trotz der Einzelkandidatur von Alexander Heine (39, CDU) findet aber natürlich trotzdem ein vollständiger Wahlvorgang statt. Die Stimmzettel enthalten – wie in der Kommunalwahlordnung vorgesehen – den Namen des Kandidaten sowie die Antwortmöglichkeiten: „Ja“ oder „Nein“.

„Es findet ein regulärer Wahlvorgang statt“, heißt es dazu seitens der Landeswahlleitung im nordrhein-westfälischen Innenministerium in Düsseldorf: „In dem Fall ist gemäß (…) der Kommunalwahlordnung mit ‘ja’ oder ‘nein’ zu stimmen …“

Keine handschriftliche Ergänzung weiterer Namen zulässig

Wie die Landeswahlleitung betont, ist eine handschriftliche Ergänzung weiterer Namen übrigens nicht zulässig. Damit widerspricht sie anderslautenden Gerüchten. Denn eine handschriftliche Ergänzung auf dem Stimmzettel könnte Rückschlüsse auf die Person zulassen, die den Stimmzettel ausgefüllt hat. Dies würde dem Wahlgeheimnis widersprechen.

Handschriftliche Kandidatenvorschläge sind keine legale Ergänzung des Wahlzettels, werden im Verfahren nicht berücksichtigt und führen zur Ungültigkeit des Stimmzettels.

In einigen Bundesstaaten der Vereinigten Staaten von Amerika (USA) sind sogenannte „Write-in“-Kandidaten hingegen erlaubt, also handschriftlich eingetragene Namen. Diese Option gibt es im nordrhein-westfälischen Kommunalwahlrecht aber nicht.

Hier verlangen die Vorschriften, dass alle Kandidaten durch den Wahlausschuss und mittels verbindlich genehmigter Zulassungsunterlagen in den Wahlvorschlag eingetragen werden.

Mehrheit der gültigen Stimmen entscheidet

Übrigens gilt Heine nur dann als gewählt, wenn die Mehrheit der gültigen Stimmen mit „Ja“ abgegeben wird.

Laut dem nordrhein-westfälischen Kommunalwahlgesetz ist ein Bewerber gewählt, wenn er die Mehrheit der Stimmen erhält. Das bedeutet, er benötigt mindestens 50 Prozent der gültigen abgegebenen Stimmen plus mindestens eine weitere Stimme.

Eine Mindestwahlbeteiligung – ein sogenanntes „Quorum“ – ist gesetzlich nicht vorgeschrieben.

Wenn dieses Ergebnis verfehlt wird, gilt die Wahl als gescheitert und es muss ein neues Wahlverfahren mit geänderter Bewerberlage durchgeführt werden. Nach Ansicht politischer Beobachter scheint dies jedoch nicht erforderlich zu sein. Denn Heine wird voraussichtlich mehr als 50 Prozent der Stimmen erhalten, da er bereits jetzt offensichtlich von der politischen Mehrheit unterstützt wird.

Wahlfreiheit bleibt gewahrt – auch ohne Auswahl

Die Landeswahlleiterin betont, dass auch bei einer Wahl mit nur einem Kandidaten der demokratische Grundsatz der Wahlfreiheit nicht verletzt werde. Denn: „Zum Grundsatz der freien Wahl gehört ein freies Wahlvorschlagsrecht. Alle Wahlberechtigten können sich also grundsätzlich einzeln oder in einer Gruppierung mit anderen zusammentun, um einen Wahlvorschlag (…) abzugeben.“

Das bedeutet: Jeder Wahlberechtigte hat nicht nur das aktive Wahlrecht – also das Recht zu wählen –, sondern auch das passive Wahlrecht: das Recht, sich selbst zur Wahl zu stellen. Wenn niemand von diesem Recht Gebrauch macht, ist auch das Ausdruck demokratischer Freiheit.

Heine: „Trotzdem ist jede Stimme wichtig …“

Alexander Heine selbst erklärte am Sonntag (27. Juli 2025) auf Anfrage unseres lokalen Nachrichten-Portals „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ allerdings: „Ich wäre bei der Kommunalwahl am 14. September lieber gegen Mitbewerber angetreten. Trotzdem ist jede Stimme wichtig: Die Wähler haben die Option mit ,Ja’ oder ,Nein‘ für oder gegen mich zu stimmen.“

Einzelbewerber in Wickede (Ruhr) ist kein Einzelfall

Bei der Kommunalwahl 2020 gab es in Nordrhein-Westfalen 41 der insgesamt 396 Städte und Gemeinden, in denen es nur einen Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters gab. – Bei den Oberbürgermeister- oder Landratswahlen war das allerdings nicht der Fall, denn dort standen stets mindestens zwei Bewerber zur Auswahl.

