Zweiter Weltkrieg: Bislang unbekannte Bilder von der Möhnekatastrophe und ihren Folgen in einem Vortrag

2. März 2015

WICKEDE (RUHR) / MÖHNESEE. Die „Möhnekatastrophe“ in der Nacht vom 16. auf den 17. Mai 1943 und ihre Folgen sind das Thema eines Lichtbilder-Vortrages von Karl-Heinz Wilmes am Mittwoch, 11. März 2015, ab 19.30 Uhr im Bürgerhaus in Wickede. Dabei richtet der Heimatforscher aus Günne den Blick vornehmlich auf den wahnsinnig schnellen Wiederaufbau der durch britische Bomben während des Zweiten Weltkrieges zerstörten Staumauer des Möhnesees.

Der langjährige Ortsvorsteher von Günne präsentiert in seinem Vortrag sowohl Bilder von der Bombardierung und teilweisen Zerstörung der Möhnemauer als auch Aufnahmen von der Bergung der zahlreichen Toten sowie den von der nationalsozialistischen Propaganda  inszenierten Trauerfeiern zum Gedenken an die deutschen Opfer.

Großbaustelle zum Wiederaufbau

Desweiteren erläutert Wilmes die ersten Planungen für den schnellen Wiederaufbau sowie die Einrichtung der Großbaustelle. Dargestellt werden sowohl Ansichten der Aufbauarbeiten von der Luft- als auch von der Wasserseite der Talsperre.

Mauerlücke bereits im Oktober 1943 wieder geschlossen

Nachdem die Bomber der britischen „Royal Air Force“ die Stauanlage mit ihrem mächtigen Bruchsteinmauerwerk in der Nacht vom 16. auf den 17. Mai 1943 zerstört hatten, sei bereits am 15. Juni der erste Transportzug mit Ersatzsteinen von Müschede nach Günne gerollt, berichtet Wilmes im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“.

Zuvor seien bereits Straßen und Schienen für den Materialtransport in Windeseile instand gesetzt worden.

Alle Arbeiten seien parallel gelaufen. 2.500 Arbeiter hätten tagtäglich rund um die Uhr im Schichtdienst malocht.

Bereits im Oktober 1943 sei der Wiederaufbau fertig gewesen.


Zerstörung und Tod im Ruhrtal

In der „Chronik des 20. Jahrhunderts · 100 Jahre · Wickede (Ruhr) · 1900-2000“ heißt es: „In der Nacht vom 16. auf den 17.Mai 1943 bombardieren britische Flieger die Möhnetalsperre. Um 0.15 Uhr birst die Mauer und eine mehrere Meter hohe Wasserwelle wälzt sich durch das Möhne- und Ruhrtal. Sie nimmt alles mit, was sich ihr in den Weg stellt. Das Wickeder Unterdorf wird überflutet und großteils zerstört. Das Wasser steigt bis etwa in Höhe der Einmündung der Kirchstraße in die Hauptstraße an. In einigen Häusern steht das Wasser bis in den zweiten Stock.“

Zwei Todesopfer aus Echthausen

Und weiter heißt es wörtlich in dem Werk: „Das wütende Wasser überspült in Echthausen an vielen Stellen die Kreisstraße, Eisenbahnschienen werden teilweise in die Böschung geworfen und die Eisenbahnbrücke wird zerstört.

Tagelang werden die mitgeschwemmten Todesopfer im Tal geborgen. Allein auf Echthauser Gebiet zählt man 96 Leichen. Es sind fast ausschließlich russische Arbeiter und Arbeiterinnen, die in Neheim in einer Baracke untergebracht waren. Auch aus der Gemeinde Echthausen werden zwei Todesopfer beklagt (…)“

117 Tote in Folge der Flutkatastrophe alleine in Wickede

Des weiteren heißt es über Wickede: „Unzureichend alarmiert, ertrinken in Wickede 117 Menschen. 76 Wohnungen sind vernichtet, 110 beschädigt. 900 Wickeder sind obdachlos, die im Tal liegenden Produktionsstätten außer Betrieb gesetzt. Wickeder helfen einander in der Not. Die ,Organisation Todt‘ und Pioniere sind in fieberhaftem Einsatz.“

Mahnmal zu Ehren der Wassertoten an der Ruhr

Und aus der Chronik geht weiter hervor, dass am 17. Mai 1958 – 15 Jahre nach der Möhnekatastrophe – am Ufer der Ruhr auf Initiative des Gesellschaftlichen Vereins „Eintracht Erlen“ ein Mahnmal für die Wickeder Wassertoten errichtet worden sei. Direkt gegenüber der Einmündung der Ringstraße in die Hauptstraße.

Seitdem fände um den Jahrestag der Möhnekatastrophe am 17. Mai eines jeden Jahres ein Trauermarsch mit Fahnenabordnungen der örtlichen Vereine zu dem Mahnmal statt.


Gemeinschaftsveranstaltung von VHS und Heimatverein

Der Lichtbild-Vortag „Der Wiederaufbau der Möhnetalsperre“ von Karl-Heinz Wilmes wird als Gemeinschaftsveranstaltung der Volkshochschule (VHS) Werl – Wickede (Ruhr) – Ense sowie des Vereins für Geschichte und Heimatpflege der Gemeinde Wickede (Ruhr) angeboten. – Bei den Bildern handelt es sich um historische Fotoaufnahmen, die bislang der Öffentlichkeit wenig bekannt sind und erst vor kurzem aufgearbeitet wurden.


ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“


Exklusiv zeigt „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ in einer Bilderstrecke unter der Rubrik „Fotos“ einige der interessanten historischen Aufnahmen vorab.

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Referent Karl-Heinz Wilmes aus Möhnesee-Günne – hier bei einer Gedenkfeier in Erinnerung an die Möhnekatastrophe am 17. Mai 1943 ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Referent Karl-Heinz Wilmes aus Möhnesee-Günne – hier bei einer Gedenkfeier in Erinnerung an die Möhnekatastrophe am 17. Mai 1943 ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER