Bäuerliche Bilanz 2014: Wetter, Wachstum und Wertschöpfung

29. Dezember 2014

KREIS SOEST. „Ackerbaulich eine Herausforderung, preislich eine Talfahrt und politisch kaum kalkulierbar“, so skizziert Josef Lehmenkühler als Vorsitzender des landwirtschaftlichen Kreisverbandes Soest das Jahr 2014 für die heimischen Bauern. Die Bilanz macht deutlich wie stark der Einfluss der Witterung auf Wachstum und Ernte der Feldfrüchte als Grundlage unserer Nahrung ist. Zudem wirkt sich auch der globale Markt für die lokalen Landwirte immer stärker aus.

Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse deutlich gefallen

„Zum Ende des Jahres 2014 müssen wir leider feststellen, dass die Preise für unsere Erzeugnisse in fast allen Bereichen deutlich gefallen sind“, sagt der Sprecher der Landwirte und erläutert: „Die Erntemengen vieler landwirtschaftlicher Kulturen waren 2014 weltweit überdurchschnittlich. Eine gute Versorgungslage traf auf eine abgeschwächte Konjunktur. Das Fass zum Überlaufen brachte dann der russische Importstopp. Zusätzliche Agrarprodukte von EU-Partnern strömten auf den deutschen Markt und ließen die ohnehin sinkenden Preise in vielen Bereichen einbrechen.“

Eine dreijährige Phase mit etwas stabileren Erlösen und Einkommen in der Landwirtschaft sei so zu Ende gegangen.

Ein Jahr mit Witterungsextremen

„Das Jahr 2014 zeigte uns wieder einmal, wie abhängig wir Bauern vom Wetter sind“, sagt Lehmenkühler. Es sei ein Jahr mit vielen und lokal sehr unterschiedlichen Witterungsextremen gewesen.

Hängepartien bei der Getreideernte

Während Gerste und Raps bei guten Erntebedingungen mit zufriedenstellenden Erträgen und guten Qualitäten geerntet werden konnten und auch die Weizenernte zunächst mit Sonnenschein gestartet sei, hätten dann jedoch immer wiederkehrende, teilweise ergiebige Niederschläge, die Ernte zu einer Hängepartie gemacht, sagt Lehmenkühler.

Das Getreide habe oft nicht zum optimalen Zeitpunkt und nur mit höheren Feuchtegehalten gedroschen werden können. 

Gute Erträge bei Rüben, Kartoffeln, Mais und Raps

„In verschiedenen Gebieten der Region, so zum Beispiel in den Höhenlagen, zog sich die Ernte bis in den September hin“, erläutert der Landwirt.

Die Erntemengen seien regional sehr unterschiedlich ausgefallen. Während die einen mit einem blauen Auge davon gekommen seien, hätten in anderen Teilen der Region die widrigen Witterungsbedingungen den Bauern einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Gute Erträge können die Bauern dagegen bei Rüben, Kartoffeln, Mais und Raps verzeichnen, so Lehmenkühler.

Angst vor praxisfernen Politikentscheidungen

Sorgen bereiten dem Landwirt die politischen Herausforderungen. „Im Rahmen der nun geltenden Agrarreform, der kommenden Novelle der Düngeverordnung und vieler weiterer Auflagen, die uns Landwirte treffen, habe ich zunehmend Angst vor praxisfernen, politisch motivierten Lösungen“, sagt Lehmenkühler.

Die Politiker sollten daran denken, dass Landwirtschaft auch weiterhin wirtschaftlich sein müsse um zu überleben.

Gerade kleineren Höfen, denen das Geld für große Investitionen fehle, dürfe man durch die politischen Entscheidungen nicht die Luft zum Atmen nehmen, appelliert Lehmenkühler. 

Am 31. März 2015 endet die Milchquote

Auch der Milchmarkt befindet sich im Umbruch: Am 31. März 2015 endet nach 31 Jahren die Quotenregelung. „Nun gilt es, dass nicht jede globale Milchpreissenkung auf den deutschen Markt übertragen wird“, sagt Lehmenkühler. Die heimischen Milchbauern müssten für ihre hohen Standards auch ihren Preis haben.

Landwirtschaft will die Bürger „saugut“ informieren

2014 brachte auch Positives: „In diesem Jahr haben wir die Initiative Tierwohl auf den Weg gebracht, so dass sie ab Frühjahr 2015 beginnen kann“, so der Vorsitzende.

„In Sachen Landwirtschaft und Transparenz läuft derzeit ein Kinospot mit echten Bauern aus der Region in vielen Kinos“, schildert Lehmenkühler und erklärt: „Wir wollen Vertrauen zwischen Verbrauchern und Bauern schaffen.“

Auch die neue Internetseite www.saugut-informiert.de biete viele Informationen rund um die heimische Landwirtschaft und ihre Bauern.

„Ebenso freuen wir uns über das große Interesse vieler Menschen an der Landwirtschaft. „Eine ganze Menge Schulklassen als auch Erwachsenengruppen  haben unsere Höfe besucht“, berichtet der Vorsitzende des landwirtschaftlichen Kreisverbandes Soest.

Josef Lehmenkühler, Vorsitzender des landwirtschaftlichen Kreisverbandes Soest FOTO: ANDREAS DUNKER
Josef Lehmenkühler, Vorsitzender des landwirtschaftlichen Kreisverbandes Soest FOTO: ANDREAS DUNKER