EXKLUSIV bei „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“: Interessante Hintergrundinformationen zur „Notunterkunft“ in Wimbern

3. November 2014

WIMBERN. Mehr als 3.000 Asylbewerber haben seit dem 14. April 2014 im ehemaligen Marien-Krankenhaus in Wimbern eine vorübergehende Bleibe gefunden. Dies teilte Pressesprecher Christoph Söbbeler von der Bezirksregierung Arnsberg jetzt auf Anfrage von „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ mit. Unser lokales Nachrichtenportal hat erstmalig und exklusiv einen konkreten Fragenkatalog an die Bezirksregierung gestellt und interessante Antworten mit Fakten und Einschätzungen erhalten. Manchmal aber auch nur recht schwammige Stellungnahmen.

Durchschnittliche Verweildauer in Wimbern

Die durchschnittliche Verweildauer in der Unterbringungseinrichtung des Landes Nordrhein-Westfalen im Ortsteil Wimbern der Gemeinde Wickede (Ruhr) reiche von vier Tagen bis zu einigen Wochen, so Söbbeler.

Während die Regelbelegungszahl für die Wimberner Unterbringungseinrichtung seit dem 21. Oktober 2014 auf maximal 650 Asylbewerber angehoben wurde, schwanken die Zahlen täglich. Dabei kann es sein, dass man des morgens noch rund 500 Leute einquartiert hat und im Laufe des Tages bereits hundert Neuankömmlinge folgen.

 

Zwei Mitarbeiter der Bezirksregierung vor Ort

Als Vertreter der Bezirksregierung vor Ort seien derzeit zwei Vollzeit-Mitarbeiter: Marco Plümper als Einrichtungsleiter und Timo Maier als sein Stellvertreter, so Söbbeler.

Urlaubs- und krankheitsbedingt sowie durch Abordnung in andere Einrichtungen könne es jedoch auch zu einer geringeren Präsenz vor Ort kommen, erklärte Meier kürzlich im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“.

 

Acht Betreuer für bis zu 650 Bewohner

Die Betreuung seitens der Mitarbeiter der Malteser-Werke, die diese Aufgabe von der Bezirksregierung übertragen bekommen haben, sei von 8.00 bis 22.00 Uhr mit acht Mitarbeitern sowie des nachts mit einem Betreuer besetzt, heißt es in der Antwort der Bezirksregierung zu unserer Anfrage.

Permanent vor Ort seien zudem acht Wachdienst- sowie ein Pfortenmitarbeiter.

Hinzu kämen drei Hausmeister sowie Reinigungs und Kantinenpersonal.

 

Medizinische Versorgung der Flüchtlinge

Für die medizinische Versorgung der Flüchtlinge gäbe es derzeit eine Sanitätsstation mit vier Krankenschwestern. Davon drei Vollzeitstellen und eine Teilzeitstelle.

Die Sanitätsstation sei „zu den üblichen Sprechzeiten“ geöffnet – also vermutlich nicht rund um die Uhr.

Des Weiteren gäbe es einen Internisten und einen Frauenarzt mit regelmäßigen Sprechzeiten – zirka drei bis vier pro Woche – in dem ehemaligen Krankenhaus.

Söbbeler: „Ansonsten arbeitet die Einrichtung mit den niedergelassenen Ärzten der Region zusammen.“

 

„Die Zahl variiert ständig“

Über das Risiko von ansteckenden Krankheiten wie TBC durch noch nicht geimpfte, geröntgte und auf ansteckende Krankheiten untersuchte Bewohner der Wimberner Einrichtung konnte oder wollte die Bezirksregierung keine konkrete Stellungnahme abgeben: „Die Zahl variiert ständig“ hieß es dazu nur lapidar.

Zwischenzeitlich hatte ein Sprecher der Bezirksregierung verlautbaren lassen, dass etwa die Hälfte der Flüchtlinge in der Wimberner Notunterkunft noch nicht untersucht und registriert sei, da man auch als eine Art Erstaufnahmeeinrichtung wie in Bielefeld oder Dortmund fungiere.

Fakt ist, dass es wohl Probleme mit Masern und Windpocken gegeben hat.

 

Risiko durch ansteckende Krankheiten

Und auf unsere konkrete Frage, welches Risiko durch ansteckende Krankheiten von Bewohnern der Einrichtung für die Wickeder Bevölkerung ausgehe, heißt es wörtlich seitens der Pressestelle: „Alle Asylbewerber werden, gemäß den Vorgaben des Infektionsschutzgesetzes einer Röntgenuntersuchung unterzogen. Bei Schwangeren und Kindern werden andere Testverfahren angewendet.“ (Anm. d. Red.: Offensichtlich werden diese Untersuchungen allerdings bei vielen erst während der Verweildauer in Wimbern durchgeführt.)

 

Akoholkonsum wohl trotz Verbotes – Aber angeblich kein Prostitutionsproblem!

