Festgenommener bereits wieder auf freiem Fuß: Fremder war angeblich nicht der Besitzer der Drogen

31. Oktober 2014

WIEHAGEN. Die Essener Zollfahndung sowie die zur Amtshilfe angerückten Wickeder und Werler Feuerwehrleute nebst Rettungskräften sorgten am gestrigen Donnerstag (30. Oktober 2014) für großes Aufsehen im kleinen Dorf Wiehagen. Und gestern noch klang es seitens der Pressestelle des Zolls in Essen, als habe man in Wiehagen ein „Drogenlabor“ ausgehoben.

Unter anderem vermeldete der Zoll auch eine „vorläufige Festnahme“ eines Mannes aus der Wohnung.

Bei einer frühmorgendlichen Wohnungsdurchsuchung hätten die Beamten wohl Drogen sowie eine kleine Menge der hochgiftigen Substanz Kaliumcyanid gefunden – wie erste Laboruntersuchungen des ABC-Messfahrzeuges der Feuerwehr ergaben.

Zwei Plastiksäcke voll mit Beweismitteln, die nicht fotografiert werden durften

Die durch Schutzanzüge und Atemmasken gesicherten Feuerwehrmänner brachten zwei Plastiksäcke mit aus der Wohnung an der Wickeder Straße 29 direkt an der Wiehagener Ortsdurchfahrt. 

Dies seien „Asservate“, die von den anwesenden Fotografen nicht abgelichtet werden sollten. – Vielmehr verlangte ein Zoll-Mitarbeiter sogar, bereits gemachte Bilder vor seinen Augen sofort von den Digitalkameras zu löschen.

Zollfahnder ermitteln nur bei mittelschwerer und schwerer grenzüberschreitender Kriminalität

Zwecks weiterer Informationen wurden Journalisten von der Essener Zoll-Pressestelle dann an die Sprecher der Staatsanwaltschaft in Frankfurt verwiesen. Auch machte der Zoll nochmals deutlich, dass er wohl nur bei mittelschwerer und schwerer sowie organisierter Kriminalität mit grenzübergreifenden Strukturen zuständig sei. Die Zollfahnder seien vergleichbar mit der Kriminalpolizei.

Eine Lachnummer der Pressestelle der Frankfurter Staatsanwaltschaft

Auf die versprochene Rückmeldung der Pressestelle der Frankfurter Staatsanwaltschaft wartete unsere Redaktion gestern Abend vergeblich. 

Zuvor hatte sich die Sprecherin  der Frankfurter Staatsanwaltschaft ohnehin schon eine Lachnummer geliefert, als sie uns fragte, ob wir ihr den Namen des Festgenommenen sagen könnten, damit sie den Vorgang in den Akten fände. (Anmerkung der Redaktion: Der Name eines mutmaßlich Verdächtigen wird natürlich weder von den im Einsatz befindlichen Fahndern noch im Nachhinein von deren Pressestelle an Medienvertreter herausgegeben.)

Bei unserer heutigen Nachfrage der Sprecherin der Frankfurter Staatsanwaltschaft dann keine Entschuldigung für die nicht erfolgte versprochene Rückmeldung. Nur der lapidare Hinweis, dass man uns wohl vergessen habe. 

Außerdem sei man für den Fall nunmehr gar nicht mehr zuständig, habe alles an die regionale Staatsanwaltschaft in Arnsberg abgegeben.

Arnsberger Staatsanwaltschaft relativierte die ganze Aktion

Dort erklärte Pressedezernent Oberstaatsanwalt Werner Wolff – der einen wesentlich kompetenteren Eindruck als seine hessische Kollegin machte, dass der gestern „vorläufig Festgenommene“ bereits wieder auf freiem Fuß sei.

Er sei angeblich nur zu Besuch in der Wiehagener Wohnung gewesen und die Ermittler könnten ihm derzeit nicht beweisen, dass er der Besitzer der gefundenen Betäubungsmittel (Drogen) sei.

Man habe bei der Wohnungsdurchsuchung durch die Essener Zollfahnder auch nur ein paar geringere Mengen Drogen wie beispielsweise rund 500 Gramm Marihuana gefunden und keine große Drogenküche.

Nähere Angaben könne er als Pressedezernent nicht machen, da der zuständige Arnsberger Staatsanwalt leider außer Haus sei, so Wolff.

Loses Inventar von Sofa und Tisch mit eingesammelt

Wickedes Wehrführer Georg Ptacek erklärte heute auf Nachfrage von „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ telefonisch, dass die Feuerwehr auf Wunsch des Zolls zwar zwei fest verschlossene Gefahrgutsäcke aus der Wohnung transportiert habe, dass man darin aber auch das lose Inventar von Sofa und Tisch mit eingesammelt habe. – Wie zum Beispiel „Zeitschriften".

Der Großeinsatz von gestern erscheint unter dem Licht dieser neuen Erkenntnisse plötzlich recht nichtig und klein …

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

Zwei Säcke voll Beweismittel … FOTO: ANDREAS DUNKER
Zwei Säcke voll Beweismittel … FOTO: ANDREAS DUNKER
Spektakulär erscheinender Einsatz des Zolls in Wiehagen FOTO: ANDREAS DUNKER
Spektakulär erscheinender Einsatz des Zolls in Wiehagen FOTO: ANDREAS DUNKER