Prägte Wickeder Wirtschaft: Dr. Hans-Werner Löhr wird heute 80 Jahre alt

7. Januar 2015

WICKEDE. Wo früher in großer und kleiner geselliger Runde wichtige Geschäfte getätigt wurden, wird am heutigen Mittwoch (7. Januar 2015) im kleinen Kreise privat gefeiert. Denn Dr. Hans-Werner Löhr, langjähriger Geschäftsführer mehrerer Wickeder Unternehmen, wird 80 Jahre alt. – Und gebührend gewürdigt wird der Ehrentag des Altersjubilars im geräumigen Wohnhaus am Buchenweg, wo Gattin Barbara Löhr (70) zur beruflich aktiven Zeit ihres Ehemannes auch immer wieder Geschäftspartner bewirtete.

Damals seien die Empfänge im Privathaus noch so üblich gewesen und sie habe immer gerne für die Männerrunden gekocht, erklärt sie im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“.

Und so feiert das Ehepaar mit seinen Gästen derzeit immer noch am liebsten im eigenen Wohnzimmer des 1986 bezogenen Eigenheims am Buchenweg.

Zuvor hatte die Familie an der Nordstraße und am Rottweg zur Miete gewohnt, nachdem man bereits 1974 durch den beruflichen Wechsel von Dr. Hans-Werner Löhr in die Ruhrgemeinde gezogen war.

Tod des Sohnes war ein schwerer Schicksalsschlag

Eigentlich wollte man den runden Geburtstag gar nicht groß feiern, denn an diesem Tag wird für das Ehepaar auch eine sehr schmerzliche Erinnerungen wach.

Bei der Geburtstagsfeier von Hans-Werner Löhr vor genau zwei Jahren zeigte sich, wie eng Freud und Leid im Leben manchmal zusammen liegen.

Während man mit Freunden gerade auf den 78. Geburtstag von Hans-Werner Löhr anstoßen wollte, überbrachte die Tochter der Familie die Nachricht vom Tode ihres 39-jährigen Bruders, der nach einer verschleppten Grippe an einem plötzlichen Herzversagen verstorben und in seiner Düsseldorfer Wohnung tot aufgefunden worden war.

Ein schrecklicher Schicksalsschlag für die ganze Familie.

Früher Tod des einzigen Bruders

Am 7. Januar 1935 in Lippstadt geboren, wuchs Hans-Werner Löhr später hauptsächlich im märkischen Altena auf – nach dem frühen Tode seines Bruders quasi als Einzelkind.

In seiner Jugend und danach widmete Hans-Werner Löhr sich intensiv dem Mannschaftssport – war über viele Jahre aktiver Fußballer.

Kaufmännische Lehre in der Eisen- und Stahlindustrie

Die berufliche Karriere von Hans-Werner Löhr begann nach dem Abitur in Altena in Form einer kaufmännischen Lehre bei der Westfälischen Union AG in Hamm, die zur Eisen- und Stahlindustrie gehörte.

Clausthal-Zellerfeld war prägend fürs Leben

Nach einem Auslandsaufenthalt in London und dem Studium der Betriebswirtschaft in Köln promovierte Löhr an der Technischen Hochschule Clausthal-Zellerfeld.

Dieser Ort war aber nicht nur auf Grund des dort erworbenen Doktor-Titels für Löhrs späteres Leben prägend. Hier lernte er auch seine geliebte Ehefrau Barbara kennen.

Leiter des Rechnungswesens bei BASF in Köln

Vor seiner Tätigkeit in Wickede war Dr. Hans-Werner Löhr von 1967 bis 1974 bei einem Kölner Farbwerk – 1972 fusioniert mit der BASF Farben und Fasern AG aus Hamburg – als Leiter des Rechnungswesens tätig.

Prokurist eines Familienunternehmens am Rande des Sauerlandes

Nach der erfolgreicher Bewerbung auf eine Stellenanzeige „eines Familienunternehmens am Rande des Sauerlandes“ startete Dr. Löhr dann 1974 als Prokurist der Vorgänger-Gesellschaften der heutigen „Wickeder Westfalenstahl GmbH“, dem Wickeder Eisen- und Stahlwerk sowie der Tochtergesellschaft Westfalenstahl in Hagen.

Sein Verantwortungsbereich umfasste anfangs das Rechnungswesen einschließlich der Geschäftsbereiche Organisation, Datenverarbeitung und Personalwesen.

Erster Geschäftsführer, der nicht zur Gesellschafter-Familie gehörte

Am 1. Januar 1978 wurde Löhr dann zum ersten Geschäftsführer ernannt, der nicht aus den Reihen der Gesellschafterfamilien kam.

Nach dem Ausscheiden des langjährigen geschäftsführenden Gesellschafters Dr. Theo Stuth bekleidete er seit 1980 die Geschäftsführer-Position auch bei der Wissner GmbH (Werl/Wickede) und bei Feran Steel mit Sitz in London.

Monopol für die Produktion von Schattenmasken-Bandstahl

Zusammen mit einem japanischen Mitbewerber hatte Wickeder Westfalenstahl über viele Jahre ein weltweites Monopol für die Produktion von Schattenmasken-Bandstahl, der für die Röhrenbildschirme bei der Fernseh-Fertigung benötigt wurde.

Dies sicherte Arbeitsplätze und sorgte für Wachstum in Wickede.

