Bürger fordern Baustopp von der Gemeindeverwaltung

9. März 2015

WICKEDE. Ärger, Wut und Zorn sind die Frühlingsgefühle bei vielen Anwohnern in der Ringstraße in Wickede, wenn sie auf die Gehwege vor ihren Häusern blicken. Nicht nur, dass die großen Platanen zu einer immer größer werdenden Plage werden. Inzwischen wird das auswuchernde Wurzelwerk der Straßenbäume auch zu einer offensichtlichen Verkehrsgefährdung für Passanten.

Senioren mit Rollatoren, Mütter mit Kinderwagen und Jugendliche auf Inline-Skates kapitulieren vor der Berg-und-Tal-Fahrt auf den Wegen beidseits der Fahrbahn. – So sehr hat das Wurzelwerk der Platanen die Pflastersteine und Asphaltierung hoch gedrückt.

Teils stark frequentierte Straße

Diese ohnehin im Straßenverkehr gefährdeten Personen müssen halsbrecherisch über den hohen Bordstein auf die Straße wechseln und ihren Weg auf der Fahrbahn fortsetzen. – Und dies mitten auf einer nicht gerade wenig durch Berufs- und Schwerlastverkehr frequentierten Ringstraße, die Belegschaften von nahen Großbetrieben nebenbei als Parkfläche dient.

Ex-Bauamtsleiter versteht ehemaligen Kollegen nicht mehr

Dass es auf Grund dieser unhaltbaren Situation irgendwann zu einem Unfall mit Personenschaden käme, sei absehbar, prognostiziert Wilfried Schüttler gegenüber „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“.

Der pensionierte Bauamtsleiter der Gemeinde und Anlieger der Ringstraße versteht seine ehemaligen Kollegen im Rathaus nicht mehr, die diese Situation mit einer heute begonnenen Maßnahme „entschärfen“ wollen.

Denn am heutigen Montag (9. März 2015) haben Mitarbeiter des gemeindeeigenen Bauhofes damit begonnen, die Gehwegplatten aufzunehmen und durch Steinsand zu ersetzen.

Zwei Möglichkeiten: Irrsinn oder Unsinn

Zum Entsetzen der Anlieger, die völlig erbost darüber sind, und diese Lösung für „Irrsinn“ – O-Ton einer Anliegerin – halten.

Ex-Bauamtsleiter drückte dies im Gespräch mit unserer Redaktion nicht so krass aus, sagt aber auch klar: „Ich halte das für unsinnig!“

Die wassergebundene Gehwegdecke würde die Situation nicht wesentlich verbessern. Vielmehr sorge der Steinsand gerade bei Nässe dafür, dass man den ganzen Dreck ins Haus trage.

Steinsand zerkratzt Fußböden

Die Ehefrau des ehemaligen Bauamtsleiters ist bei einem Ortstermin unserer Redaktion in der Ringstraße „auf hundertachtzig“. Ebenso wie weitere Nachbarinnen. Denn die Frauen befürchten einen Putzmarathon im Hausflur und zerkratzte Fußböden in ihren Wohnungen.

Der angeblich geäußerte Rat eines Bauhofmitarbeiters, man solle einfach Fußmatten zum Abstreifen des Steinsandes vor die Haustüren legen, hat die Wogen des Volkszornes dabei nicht gerade glätten können.

Platanen machen viel Arbeit

Bereits zwei Mal im Jahr müsse man sich mit dem Laubfegen unter den Platanen plagen.

Zudem beschatteten diese alles. Und zwar unter anderem kostspielige Photovoltaikanlagen auf Dachflächen.

Außerdem verstopften Laub und Früchte/Samen der Bäume die Dachrinnen und Abfallrohre, hieß es seitens mehrerer Anlieger.

Bäume zerstören Bausubstanz

Auf gar keinen Fall mehr tolerierbar sei, dass die ausufernden Straßenbäume nun aber auch noch kommunale Infrastruktur und Privateigentum zerstören würden.

So würde das starke Wurzelwerk nicht nur Versorgungsleitungen sondern ebenso Mauerwerk angreifen, betonten die Hauseigentümer in der Ringstraße.

In neue Wege um sein Haus würde kein Eigentümer mehr investieren, da das Wurzelwerk der Straßenbäume ja ohnehin alles wieder kaputt mache.

Verschlimmbesserung durch heutige Aktion der Kommune

Hatten sich die Anlieger schon vor einiger Zeit in einer gemeinsamen Unterschriftenaktion bezüglich des problematischen Baumwachstums an die Kommune gewand,  sind sie über die „Verschlimmbesserung“ (Schüttler) durch die heutige Aktion des Bauhofes noch mehr verärgert. – „Die haben uns überhaupt nicht informiert“, wettert eine Anliegerin.

