Predigt zwischen Salafismus und Pegida – sowie einem lokalen Part zur Notunterkunft

13. Januar 2015

WICKEDE (RUHR). Auf die „schrecklichen Terrorakte in Paris“ mit ihrer Grausamkeit und Intoleranz ging Pfarrer Dr. Christian Klein im Gottesdienst vor dem Jahresempfang der evangelischen Kirchengemeinde Wickede (Ruhr) am Sonntag (11. Januar 2015) ein. – Und forderte seine Zuhörer auf: „Wir dürfen von unserem toleranten Standpunkt nicht abrücken. Da müssen wir intolerant sein.“

Nach dem Anschlag auf „Charlie Hebdo“ sprach sich Klein deutlich gegen fundamentalistische Haltungen aus. Diesen dürfe man nicht nachgeben. Wörtlich erklärte er: „Damit meine ich Salafisten, ultraorthodoxe Juden wie Radikal-Christen.“

Leute, die alle anders Denkenden töten wollen …

Weiter erklärte Klein: „Dass es Leute gibt, die grundlegend anders denken, das wusste ich. Auch dass diese Leute dafür bereit waren zu töten, wusste ich. – Aber was seit jenem denkwürdigen Tag 9/11 sich geändert hat, ist das Bewusstsein, dass es Leute gibt, die alle anders Denkenden töten wollen. Die niemanden annehmen wollen außer gleich Gesinnten und gleich Geschalteten.“

Jesus von Nazareth als Gegenbild

Jesus von Nazareth und seine Lehre seien das genaue Gegenbild dazu. Er sei jemand gewesen, der sich nicht von Vorurteilen hätte leiten lassen. – „Und wenn, dann auch schnell bereit war, sie wieder zu korrigieren“, so Klein.

Sich Geld, Macht oder Agressionen nicht beugen

Jesus von Nazareth sei ein Vorbild dafür, dass man sich Geld, Macht oder Agressionen nicht beugen dürfe.

Gleichzeitig fordere die christliche Lehre dazu auf die Menschen „mit all ihren Macken“ anzunehmen. – Klein zitierte die biblische Jahreslosung: „Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob.“ (Römer-Brief 15,7)

Jesus sei jemand gewesen, der bereit gewesen wäre die Menschen so anzunehmen „wie sie sind und ihnen trotzdem sagte, wie sie sein könnten“, erklärte Klein.

Schmierstoff und Benzin einer Gesellschaft

Die anderen zu nehmen „wie sie sind“ sei „der Schmierstoff einer Gesellschaft“.

Klein weiter: „Und andererseits die Arbeit an den Macken. Das ist das Benzin einer Gesellschaft. Beides zusammen hält den Motor am Laufen. Dies dürfen wir uns als Staat, Gesellschaft, Gemeinde und persönlich nicht nehmen, nicht wegschießen und wegbomben lassen, sonst fallen wir in die Barbarei zurück.“

Rechte spielen den fanatischen Islamisten in die Karten

Das gleiche gelte aber auch „für all diejenigen, die nun in das rechte Horn tröten“. „Von Pegida über Pro-NRW bis zur Front National, die nun die Muslime für alles Schlechte der Welt und vor allem im eigenen Land verantwortlich machen wollen. Das verunglimpft alle friedlebenden Muslime und spiele den fanatischen Islamisten in die Karten.

Pfarrer Klein: „Ich will nicht zurück in ein Jahrhundert, in dem Morgenland und Abendland nur mit Schwert und Krummsäbel kommuniziert haben.

Pfarrer Kleine hoffte, dass die Trauer und Angst der Menschen in unserem Nachbarland nicht zu Hass und Gewalt würde. – In Europa müssten Brücken zwischen den Religionen gebaut werden.

Die guten Menschen müssten „intolerant für Toleranz und Verständigung eintreten“.

Zu den Flüchtlingen in der Notunterkunft

In einem Schwenk zur lokalen Situation ging Pfarrer Christian Klein auf  die Flüchtlinge in der Notunterkunft, die man auch so annehmen müsse wie sie seien.

Klein wörtlich: „Keiner in Wickede will, dass Flüchtlinge dort im ehemaligen Marien-Krankenhaus sind. Allen – denke ich – wäre es lieber, sie hätten nicht fliehen müssen und könnten ihr Lebensglück in ihrer Heimat finden.“

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

Dr. Christian Klein, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Wickede (Ruhr) ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Dr. Christian Klein, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Wickede (Ruhr) ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER