Heute Flughäfen, morgen Flüchtlingsheime? – Streiks generell in Asyl-Unterkünften nicht ausgeschlossen

29. Januar 2015

WIMBERN. Könnte es zu einem Streik der Wach- und Sicherheitskräfte in der Unterbringungseinrichtung für Asylbegehrende in Wimbern kommen? – Eine berechtigte Frage. Denn gerade hat die Gewerkschaft „ver.di“ mit Warnstreiks im Wach- und Sicherheitsgewerbe in ganz Nordrhein-Westfalen auch die inzwischen privatisierten Passagierkontrollen an den Flughäfen Düsseldorf und Köln-Bonn lahm gelegt. Die Folge waren lange Warteschlangen und viele Flugausfälle.

Selbst in sensiblen Sicherheitsbereichen wie dem Atombrennelemente-Zwischenlager in Ahaus ließen gewerkschaftlich organisierte Wachleute die Arbeit in dieser Woche teilweise ruhen.

Deshalb die Frage: Heute Flughäfen, morgen Flüchtlingsheime?

„Notdienstvereinbarungen“ mit den Arbeitgebern

Ein Sprecher der Gewerkschaft „ver.di“ wollte im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ auch Streiks von Wach- und Sicherheitspersonal in den Flüchtlingsunterkünften des Landes nicht generell ausschließen.

Aber er machte auch deutlich, dass man dann im Vorfeld sogenannte „Notdienstvereinbarungen“ mit den Arbeitgebern träfe.

So sei eine „Notbesetzung“ – wie beispielsweise an Wochenenden – sichergestellt, die dafür sorge, dass der Betrieb trotz Streiks funktioniere.

„Da darf nichts passieren!“

Ebenso wie das Atombrennelemente-Zwischenlager in Ahaus seien Flüchtlingsheime sehr sensible Bereiche.

Dort könne man nicht in gleichem Maße wie an den Flughäfen streiken, wo es nur zu Engpässen und Ausfällen aber nicht zu einem Sicherheitsrisiko gekommen sei.

„Da darf nichts passieren!“ betonte der ver.di-Pressesprecher Günter Isemeyer gegenüber „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE.

Für 9 Euro Stundenlohn im Flüchtlingsheim arbeiten

ver.di forderte für die Mitarbeiter der Sicherheitswirtschaft heute Lohnerhöhungen zwischen 1,50 und 2,50 Euro pro Stunde.

„Wenn 70 Prozent der Beschäftigten für 1.440 Euro brutto Anfangsgehalt arbeiten müssen und der Lohn in der Spitzengruppe bei 2.500 Euro brutto liegt, muss diese Branche tarifpolitisch neu aufgestellt werden“, erklärte die ver.di-Verhandlungsführerin Andrea Becker.

„Für 9 Euro Brutto im Flüchtlingsheim arbeiten, für 14,25 Euro bewaffnet Kernkraftanlagen sichern und für 12,05 Euro nach Sprengstoff in der Flugzeugfracht suchen – das ist nicht unsere Vorstellung von gerechter Bezahlung“ so die Gewerkschafterin.

Die Sicherheit sei „kein Geschäftsmodell für den Niedriglohnbereich“.

Deeskalationstraining und Sprachkompetenz wichtig

Mit Blick auf die Übergriffe und Demütigungen durch Mitarbeiter des Sicherheitspersonals in der Massenunterkunft für Flüchtlinge in Burbach machte der ver.di-Sprecher Günter Isemeyer nochmals deutlich, dass die Arbeitgeber ihr Personal noch mehr qualifizieren müssten.

Deeskalationstraining und Sprachkompetenz seien in diesen Bereichen sehr wichtig.

Die Sicherheitsleute in den Massenunterkünften für Asylsuchende seien ja schon „halbe Sozialarbeiter“, so der Gewerkschaftssprecher.

Weitere Verhandlungen am 5. Februar

Eine erste Streikwelle ist vorerst abgeschlossen. Weitere Verhandlungen von „ver.di“ mit dem Bundesverband der Sicherheitswirtschaft (BDSW) soll es am 5. Februar geben.

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

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