Passanten stimmen Anliegern zu

Bestätigung in ihrer Meinung, dass die Baubehörde in der Ringstraße gerade offensichtlich keinen guten Eindruck macht, erhalten die Anwohner von Passanten.

Denn diese machen um die planierten Steinsand-Flächen einen Bogen, da sie denken, dass dort morgen sicherlich Pflaster gelegt werden solle.

Als fertige Lösung sehen also sowohl Anlieger als auch Passanten die Baumaßnahme nicht.

Die Bürger aus der Ringsraße fordern daher einen sofortigen Baustop.

Inline-Skates hinterließen bleibenden Eindruck

Dass es sich bei dem wassergebundenen Fußwegbelag um wirklich keine gute Lösung zu handeln scheint, zeigte heute Nachmittag eine Inline-Skates-Partie von Jugendlichen über den neuen Gehweg. Denn die Inline-Fahrer blieben in dem lockeren Steinsand stecken und wären fast gefallen.

Schwächliche Senioren mit Rollatoren hätten da wohl kaum eine Chance drüber beziehungsweise durch zu kommen. – Behinderte Menschen würden mit Gehhilfen voraussichtlich einsacken und umknicken.

Mit ihren Inline-Skates hinterließen die Jugendlichen auf dem wassergebundenen Weg bereits bleibende Eindrücke: tiefe Rillen.

Unterhaltung des wassergebundenen Weges nicht praktikabel

Auch deshalb sieht Wilfried Schüttler die Idee der Gemeinde als keine wirkliche Lösung an. Bei dem Material müsse man immer mit Ausspülungen und Absackungen sowie Fahr- und Gehspuren rechnen.

Da könne man gleich einen Bauhof-Trupp für die Ringstraße abstellen, der sich nur um die Unterhaltung der neuen wassergebundenen Wege kümmere.

Diese Maßnahme sei alleine von den Unterhaltungskosten nicht sinnvoll.

Verkehrssicherheit gefährdet

Während die meisten seiner Nachbarn einfach nur entrüstet sind, sieht der ehemalige Bauamtsleiter das Ganze aus fachlicher Sicht.

„Der Gehweg ist für viele Mitbürger mit Gehbehinderung nicht mehr begehbar“,  bilanziert Schüttler nüchtern. Und: „Eine Verkehrssicherheit ist auf den Gehwegen in der Ringstraße nicht mehr gegeben!“

Bürger fordern: Platanen sollen schnellstmöglich gefällt werden

Deshalb fordert Schüttler – ebenso wie wohl die Mehrheit der Anlieger, dass die Platanen schnellstmöglich aus Gründen der Verkehrssicherheit und zum Schutz der übrigen Infrastruktur gefällt werden müssen.

Der Gehweg sei schließlich vorrangig zum Schutz der Fußgänger im Straßenverkehr vorhanden und nicht als Lebensraum für riesige Bäume.

Schüttler: „Es geht um die Sicherheit der Fußgänger!“

Anlieger würden kleine Neupflanzungen begrüßen

Gerne würde man auch wieder kleinere Bäume als Ersatz für die riesigen Platanen pflanzen und so den Allee-Charakter erhalten, sagt Walter Centiny als ein weiterer Anlieger der Ringstraße.

Eine Rückmeldung seitens der Gemeinde auf eine Anfrage unserer Redaktion zum Thema blieb heute aus.

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“


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Stolperfallen dank Wurzelwerk: Berg und Tal auf den Gehwegen in der Ringstraße FOTO: ANDREAS DUNKER
Stolperfallen dank Wurzelwerk: Berg und Tal auf den Gehwegen in der Ringstraße FOTO: ANDREAS DUNKER
Anlieger und Passanten erzürnt: Bürger fordern sofortigen Baustop von der kommunalen Behörde FOTO: ANDREAS DUNKER
Anlieger und Passanten erzürnt: Bürger fordern sofortigen Baustop von der kommunalen Behörde FOTO: ANDREAS DUNKER
Ein bleibender Eindruck bereits am heutigen ersten Tag nach der Fertigstellung: Spurrillen im Steinsand. Fast wäre dieser Inline-Skater gestürzt. FOTO: ANDREAS DUNKER
Ein bleibender Eindruck bereits am heutigen ersten Tag nach der Fertigstellung: Spurrillen im Steinsand. Fast wäre dieser Inline-Skater gestürzt. FOTO: ANDREAS DUNKER