Zunehmende Zahl von Ladendiebstählen durch Asylbewerber aus Wimbern

21. Oktober 2014

WICKEDE / WIMBERN. Die Anzahl der Ladendiebstähle in Wickede, die bei der Polizei angezeigt wurden, haben sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als verdoppelt. Dies geht aus der offiziellen Statistik der Kreispolizeibehörde Soest für die Ruhrgemeinde hervor.

Ein Blick auf die absoluten Zahlen scheint diese bedrohliche Meldung dann zu relativieren. Denn seit Jahresanfang 2014 bis Anfang Oktober sind – laut Polizei-Pressesprecher Wolfgang Lückenkemper aus Soest – nur „insgesamt 13 Ladendiebstähle im Bereich der Gemeinde Wickede zur Anzeige gebracht“ worden. Für den gleichen Vorjahreszeitraum waren es – laut Polizei - sechs gemeldete Ladendiebstähle. Auf zehn Monate und die Größe der Gemeinde gesehen, scheinen diese statistischen Zahlen sehr gering zu sein.

Zahlen täuschen

Doch die Zahlen täuschen. Denn es handelt sich nur um die zur Anzeige gebrachten Taten und somit wohl auch nur um die Spitze des Eisberges an Straftaten, die tatsächlich begangen wurden und werden. Dies machen Aussagen aus dem Bereich der Wickeder Händlerschaft mehr als deutlich, die erhebliche Inventurverluste verbuchen.

Beschwerden häufen sich

Auch bei der Gemeinde Wickede (Ruhr) haben sich die Beschwerden über die zunehmende Anzahl von Ladendiebstählen und versuchten Ladendiebstählen gehäuft, die von den Ladenbesitzern vielfach auf Bewohner der Unterbringungseinrichtung für Asylbewerber in Wimbern zurückgeführt werden.

EDEKA und ALDI

Unter anderem gab es wohl entsprechende Beschwerden der Lebensmittelhändler EDEKA und ALDI an den zuständigen Fachbereich für Sicherheit und Ordnung, wie ein Sprecher der Kommune gegenüber „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ bestätigte.

Bestätigung durch den Wirtschaftring

Auch Markus Thurau vom Wirtschaftsverband Wickede (Ruhr) e. V. (WIR.) bestätigte auf telefonische Nachfrage von „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“, dass man durch eine zunehmende Anzahl von Diebstählen und versuchten Diebstählen seitens der Wickeder Händlerschaft alarmiert sei und bereits ein erstes Gespräch mit der Gemeinde diesbezüglich geführt habe.

Krisensitzung zur Kriminalitätsbekämpfung

Bürgermeister Martin Michalzik (CDU) hat für Dienstag, 21. Oktober 2014, um 13.00 Uhr nun einen kleinen Kreis von direkt Betroffenen zu einem Gespräch eingeladen. Sagt aber auch jetzt bereits gegenüber „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“: „Für die Kriminalitätsbekämpfung ist die Polizei zuständig!“

Beim nächsten „Runden Tisch“, einem Konsultationsgremium mit der Bezirksregierung und anderen Behördenvertretern, wolle er die negativen Erfahrungen der Wickeder Geschäftsleute und die Besorgnis über zunehmende Verluste durch Diebstähle aber deutlich artikulieren.

Von Polizei und Justiz keine Hilfe erwartet 

Von Polizei und Justiz erwarten sich die heimischen Händler allerdings keine große Hilfe. Nach Erfahrungen in der Vergangenheit hätte man selbst nur einen hohen zeitlichen Aufwand und viel Schreibkram. Also quasi eine „Strafarbeit“ für die „Opfer“. Die Täter hingegen kämen – gerade bei „versuchtem Ladendiebstahl“ – häufig ohne wesentliche Konsequenzen oder mit absolut milden Strafen davon.

Bis die Polizei vor Ort sei, müsse man die zum Teil alkoholisierten und sehr aggressiven Täter außerdem noch selbst dingfest machen, wenn man sie überhaupt erwische. Dazu habe nicht jeder den Mut. Insbesondere weibliches Verkaufspersonal traue sich dies gar nicht zu.

Sie habe da den Mut ihres verstorbenen Schwiegervaters bewundert, der mal einen Dieb im Laden festgesetzt habe, indem er die Tür abgesperrt habe, erzählt Magret Schulte vom Modehaus Schulte in der Kirchstraße im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“.

Resignation als Reaktion

Das Wickeder Traditionsunternehmen für Damen- und Herrenmode hat auf die vermehrten Diebstähle, die man ganz klar kriminellen Bewohnern aus der Wimberner Unterbringungseinrichtung zuordnet, inzwischen frustriert reagiert: Die Rundständer mit dem Warenangebot außen vor dem Geschäft werden nicht mehr aufgestellt. Auf den guten Verkauf durch diese Art der Warenpräsentation im Außenbereich muss man künftig verzichten. Lediglich ein paar angezogene Puppen als Kleidungsträger werden noch neben dem Eingangsportal als Dekoration positioniert, um anzuzeigen, dass der Laden geöffnet hat.

