Nach Sturm „Niklas“: Warnung vor Lebensgefahr im Wald

2. April 2015

WICKEDE (RUHR) / WELVER. Als „Worst Case“ bilanziert die Forstwirtin Diana Göke (34) aus Welver die Unbilden des Wetters für Teilbereiche des Wickeder Waldes. Extreme Böen des Sturmtiefes „Niklas“ seien mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 140 Stundenkilometern durch den heimischen Forst gefegt. Die Folgen: Massiver Windbruch und Windwurf in den Baumbeständen. Alleine im Hövelwald, wo Fichten gleich auf einer ganzen Fläche umgeworfen wurden, sei innerhalb kurzer Zeit ein betriebwirtschaftlicher Schaden von schätzungsweise 10.000,00 Euro entstanden, so Goeke gegenüber „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“.

Die Forstwirtin aus Welver-Schwefe betreut für den Landesbetrieb „Wald und Holz NRW“ den westlichen Bereich des Kreises Soest mit der Stadt Werl sowie den Gemeinde Ense, Welver und Wickede (Ruhr). Ihre Aufgabe ist die Beratung und Unterstützung von privaten und kommunalen Waldbesitzern.

Försterin musste Oster-Urlaub unterbrechen

Auf Grund der vielen forstwirtschaftlichen Schäden, die das Sturmtief „Niklas“ in der Region angerichtet hat, musste Diana Göke sogar ihren Oster-Urlaub unterbrechen. Denn in Kooperation mit den Kommunen ist sie nach den ungeheuerlichen Naturgewalten mit einer Inspektion der betroffenen Waldgebiete beschäftigt. Unter anderem macht sie dabei eine Bestandsaufnahme der entstandenen Schäden.

Weiterhin Gefahr von Windwurf

In Absprache mit Bauhofleiter Reiner Kräenfeld und der Gemeindeverwaltung schaut sie, wo sofortige Sicherungsmaßnahmen und Absperrungen notwendig sind. Generell rät Goeke den Bürgern aber vorerst dazu die Waldgebiete in Wickede und Umgebung zu meiden, denn abgebrochene dicke Äste könnten immer noch aus den Baumkronen auf Spaziergänger stürzen und sie verletzen oder – im unglücklichsten Fall – sogar töten.

Auch die Standsicherheit – vor allem von Flachwurzlern wie Fichten – sei bei dem durch den Starkregen aufgeweichten Waldboden immer noch nicht für alle Bäume gegeben. Windwurf sei weiterhin eine große Gefahr.

Schätzungsweise hundert Festmeter Fichtenholz

Im Hövelwald selbst sieht es derzeit aus wie bei einem Mikado-Spiel: die umgestürzten Bäume liegen auf einer größeren Fläche kreuz und quer durcheinander.

Dabei habe der „Windwurf“ – bei dem die starken Böen die Bäume komplett mit Wurzelteller ausreißen – betriebswirtschaftlich von Vorteil gegenüber dem „Windbruch“. Denn das „Bruchholz“ sei schlechter zu vermarkten.

Aus dem „Windwurf“ hingegen könnten die Waldarbeiter noch ganze Baumstämme zur Vermarktung auf dem Holzmarkt bergen. Allerdings mit erheblich höherem Aufwand als bei einer normalen Baumfällung.

Im Hövelwald mit seinen guten Holzqualitäten rechne man nach der Windhose mit einem Ertrag von schätzungsweise hundert Festmetern gutem Fichtenholz, so Goeke am heutigen Gründonnerstag (2. April 2015) bei einem Vor-Ort-Termin gegenüber „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“.

Hövelwald durch Warnbaken und Flatterband gesperrt

Für Spaziergänger sind die Hauptzuwege zum Hövelwald über die Osterfeiertage mit Warnbaken und Flatterband gesperrt. Alle Zugänge könne man allerdings nicht beschildern, hatte Bauhofleiter Reiner Kräenfeld von der Gemeinde Wickede (Ruhr) gestern noch erklärt. Er riet von Spaziergängen in allen Waldstücken in Wickede (Ruhr) dringend ab.

Einige unvernünftige Bürger ließen sich aber auch durch Absperrungen nicht vom Betreten des Waldes abhalten, so Försterin Göke. Und wörtlich: „Wir können die Leute nicht vor sich selbst schützen!“ Aber: Im Wald bestehe derzeit Lebensgefahr.

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

ANZEIGE
ANZEIGE
Försterin Diana Göke zeigt auf eine vom Sturm gezogene Schneise im Hövelwald. FOTO: ANDREAS DUNKER
Försterin Diana Göke zeigt auf eine vom Sturm gezogene Schneise im Hövelwald. FOTO: ANDREAS DUNKER
Auch diese Lerche mit Pfahlwurzel wurde am Hövelwald umgeknickt. FOTO: ANDREAS DUNKER
Auch diese Lerche mit Pfahlwurzel wurde am Hövelwald umgeknickt. FOTO: ANDREAS DUNKER
Nach den Sturmschäden: Guter Blick auf Echthausen FOTO: ANDREAS DUNKER
Nach den Sturmschäden: Guter Blick auf Echthausen FOTO: ANDREAS DUNKER