So hatte das Unternehmen in der Ära von Geschäftsführer Dr. Hans-Werner Löhr und seinem Kollegen Diplom-Ingenieur Klaus Peter Helmetag, dem die technische Verantwortung oblag, knapp tausend Beschäftigte alleine im Wickeder Werk.

Durch die zunehmende Automatisierung durch Maschinen benötigte man aber immer weniger arbeitende Menschen. – So zählt die Stammbelegschaft in Wickede aktuell nur noch 275 Köpfe.

Fusion von Wickede und Hagen

1993 fusionierten unter der Leitung von Dr. Löhr das Wickeder Eisen- und Stahlwerk und die Hagener Westfalenstahl GmbH zur „Wickeder Westfalenstahl GmbH“.

Holding als Dach für weltweit rund 1.200 Beschäftigte

Mitte der 1990-er Jahre hatte Löhr die Federführung bei der Gründung der „Wickeder Westfalenstahl Holding GmbH“ als Basis für die „Wickeder Group“, die heute als Unternehmensgruppe weltweit rund 1.200 Beschäftigte umfasst.

WPW Wickeder Profile Walzwerk

1995 initiierte Dr. Löhr den Erwerb einer Beteiligung am Wickeder Kaltwalzwerk Gebrüder Risse GmbH – inzwischen längst in der WPW Wickeder Profile Walzwerk GmbH aufgegangen. – Hier wurde er ebenfalls Geschäftsführer.

Verbindung mit der Thyssen Krupp Stahl AG

Zwischen 1997 und 1999 war er der Verhandlungsführer des von ihm empfohlenen Verkaufs einer 25,1-prozentigen Beteiligung an der WIWE-Holding GmbH an die Thyssen Krupp Stahl AG in Duisburg. – Bei der es unter anderem um die Sicherung von Rohmateriallieferungen auf dem immer knapper werdenden Metallmarkt ging.

Kaufmännische Verantwortung auch für Tochter- und Schwesternunternehmen

Als kaufmännischer Geschäftsführer verantwortete der promovierte Diplom-Kaufmann bis zu seinem Ruhestand am 31. Dezember 2000 die Leitung der Wickeder Westfalenstahl GmbH sowie mehrerer Tochter- und Schwesternunternehmen der Wickeder Firmengruppe.

Noch bis 2001 als Geschäftsführer der „Wissner-Bosserhoff GmbH“ tätig

Auf ausdrücklichen Wunsch der Gesellschafterversammlung blieb er noch ein Jahr länger als Geschäftsführer für die Firma „Wissner-Bosserhoff GmbH“ – zu deren Geschäftsfeldern die  Fertigung und der Vertrieb von Krankenhaus- sowie Alten- und Pflegeeinrichtungen gehört

Vielfältige Vorstands- und Beiratstätigkeiten

Neben seinen Geschäftsführerfunktionen übernahm der Wickeder Diplom-Kaufmann vielfältige Vorstands- und Beiratstätigkeiten bei Kammern, Fachverbänden und so weiter – unter anderem rund zwanzig Jahre bei der Deutschen Bank AG für den Bezirk Wuppertal.

Und auch nach seiner Pensionierung war er noch bis zu seinem 75. Lebensjahr in einem Firmenbeirat eines Freundes in Bad Berleburg aktiv.

Firmenführung ließ Löhr wenig Freizeit

Während seiner beruflichen Lebensjahre widmet Löhr seine geringe Freizeit der eigenen Familie mit der er seine Vorliebe für Jazz-Musik und Klassik teilt. Zudem gehörten Hochseesegeln, Schwimmen, Fußball und Tanzen zu seinen Freizeitaktivitäten. Noch heute liebt er es zu Wandern. Macht täglich einen rund drei Kilometer langen Spaziergang durch die Gemeinde.

Unter anderem gehört Löhr zudem dem Werler Lions-Club an.

Kooperativer Führungsstil und soziale Einstellung

Wichtiger als all’ die Funktionen sind aber wohl die Urteile ehemaliger Mitarbeiter über ihren einstigen Chef. Und diese fallen überwiegend positiv aus. Denn heute noch wird er für seinen kooperativen Führungsstil und seine soziale Einstellung gelobt.

„Dr. Löhr“, ist aus dem Hause „Wickeder Westfalenstahl“ zu vernehmen, sei bei der Belegschaft „beliebt“ gewesen und habe immer ein offenes Ohr für die Mitarbeiter gehabt. Wörtlich heißt es: „Menschlich lag ihm das Wohl eines jeden einzelnen am Herzen!“

 

Fazit: Dr. Hans-Werner Löhr prägte die jüngere Wickeder Wirtschaftsgeschichte maßgeblich mit und sorgte durch seine umsichtige unternehmerische Führung über viele Jahre für sichere Arbeitsplätze und Wachstum in der Industriegemeinde.

Zu seiner Verabschiedung aus dem aktiven Dienst erklärte die „Wickeder Westfalenstahl GmbH“: „Entwicklung, Internationalisierung und Neustrukturierung der gesamten Unternehmensgruppe wurden erheblich durch Dr. Hans-Werner Löhr geprägt.“

Mit Wickede ist der vor mehr als 40 Jahren zugezogene Dr. Hans-Werner Löhr heute eng verbunden und hat es – nach eigener Aussage – „nie bereut“ mit seiner Familie hier hingezogen zu sein.


ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

Dr. Hans-Werner Löhr prägte „Wickeder Westfalenstahl“ FOTO: ANDREAS DUNKER
Dr. Hans-Werner Löhr prägte „Wickeder Westfalenstahl“ FOTO: ANDREAS DUNKER