Auch bei der Kommunalwahl am 14. September 2025 ist Wickede (Ruhr) mit nur einem Bewerber für das Bürgermeisteramt nicht allein.
So treten in mehreren anderen Kommunen im Kreis Soest ebenfalls nur Einzelkandidaten an, darunter der amtierende Bürgermeister Rainer Busemann in der Gemeinde Ense und sein Amtskollege Camillo Garzen in Welver.

„Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich nur eine Person zur Wahl stellt”, sagt Udo Kötter, der bei der Gemeindeverwaltung in Welver für die Kommunalwahl zuständig ist. Der Verwaltungsbeamte stammt ursprünglich aus Wickede, wohnt heute in Soest und war lange bei der Kommunalaufsicht des Kreises Soest tätig, kennt sich also auch regional aus.

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

Der 39-jährige CDU-Bürgermeisterkandidat Alexander Heine aus Wickede ist Journalist und arbeitet aktuell noch als Büroleiter und persönlicher Referent bei Landrat Mario Löhr (SPD) beim Kreis Unna. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Der 39-jährige CDU-Bürgermeisterkandidat Alexander Heine aus Wickede ist Journalist und arbeitet aktuell noch als Büroleiter und persönlicher Referent bei Landrat Mario Löhr (SPD) beim Kreis Unna. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER

Einziger Bürgermeister-Kandidat bei der Kommunalwahl:

Alexander Heine (CDU)

Ende 2024 überraschte die CDU Wickede (Ruhr) mit der Nominierung von Alexander Heine als ihrem Kandidaten für das Bürgermeisteramt. Der 39-jährige Journalist arbeitet derzeit als Büroleiter und persönlicher Referent von Landrat Mario Löhr (SPD) im Kreis Unna. Früher war er viele Jahre lang SPD-Mitglied und Vorsitzender der Jusos in Wickede (Ruhr). 

Politische Beobachter schätzen ihn eher als „links” ein. Dem widerspricht er auch nicht.

Als engagierter Wickeder Bürger kann er allerdings mit einer breiten Unterstützung über Parteigrenzen hinweg rechnen.

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Die kläglich gefloppten Bewerbungen zur Kandidatur um das Bürgermeister-Amt:

Eberhard Meißner ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Eberhard Meißner ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER

Eberhard Meißner (BG)

Für eine Überraschung sorgte die Bürgergemeinschaft (BG) Wickede e. V. am 7. Juli 2025: Nur wenige Minuten vor Ablauf der Frist zur Einreichung von Wahlvorschlägen präsentierte sie mit dem 71-jährigen Eberhard Meißner aus Berlin einen neuen Bürgermeister-Kandidaten, der allerdings seit Jahren kaum noch Kontakte in die Ruhrgemeinde unterhält.

Die Nominierung löst trotzdem zunächst ein kurzes mediales Strohfeuer aus. Doch bereits wenige Stunden später – noch vor der Sitzung des Wahlausschusses – wird der Vorschlag wieder zurückgezogen, da die formalen gesetzlichen Anforderungen an die Nominierung offenbar nicht eingehalten worden waren.

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Cajus Chrachus Steffen ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
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Cajus Chrachus Steffen (parteilos)

Parteilos und lustlos: Cajus Chrachus Steffen wollte mit 70 Jahren angeblich noch einmal als Bürgermeisterkandidat bei der Kommunalwahl am 14. September 2025 antreten. Doch dann zeigte der Einzelbewerber wenig Engagement bei der Beschaffung der notwendigen Unterstützerunterschriften und zog seine zuvor großspurig angekündigte Kandidatur überraschend wieder zurück.

Das ist ärgerlich, denn die anderen politischen Kräfte vor Ort hätten ansonsten vielleicht doch noch eigene Kandidaten ins Spiel gebracht.

Damit habe er der demokratischen Willensbildung in Wickede (Ruhr) einen Bärendienst erwiesen, so politische Beobachter.

Somit bleibt nur Alexander Heine von der CDU als einziger Kandidat übrig.

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Landrats- und Kreistagswahl im Kreis Soest

Der Kreiswahlausschuss hat entschieden: Vier Bewerber kämpfen um das Amt des Landrats im Kreis Soest und damit um die Nachfolge der amtierenden Landrätin Eva Irrgang (68, CDU). Sie wohnt privat in Wiehagen und ist seit 2007 hauptamtliche Leiterin der Kreisverwaltung sowie Vorsitzende des Kreistages.

Zudem hat der Ausschuss festgelegt, welche Parteien und Wählergemeinschaften bei der Kommunalwahl am 14. September 2025 antreten dürfen.

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