Frühmorgendliche Besuche vom Staatsschutz in Wickede

12. Oktober 2014

WICKEDE. Mehrere Wickeder erhielten in den vergangenen Tagen wohl Besuch vom polizeilichen Staatsschutz aus Dortmund. Dies haben jetzt Recherchen von „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ ergeben. Bei einem der Betroffenen sollen die Kripo-Beamten bereits morgens um 5.50 Uhr Sturm geschellt haben. LESEN SIE WEITER

 Der so wach geklingelte junge Mann, schaute verdutzt aus dem Fenster. Vor der Tür standen - laut Angaben dieses Wickeders – vier Kripo-Beamte, die als Mitarbeiter des polizeilichen Staatsschutzes in Dortmund auswiesen und einen richterlichen Durchsuchungsbeschluss für die Wohnung des Mannes präsentierten.

Äußerungen im sozialen Netzwerk "Facebook" im Internet

Hintergrund für die Ermittlungen des Staatsschutzes waren Äußerungen des Wickeders im sozialen Netzwerk „Facebook“ im Internet, die die Polizei offensichtlich in den rechtsradikalen Bereich einstufte.

Wohnung nach rechtsradikalem Propaganda-Material durchsucht

Die Beamten stellten darauf hin – nach Aussagen des Beschuldigten – seine Wohnung auf den Kopf und durchwühlten alles nach rechtsradikalem Propagandamaterial.

Da sie aber angeblich nicht fündig wurden, verließen die Polizisten die Wohnung aber nach einiger Zeit wieder.

Die Ermittlungen gegen den Beschuldigten dauern allerdings wohl an.

Offensichtlich hatte sich der Wickeder in einem Posting auf Facebook so missverständlich geäußert, dass man ihm ein kriminelles Vorgehen gegen die Unterbringungseinrichtung für Asylbewerber in Wimbern vorwarf.

Ehrenamt bei der Freiwilligen Feuerwehr ruht

Im Ort ist der Mann allerdings nicht als rechtsextrem bekannt. Vielmehr ist er beispielsweise ehrenamtlich bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv.

Dieses kommunale Ehrenamt muss er allerdings auf Grund der laufenden Ermittlungen des Staatsschutzes gegen ihn nunmehr erst einmal ruhen lassen. Feuerwehr-Chef Georg Ptacek bestätigte dies gestern auf Anfrage von "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE".

Nicht der einzige Wickeder, der im Fokus des Staatsschutzes ist

Der Mann soll aber nicht der einzige Wickeder sein, der in den vergangenen Tagen Besuch vom Dortmunder Staatsschutz erhielt.

Mehrere Wickeder mussten offensichtlich ihre grenzwertigen oder auch eindeutigen Äußerungen auf der Facebook-Seite „STOP – Nein zum Asylbewerberheim in Wimbern“ erklären und sich auf Grund ihrer Veröffentlichungen polizeilichen Wohnungsdurchsuchungen und Vernehmungen gefallen lassen.

Neben tatsächlich Rechtsradikalen dürften darunter – nach Recherchen von „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ – auch einige Wickeder gewesen sein, die normal keine extremistische politische Gesinnung zeigen

Offensichtlich haben sie sich aber in der Diskussion um das Asylbewerberheim in Wimbern mit ihren Formulierungen etwas zu weit aus dem Fenster gelehnt.

Äußerungen am Stammtisch und im Internet haben andere Konsequenzen

Der Pressedezernent der Arnsberger Staatsanwaltschaft, Oberstaatsanwalt Werner Wolff, meinte dazu sinngemäß: „Es ist ein Unterschied, ob man nach dem zweiten Bier am Stammtisch eine unkluge Äußerung macht und diese im kleinen Kreis in der Kneipe bleibt, oder ob man das selbe in Facebook im Internet weltweit postet!“

Von hetzerischen Parolen gegen die Flüchtlinge in Wimbern distanziert

Interessant bei dieser Geschichte: der junge Wickeder hatte sich in einer von ihm selbst ins Leben gerufenen Facebook-Gruppe klar von den hetzerischen Parolen gegen die Flüchtlinge distanziert.

Dann aber wohl selbst auch einmal eine emotional formulierte Äußerung zum Thema gepostet, die ihm nun negativ ausgelegt wird.

Auch aus Kreisen seiner Kameraden bei der Freiwilligen Feuerwehr hieß es übrigens, dass er nicht als politisch rechtsextrem bekannt sei.

Auch weitere Facebook-Poster sollen – wie gesagt – Besuch vom Staatsschutz bekommen haben.

Darunter allerdings wohl auch Initiatoren und enge Sympathisanten der Facebook-Seite „STOP – Nein zum Asylbewerberheim in Wimbern“.

Steht ein Voßwinkler hinter der extremen Facebook-Seite?

Wer direkt hinter der Facebook-Seite „STOP – Nein zum Asylbewerberheim in Wimbern“ steht, die auch von vielen demokratischen Wickeder Bürgern als Protestplattform gegen die Einrichtung der großen Flüchtlingsunterkunft in Wimbern genutzt wurde, ist nicht bekannt.

Nach Recherchen von „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ könnte es sich dabei aber um jemanden aus Voßwinkel handeln.

Dann fragt man sich schon: Was hat der mit einem demokratischen Protest in Wickede zu tun?

Die Seite ist derzeit unter Facebook übrigens in der Suche nicht mehr zu finden.

Nein-zur-"NEIN ZUM ASYLBEWERBERHEIM IN WIMBERN“-Facebook-Seite

Vielmehr bekommt man nunmehr eine „Nein zur NEIN ZUM ASYLBEWERBERHEIM IN WIMBERN“-Facebook-Seite angezeigt.

Stichwort: Staatsschutz

Zum Hintergrund: Aufgabe des Staatsschutzes ist die Bekämpfung der politisch motivierten Kriminalität.

Straftaten werden diesem Deliktsbereich zugeordnet, wenn die Tatumstände und/oder die Tätereinstellung Anhaltspunkte dafür bieten, dass sie in strafbarer Weise den demokratischen Willensbildungsprozess beeinflussen sollen, der Erreichung oder Verhinderung politischer Ziele dienen oder sich gegen die Realisierung politischer Entscheidungen richten.

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“