Polizei-Bilanz 2014: Anstieg der Kriminalität in Wickede (Ruhr) um fast 25 Prozent

10. März 2015

WICKEDE (RUHR) / KREIS SOEST. Die Kriminalität in der Gemeinde Wickede (Ruhr) ist im vergangenen Jahr erheblich gestiegen. Dies geht aus dem „Jahresbericht 2014“ der Kreispolizeibehörde hervor, den Landrätin Eva Irrgang zusammen mit Führungskräften der Polizei am heutigen Dienstag (10. März 2015) vor Medienvertretern in Soest präsentierte.

Lag die Zahl der angezeigten beziehungsweise ermittelten Straftaten 2010 noch weit unter 400 Fällen, stieg sie zwischen 2011 und 2013 auf knapp 500 an. Im Jahre 2014 gab es nun nochmals eine sprunghafte Zunahme von 479 (2013) auf 596 Fälle. Also eine Steigerung um 117 Straftaten! 

1.920 Einsätze im Bereich der Unterkunft in Wimbern

Zurückzuführen ist der erhebliche Anstieg der Straftaten in Wickede (Ruhr) um fast 25 Prozent wohl nicht zuletzt auf die Eröffnung der Massenunterbringungseinrichtung für Asylsuchende in Wimbern.

Der Jahresbericht der Soester Polizeibehörde widmet den landeseigenen Unterbringungseinrichtungen für Asylsuchende im Kreisgebiet – Wimbern und Rüthen – zwei eigene Seiten in der Jahresbilanz.

Im Zeitraum von April bis Dezember 2014 habe es insgesamt 1.920 Einsätze im Bereich der Unterkunft in Wimbern gegeben. Dazu zählten auch die rund 1.800 routinemäßigen Patrouillen. Zudem gab es knapp 120 „anlassbezogene“ Einsätze – unter anderem wegen Verdachtsfällen auf Erkrankungen.

Wenngleich es innerhalb der Einrichtung binnen achteinhalb Monaten seit Eröffnung am 15. April bis zum Jahresende 2014 nur zu 15 angezeigten Straftaten kam, hat sich die Kriminalität im Gesamtort dennoch signifikant erhöht. – Unter anderem durch Straftaten der Bewohner der Notaufnahmeeinrichtung in Wimbern.

Die schlimmsten Befürchtungen der Bevölkerung und Behörden im Vorfeld hätten sich zwar nicht bewahrheitet, einen Zusammenhang zwischen Eröffnung der zentralen Unterbringungseinrichtung für Flüchtlinge und dem erheblichen Anstieg der Kriminalität in Wickede (Ruhr) sah jedoch auch die Polizeiführung.

Polizei-Präsenz vor Ort erheblich erhöht

Dieser Anstieg der Straftaten in Wickede (Ruhr) ist umso bemerkenswerter, da die Polizei ihre Personalstärke in der Kommune enorm erhöht hat.

Wörtlich heißt es in dem „Jahresbericht 2014“ der Kreispolizeibehörde Soest: „Trotz hoher Präsenz und Wachsamkeit konnte die Begehung von Straftaten und der Anfall anderer, nicht immer angenehmer Einsatzanlässe natürlich nicht gänzlich unterbunden werden.“

Zwei Fälle besonders herausgestellt 

Für besonderes Aufsehen habe unter anderem „eine brutale Vergewaltigung unter Männern“ im Bernhard-Bauer-Park in Wickede gesorgt.

Eigens erwähnt wird aber auch „die Bedrohung des Betreiberpersonals (der Wimberner Unterkunft, Anm. d. Red.) durch eine größere Bewohnerzahl wegen ausstehender Finanzleistungen“. – Selbst auf mehrmalige hartnäckige Nachfragen von „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ war der Pressestelle der Polizei von einem solchen Vorfall bislang angeblich nichts bekannt.

Ebola, Masern und Windpocken

Betont wurde während der heutigen Pressekonferenz in Soest „die gute und professionelle Zusammenarbeit“ der Polizei mit den Betreuern der Malteser-Werke und den Sicherheitskräften der Firma Kötter.

Berichtet wird in der Vorjahresbilanz ebenso, dass Polizeibeamte im Sommer 2014 die Mitarbeiter der Unterkunft „wegen vermeintlicher Ebola-Verdachtsfälle und beim Auftreten von Masern und Windpocken“ unterstützt haben.

Zwanzig zusätzliche Fälle von Körperverletzung

Deutlich gestiegen ist die Kriminalität in Wickede 2014 im Bereich der Körperverletzungen: Während es im Jahre 2013 „nur“ 30 waren, stieg die Zahl 2014 auf fast 50 Fälle an. – Wie viele davon in Zusammenhang mit der Zentralen Unterbringungseinrichtung in Wimbern stehen, konnte oder wollte die Polizei nicht sagen. Angeblich gäbe es keine statistische Auswertung zum Wohnort von Straftätern. 

Ein Polizeibeamter – der nicht genannt werden möchte – erklärte gegenüber unserer Redaktion allerdings, dass es EDV-technisch sehr wohl möglich sei die Adresse "Mendener Straße 52“ herauszufiltern. – Offensichtlich sei dies aber aus politischen Gründen nicht gewollt.

Weitere 40 Delikte im Diebstahlsbereich

Vermehrt hat sich im Vergleich zwischen 2013 und 2014 auch die Anzahl der Diebstähle. Hier verzeichnet die Kreispolizeibehörde rund 40 Delikte mehr. Die Zahl stieg von 163 auf 204 Fälle an.

Die Dunkelziffer der nicht entdeckten und nicht angezeigten Diebstähle – gerade in Wickeder Geschäften – dürfte allerdings erheblich sein. So berichten Mitarbeiter der Shell-Tankstelle übereinstimmend, dass sich die Zahl der Ladendiebstähle inzwischen „verdreifacht“ habe. Geschäftsführer Ludger Droste aus Menden wollte dies auf Anfrage von „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ weder bestätigen noch dementieren. Er erklärte nur schriftlich, dass man zu „betriebsinternen Vorgängen keine Auskunft“ geben würde. 

Drogenkriminalität hat sich fast verdoppelt

Fast verdoppelt hat sich die Zahl bei den Delikten im Bereich der Betäubungsmittel-Kriminalität in Wickede. 2013 ermittelte die Polizei sieben Fälle, 2014 waren es 13.

Die absolute Zahl ist also relativ gering. Zur Dunkelziffern kann man hier ohne Einblicke in das entsprechende Milieu kaum etwas sagen.

Fazit: Wickede (Ruhr) ist unsicherer geworden

Das Fazit: Mit weit mehr als hundert zusätzlichen Straftaten im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Kriminalität in Wickede beträchtlich erhöht. Der Ort ist unsicherer geworden, wenngleich die Polizeipräsens vor Ort ganz erheblich erhöht wurde.

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

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Landrätin Eva Irrgang (3. von links) als Leiterin der Kreispolizeibehörde präsentierte die „Jahresstatistik 2014“ zur Kriminalitätsentwicklung zusammen mit Führungskräften der Kriminal- und Schutzpolizei. FOTO: ANDREAS DUNKER
Landrätin Eva Irrgang (3. von links) als Leiterin der Kreispolizeibehörde präsentierte die „Jahresstatistik 2014“ zur Kriminalitätsentwicklung zusammen mit Führungskräften der Kriminal- und Schutzpolizei. FOTO: ANDREAS DUNKER