Mehrfach hat die Familie Schulte selbst beobachtet wie Leute, die offenbar aus der Asylunterkunft in Wimbern kamen, hochwertige Mode gestohlen haben. Wenn man diese Diebe dann zur Rede stellen oder dingfest machen wollte, hätten sie „Fersengeld“ gegeben, sagt Inhaber Franz-Josef Schulte. Die gestohlene Kleidung hätten die Diebe dann einfach auf der Flucht in den Schmutz fallen lassen. Die jungen, dunkelhäutigen Männer seien dann schnell entkommen.

Ebenso wie viele andere Wickeder Geschäftsleute zeigt auch Schulte die Taten kaum noch an, da man sich von Polizei und Justiz im Stich gelassen fühlt.

Binnen weniger Tage: Mehr als die Hälfte der Ware draußen gestohlen

Schlimmer noch als Mode Schulte ist es dem Sportgeschäft Papenberg etwas weiter in der Kirchstraße ergangen. Von zwei Außenständern habe nach wenigen Tagen fast die Hälfte gefehlt, berichtet Rüdiger Papenberg zurecht erbost. Inzwischen hat er jedes Teil mit einer Kette am Rundständer gesichert. Von den Sportschuhen steht nur der Linke eines Paares draußen. Diese ließen die Diebe natürlich stehen, da sie ja mit einem einzelnen Schuh nichts anfangen könnten, erklärt Papenberg gegenüber „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“. Auch er ist frustriert, fühlt sich von Politik, Polizei und Justiz beim Kampf gegen die Kleinkriminalität im Stich gelassen, die seinem kleinen Unternehmen großen Schaden zufügt.

Verkäuferinnen von NKD und Ernsting’s family sehen keine Probleme 

Bei NKD am Marktplatz und Ernsting’s family in der Kirchstraße gibt es zwar auch Ladendiebstähle. Eine massive Häufung seit Einrichtung der Asylbewerber-Unterkunft in Wimbern habe man aber nicht zu verzeichnen, heißt es aus dem Kreise der Verkäuferinnen.

Markenartikel werden von Dieben bevorzugt

Die Diebe scheinen Markenartikel und hochwertige Mode der kleineren Einzelhandelsunternehmen zu bevorzugen. Martin Hahn vom EDEKA-Aktiv-Markt hat dies auch schon festgestellt. So verschwanden zig Paar Puma-Socken ohne Bezahlung aus seinem Laden. Der Schaden: ein paar hundert Euro!

Dunkelziffer der Diebstähle

Ein großes Problem: die Dunkelziffer bei den Diebstählen. Denn welcher Dieb ist so doof und lässt sich erwischen? Vielmehr passen die Täter in der Regel eine Gelegenheit ab, in der sie unbeobachtet sind. Diese Diebstähle fallen höchstens im Nachhinein bei der Inventur auf.

Auch rechtzeitig verhinderte Ladendiebstähle stehen natürlich in keiner Statistik.

Die einhellige Erfahrung bei EDEKA, ALDI, Schulte und Papenberg aber ist: Seit die Asylbewerber so massiv in der Gemeinde vertreten sind, verschwindet mehr und mehr Ware unbezahlt.

Ehrliche Asylbewerber als Kunden geschätzt

Dabei schätzen die Wickeder Kaufleute die ehrlichen Asylbewerber umgekehrt auch als neue Kunden. Vor allem Handys und Mobilfunk-Karten seien gefragt. Werner Hering vom Elektronik-Geschäft in der Oststraße beispielsweise sagt: Er habe wenig Probleme mit den Leuten aus Wimbern. Wer Ärger mache, fliege ganz schnell raus und man habe das komplette Geschäft videoüberwacht.

Rossmann: Sicherheitsdienst und Ladendetektive

Auch beim Drogerie-Markt Rossmann hat man mit vermehrter Präsenz von Sicherheitsdiensten und Ladendetektiven auf zunehmende Diebstähle reagiert. In der Filiale hat man unter anderem auch schlechte Erfahrungen mit herumreisenden Diebesbanden gesammelt, die eigens anreisen würden, um zu stehlen. Vermutlich organisierte Kriminalität. Deshalb könne man nicht sagen, wie sehr sich die Asylbewerber-Unterkunft in Wimbern auf die Zahl der Ladendiebstähle ausgewirkt habe, erklärt eine Dame des Verkaufspersonals.

Alkoholisierte Asylbewerber

Durch stark alkoholisierte Asylbewerber, die um den Laden herumlungerten und sich auch innen herumtrieben, fühlten sie und ihre Kolleginnen sich allerdings nicht mehr sicher. Es habe auch schon eine sexuelle Belästigung einer jungen Frau direkt vor ihrem Geschäft gegeben. Die junge Dame sei zu Rossmann rein geflüchtet, hätte aber keine Polizei rufen wollen.

Verkäuferinnen fühlen sich durch aggressives Verhalten bedroht

Die Arbeit an der Kasse bei Rossmann mache ihr inzwischen keinen Spaß mehr, sagt eine der Mitarbeiterinnen. Einige der Asylbewerber wüssten sich überhaupt nicht zu benehmen und führten sich auf, als ob ihnen der Laden gehöre.