Während sich die Bezirksregierung zu Alkohol- und Drogenproblemen von Asylbewerbern und damit verbundene Problemen beispielsweise im Wickeder Ortskern nur sehr unkonkret äußert, erklärt sie klar, dass es keine Probleme mit Prostitution in der Wimberner Einrichtung gäbe.

Gerüchte im Ort hatten dies vermuten lassen. Von der Pressestelle dazu ein klares Dementi.

In der Einrichtung selbst gäbe es ein Alkoholverbot, so Söbbeler. Trotzdem würde wohl auch dort sowie außerhalb Alkohol von manchen Asylbewerbern konsumiert.

 

Überprüfung von Mitarbeitern des Sicherheitsdienstes dauert noch an

Während die Mitarbeiter der Malteser-Werke in Wimbern inzwischen nach den „selbst gesetzten Standards“ der Bezirksregierung Arnsberg beziehungsweise des Landes Nordrhein-Westfalen alle überprüft seien, dauerten selbige für die Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes – seit Eröffnung der Einrichtung „Kötter“-Security aus Essen – derzeit noch an. (Anm. d. Red.: Nach Demütigungen von Bewohnern der Asylbewerber-Unterkunft in Burbach im Kreis Siegen-Wittgenstein ein ganz wichtiges Thema!)

 

Arbeitsplätze für Bürger der Gemeinde Wickede (Ruhr)?

Nachdem Regierungsvizepräsident Volker Milk in einer früheren Bürgerversammlung erklärt hatte, dass durch die Eröffnung der Unterbringungseinrichtung im ehemaligen Marien-Krankenhaus auch Arbeitsplätze für die Bürger der Gemeinde Wickede (Ruhr) geschaffen würden, verwundert es schon etwas, dass es im Antwortschreiben der Bezirksregierung auf unseren Fragenkatalog heißt: „Über die Wohnorte von Mitarbeitern liegen hier keine Angaben vor.“

Einige Wickeder haben aber wohl eine neue Arbeitsstelle bei den Malteser-Werken gefunden – wie der Redaktion durch andere Quellen bekannt ist. Dies scheinen aber nicht besonders viele zu sein.

 

Laufende und abgeschlossene Baumaßnahmen

Zu den Baumaßnahmen im Bereich des einstigen Krankenhaus-Komplexes heißt es seitens der Bezirksregierung, dass die Arbeiten am ehemaligen Schwesternwohnheim 1 abgeschlossen und die am Wohnheim 2 gerade beginnen würden.

Im Hauptgebäude würden derzeit weitere Betreuungsbereiche geschaffen, so Söbbeler. (Anm. d. Red.: Dies ist bei der Menschenmenge und Enge im Haus während der kalten Jahreszeit vermutlich auch dringend erforderlich, da sich die Leute dann nicht mehr so viel draußen aufhalten und dort verteilen können.)

 

Keine Auskunft zur Höhe der Investitionen in die angemietete Immobilie

Zu den bislang getätigten Investitionen des Landes in den nur angemieteten Gebäudekomplex, kann die Pressestelle der Bezirksregierung angeblich keine Angaben machen.

Dies sei Sache des Bau- und Liegenschaftsbetriebes (BLB). (Anm. d. Red.: In politischen Insiderkreisen ist die Rede von drei bis fünf Millionen Euro. Beim BLB konnten wir bislang leider noch nicht nachfragen.)

 

Aufträge an heimische Baubetriebe: Fehlanzeige?

Auf die Frage, ob denn auch heimische Handwerksbetriebe und andere Unternehmen bei der Vergabe von Aufträgen vorrangig berücksichtigt worden seien – wie es Regierungsvizepräsident Volker Milk eigentlich angekündigt hatte – heißt es von Christoph Söbbeler: „Die Bauarbeiten werden vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb beauftragt und durchgeführt.“ (Anm. d. Red.: Bislang hat man wenige bis gar keine Fahrzeuge von Wickeder Betrieben an den Baustellen gesichtet. Lediglich der Wimberner Ortsvorsteher Edmund Schmidt (CDU) soll Geräte für den Spielplatz geliefert haben.)

 

„Notunterkunft“ wird wie eine ZUE betrieben

Zur Frage, ob die Wimberner „Notunterkunft“ – wie nicht zuletzt auf Grund der großen Investitionen zu vermuten ist – zu einer Dauereinrichtung mutiert, heißt es von Christoph Söbbeler gegenüber „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“: „Die Einrichtung in Wimbern wird derzeit faktisch wie eine Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) genutzt, das heißt: von hier aus erfolgen auch Zuweisungen von Asylbewerbern in die Städte und Gemeinden. Angesichts der nach wie vor angespannten Unterbringungssituation wegen der hohen Zugangszahlen ist von einer längeren Nutzung auszugehen.“


ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

Christoph Söbbeler, Pressesprecher der Bezirksregierung Arnsberg FOTO: BEZIRKSREGIERUNG ARNSBERG
Christoph Söbbeler, Pressesprecher der Bezirksregierung Arnsberg FOTO: BEZIRKSREGIERUNG ARNSBERG