Eins auf die Mütze kann man auch ohne selbige bekommen

19. Mai 2015

WICKEDE / SOEST. Kann man „eins auf die Mütze kriegen“, wenn man gar keine trägt? – Bei der Kreispolizeibehörde Soest scheinbar schon oder sogar gerade deshalb. Denn die Uniformträger der Polizei bitten Journalisten meist höflich darum, keine Fotos zu machen, wenn sie außerhalb des Streifenwagens ohne Mütze im Einsatz sind.

Zur Erklärung heißt es meist, dass einige Soester Vorgesetzte nichts Besseres zu tun hätten, als die Medien nach Bildern mit Kollegen ohne Kappen auszuwerten. Läge eine solche Veröffentlichung als „Beweis“ für die unvorschriftmäßige Bekleidung des Beamten vor, kriegten diese dann dienstlich „eins auf die Mütze“.

Bei Gefahr im Verzug auch ohne Kappe

Nur in „Notfällen“ dürften die Polizisten in der Öffentlichkeit auch ohne Kappe agieren. – Beispielsweise wenn es bei Gefahr im Verzug auf ein ganz schnelles Eingreifen ankäme und die Zeit zum Aufsetzen der Kappe fehle.

Angesichts der immer wieder auftretenden Polizisten ohne Kopfbedeckung muss es im Kreis Soest allerdings schon sehr viele solcher „Notfälle“ geben. Denn „gefühlt“ tragen die „Sheriffs“ bei mehr als der Hälfte der Begegnungen keine Dienstmütze.

Einsatzkräfte ohne Kopfbedeckung

Wenn ich es bisher noch nicht ganz glauben mochte, dass man auch ohne Mütze ganz heftig eines auf selbige bekommen kann, erfuhr ich dies als Journalist gestern beim Einsatz am Bahnhof am eigenen Leibe. Denn da bekam ich von einem der Streifenbeamten sprichwörtlich „eins auf die Mütze“, wenngleich ich gar keine trug.

Einem der Beamten passte es offenbar nicht, dass ich die Einsatzkräfte – allesamt ohne Kopfbedeckung – zur Veröffentlichung im Nachrichten-Portal „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ ablichtete.

Feindseliger "Freund und Helfer"

Wenngleich ich den Vorfall mit gebotener Distanz dokumentierte, um den von fünf Polizisten umstellten Randalierer nicht auf mich aufmerksam zu machen und unnötig zu reizen, kam einer der „Freunde und Helfer“ recht feindselig auf mich zu.

Zornig herrschte mich der barhäuptige Beamte mit aggressivem und ironischem Unterton an: „Wenn Sie uns ohne Mütze fotografieren und in die Zeitung setzen, dann sind wir beide Freunde! Sie fallen mir immer wieder auf!“

Ohne Kopfbedeckung etwas kopflos gewirkt

Im Gegenzug war mir der Mann in Uniform – aber ohne Mütze – noch nicht aufgefallen. – Auf mich wirkte der Mann ohne Kopfbedeckung spontan auch etwas kopflos.

Da alle Polizisten während des gesamten Einsatzes ohne Mütze aktiv waren, konnte ich dem Beamten seine etwas vehement vorgetragene „Bitte“ auch nicht erfüllen. Denn ich wollte ja nicht ganz auf Bilder vom Einsatz bezüglich des gewalttätigen Flüchtlings am Bahnhof verzichten.

Keine böse Absicht – nur mein Job als Journalist

Ich muss mich also bei dem Beamten und seinen Kollegen entschuldigen. Es ist wirklich keine böse Absicht von mir Polizisten ohne Mütze zu veröffentlichen. Auch wenn ich mir dies insgeheim manchmal als kleine Rache für teure „Knöllchen“ ausmale. Aber ich denke mir bei solchen Geldbußen auch immer wieder: Ich habe es ja selbst schuld, da ich mich nicht vorschriftsmäßig verhalten habe.

Vielleicht sollte sich der mir verbal drohende Beamte mal ähnliche Gedanken machen und sich mal überlegen, dass ich als Journalist nur meinen Job mache und ihm nichts Böses will.

Und die Vorgesetzten in Soest sollten sich mal überlegen, ob es wirklich nichts wichtigeres gibt als auf Pressebildern nach fehlenden Dienstmützen zu suchen.

Schließlich halten die Kollegen vor Ort bei Schlägereien usw. ja ihren Kopf für uns alle hin. Egal ob mit Mütze oder ohne! – Und dies muss man einfach anerkennen.

Opfer des Frustes eines Staatsdieners?

Wahrscheinlich war ich aber auch nur das Opfer des Frustes des Staatsdieners.

Denn einer der Flüchtlinge kotzte den Beamten vor die Füße und ein zweiter Asylsuchender tanzte den Polizisten sinnbildlich auf dem Kopf herum. Er missachtete die „Platzverweise“ der Uniformierten, lachte die Beamten einfach aus und zeigte ihnen hinterrücks den ausgestreckten Mittelfinger.

Trotz meines großen Verständnisses für den Frust der Staatsdiener in dieser Situation, fand ich es allerdings doch etwas deprimierend, dass ich als unschuldiger Beobachter von dem Beamten so heftig "eins auf die Mütze" bekam.

Das nächste Mal setze ich mir vorsichtshalber einfach eine „Tarnkappe“ auf, dass man mich gar nicht erst entdeckt.

ANDREAS DUNKER für "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE"

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Teil der Polizei-Uniform: die Mütze FOTO: ANDREAS DUNKER
Teil der Polizei-Uniform: die Mütze FOTO: ANDREAS DUNKER