Auch vor aggressivem Verhalten bei ertappten Ladendieben haben die Frauen häufig Angst.

Eine der Damen parkt inzwischen ihren privaten Pkw woanders, weil sich zu viel zwielichtiges und angetrunkenes Gesindel in den dunklen Ecken des Parkplatzes herumtreibe.

Mit drei Männern einen Dieb festgehalten

Im benachbarten Lebensmittel-Discounter ALDI werden die Aussagen der Verkaufskollegen von EDEKA und Rossmann bestätigt. Auch hier erwischt man offensichtlich immer wieder Ladendiebe, die aus der Unterbringungseinrichtung in Wimbern kommen. Unter anderem werden dabei Alkoholika geklaut. Bei einer vorläufigen Festnahme hätte man sich gegen das aggressive Verhalten eines Diebes selbst mit zwei Verkäufern nicht zu helfen gewusst. Ein Kunde habe die ALDI-Mitarbeiter noch unterstützt, um den Ladendieb festzuhalten, bis die Polizei eingetroffen sei.

Sprachprobleme mit Tätern

Ein Mann mit eigenem Migrationshintergrund führt die Eskalation solcher Situationen nicht zuletzt darauf zurück, dass man sich mit den erwischten Tätern überhaupt nicht verständigen könne, da sie häufig kein Wort Deutsch sprächen. Vielfach seien die erwischten Ladendiebe auch nicht reumütig, wenn man sie erwische, sondern äußerst aggressiv.

Generalverdacht gegenüber Dunkelhäutigen

Eine weitere Folge der zunehmenden Ladendiebstähle durch Asylbewerber aus Wimbern: Dunkelhäutige Kunden mit Migrationshintergrund stehen schnell unter Beobachtung und unter Generalverdacht. Eine Lage, die für ehrliche Kunden sehr unangenehm ist – aber aus den schlechten Erfahrungen der Geschäftsleute mit einigen kriminellen Subjekten resultiert.

Gastronomie: bestellen und nicht bezahlen

Schlechte Erfahrungen mit einigen der Asylbewerber haben auch einige Imbiss-Betreiber gesammelt. Erst würden die Leute bestellen und beim Rüberreichen von Essen und Getränken über die Theke dann sagen, dass man nicht genug Geld besitze, um die volle Summe zu bezahlen. Oder man wolle anschreiben lassen. Einige Gastronomen würden daher lieber auf diese Kundschaft verzichten, zumal sie teilweise Stammkunden durch ihr ungebührliches Benehmen vertreiben.

Benehmen ist Glücksache

Probleme: vor allem die Schwarzafrikaner drängelten sich einfach vor, lamentierten lauthals im Laden wie auf einem türkischen Basar, sprängen noch eben direkt vor Schließung des Ladenlokals in die Geschäfte und ließen sich von den Verkäuferinnen auch nicht durch entsprechende Ansagen davon abhalten. Ab etwa 17.00 Uhr würden sie teilweise scharenweisen und in großen Gruppen in den Laden kommen und sich unmöglich betragen, sagt beispielsweise eine Rossmann-Mitarbeiterin.

Keine Ausländerfeindlichkeit – Kritik kommt teilweise selbst von Migranten

Mit Rassismus und Ausländerfeindlichkeit hat die teils herbe Kritik an dem Benehmen mancher Asylbewerber übrigens wenig zu tun. Denn unter den Kritikern sind selbst manche mit Migrationshintergrund, die es aber offensichtlich besser verstanden haben sich in Deutschland zu integrieren.

Im Stich gelassen

Von Politik, Polizei und Justiz fühlen sich die meisten unserer Interviewpartner übrigens völlig im Stich gelassen. Ihre Erfahrung in Bezug auf Anzeigen bei der Polizei: „Das bringt ja sowieso nix!“

Auch in vielen Medien würden diese massiven Probleme mit manchen Asylbewerbern totgeschwiegen.

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

ALDI in Wickede FOTO: ANDREAS DUNKER
ALDI in Wickede FOTO: ANDREAS DUNKER
Herzlich Willkommen bei EDEKA – Ladendiebe fliegen aber raus. FOTO: ANDREAS DUNKER
Herzlich Willkommen bei EDEKA – Ladendiebe fliegen aber raus. FOTO: ANDREAS DUNKER
Überprüfung an der Kasse FOTO: ANDREAS DUNKER
Überprüfung an der Kasse FOTO: ANDREAS DUNKER
Papenberg in der Kirchstraße FOTO: ANDREAS DUNKER
Papenberg in der Kirchstraße FOTO: ANDREAS DUNKER
Papenberg: Mit Ketten vor Dieben gesichert – die Ware am Außenständer FOTO: ANDREAS DUNKER
Papenberg: Mit Ketten vor Dieben gesichert – die Ware am Außenständer FOTO: ANDREAS DUNKER
Mode Schulte: Kaum noch Waren vor dem Geschäft – wegen der großen Diebstahlgefahr FOTO: ANDREAS DUNKER
Mode Schulte: Kaum noch Waren vor dem Geschäft – wegen der großen Diebstahlgefahr FOTO: ANDREAS DUNKER