Caritas-Aufsichtsrat beurlaubt Vorstandschef Peter Wawrik

27. Mai 2015

KREIS SOEST. Paukenschlag bei der Caritas des Kreises Soest: Der Aufsichtsrat hat mit sofortiger Wirkung Peter Wawrik vom Amt des Vorstandsvorsitzenden abberufen. Zudem wurde Wawrik von seinen Diensten als Geschäftsführer der Alten- und Krankenhilfe im Kreis Soest freigestellt. Die Staatsanwaltschaft Arnsberg ermittelt gegen ihn wegen Subventionsbetrug und wirft ihm vor, jahrelang mit falschen Angaben Landesfördermittel beantragt zu haben.

Konkret gehe es hierbei um Gelder, mit denen die Leitung und Koordination der Familienpflege im Kreis Soest teilweise refinanziert wird, teilte die Caritas am heutigen Mittwoch (27. Mai 2015) mit. Nach den entsprechenden einschlägigen Förderrichtlinien müsse diese Tätigkeit durch eine hierfür freigestellte Fachkraft zentral erfolgen. Eine Prüfung durch den Landesrechnungshof im Dezember 2014 habe aber ergeben, dass es entgegen den Angaben im Förderantrag diese zentrale Person nicht gab.

Mögliche Rückforderungen in sechsstelliger Höhe  

„Formell beanstandet hat der Rechnungshof drei mal 13.350 Euro Projektförderung in den Jahren 2011 bis 2013“, heißt es in der Mitteilung. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe als zuständige Stelle des Landes NRW habe sogar eine bis ins Jahr 2003 reichende Rückforderung in mittlerer sechsstelliger Höhe (inklusive Zinsen) angekündigt, denn bereits zu diesem Zeitpunkt habe eine Änderung der Förderrichtlinie die Praxis der Caritas Soest unzulässig gemacht.

Aufsichtsgremien mussten handeln 

Nachdem der Caritas-Aufsichtsrat von dem Vorfall im Februar 2015 Kenntnis erlangt hatte, leitete er nach eigener Darstellung umfangreiche interne Ermittlungen ein. Erstes Fazit: „Es besteht der Verdacht, dass sich Peter Wawrik gesetzeswidrig verhalten hat“, teilte die Caritas mit. Daher hätten Aufsichts- und Verwaltungsrat handeln müssen.

Gleichzeitig offenbart Andreas Neukirch, Vorsitzender des Aufsichtsrats, in welchem Dilemma sich das Gremium befand: "Einen Mitarbeiter wie Peter Wawrik abzuberufen, ist für uns als Aufsichtsrat hart. Wir verlieren einen Vorstandsvorsitzenden mit großen Verdiensten für die Menschen in der Region. Als gemeinnütziger Träger genießen wir aber einen Vertrauensvorschuss, den wir untergraben würden, wenn wir auch nur Zweifel an der Redlichkeit unserer Führungspersonen zuließen.“

Arbeitsverhältnis nicht beendet  

Der Caritasverband für den Kreis Soest ist ein Wohlfahrtsverband der Katholischen Kirche und finanziert sich zu einem nicht unerheblichen Teil aus öffentlichen Mitteln. Deren ordnungsgemäße Verwendung ist deshalb von besonderer Sensibilität. Neukirch: „Wir verlieren unsere Glaubwürdigkeit, wenn wir auf den Vorwurf des Subventionsbetrugs nicht reagieren. Allerdings richten sich die Ermittlungen nicht darauf, dass Peter Wawrik aus den Fördergeldern persönliche Vorteile gezogen hätte. Die Mittel wurden allein in der Familienpflege verwendet. Das hat uns bewogen, ihn einerseits freizustellen, andererseits aber das Arbeitsverhältnis vorläufig nicht zu beenden.“

Thomas Becker vorläufig allein an der Spitze 

Neben der personellen Erneuerung der Führungsgremien wird die Caritas im Kreis Soest strukturelle und organisatorische Maßnahmen ergreifen, um mögliches Fehlverhalten von Verantwortlichen zuverlässiger erkennen zu können. Dazu gehört das Vier-Augen-Prinzip, an das unter anderem Vorstand Thomas Becker ab sofort gebunden ist, der vorübergehend allein die Führung übernimmt. 


CHRISTIAN MEIER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

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