Kettler will Insolvenzverfahren in Eigenregie durchführen

2. Juni 2015

ENSE / WERL. „Keep on running!“ heißt es in einer Werbung für Laufbänder der „Heinz Kettler GmbH und Co. KG“. Bei der Kettler-Unternehmensgruppe mit Stammsitz in Ense-Parsit selbst läuft es aktuell nicht mehr so gut. Denn auf Grund wirtschaftlicher Probleme und der Angst vor einer „unabgestimmten Übernahme durch einen Finanzinvestor“ will „der führende Hersteller für Sport- und Freizeitartikel im europäischen Markt“ ein „Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung“ durchführen. – Dies geht aus einer schriftlichen Stellungnahme der Kettler-Geschäftsführung hervor, die unsere Redaktion als Antwort auf eine Anfrage zu „Insolvenz-Gerüchten“ am heutigen Dienstagabend (2. Juni 2015) erhielt.

Wörtlich heißt es zu den Plänen der weltweit agierenden Firma aus dem Kreis Soest: „Dieser Schritt ist zum Schutz des traditionellen Familienunternehmens mit rund 1.100 Mitarbeitern alleine in Deutschland notwendig geworden, um die unabgestimmte Übernahme durch einen Finanzinvestor zu vermeiden und das Unternehmen neu auszurichten.“

Kettler werde „seinen operativen Geschäftsbetrieb uneingeschränkt im Rahmen der vom Gericht bewilligten Eigenverwaltung fortführen“, so dass die Lieferung von Waren für die Kunden weiterhin gewährleistet sei.

Insolvenzverwalter und Rechtsanwalt Dr. Schulte-Kaubrügger ist Sachwalter

Unterstützt wird Kettler bei der erhofften Sanierung durch den Insolvenzverwalter und Rechtsanwalt Dr. Christoph Schulte-Kaubrügger von „White & Case“.

Im Rahmen seiner bisherigen Tätigkeit habe der Spezialist für Insolvenz- und Sanierungsrecht mehr als 1.750 Gesellschaften durch die Insolvenz geführt, heißt es auf der Homepage der White & Case Insolvenz GbR mit Sitzen in Berlin, Dortmund und anderen Städten.

Bisheriges Management bekommt „Chief Restructuring Officer“ zur Seite gestellt

Zudem würde das bisherige Kettler-Management von dem „Chief Restructuring Officer (CRO)“ Christian Krause begleitet, den Dr. Karin Kettler als Tochter des verstorbenen Firmengründers Heinz Kettler und Alleineigentümerin der Kettler-Gruppe ausgewählt habe.

Enser Unternehmen will weiterhin für Qualitätsprodukte „Made in Germany" stehen

Auch 66 Jahre nach der Gründung des Unternehmens stehe man für Qualitätsprodukte „Made in Germany“, bekennt sich Kettler zu seinen deutschen Produktionsstandorten.

Heinz Kettler legte 1949 die Basis für inzwischen weltweit agierende Unternehmensgruppe

Die Keimzelle für die inzwischen weltweit agierende Kettler-Unternehmensgruppe legte Firmengründer Heinz Kettler im Jahre 1949 in seinem kleinen Heimatdorf Parsit bei Werl im Kreis Soest, wo sich heute noch der Stammsitz und die Hauptverwaltung der „Heinz Kettler GmbH & Co. KG“ befinden.

Der visionäre und innovative Kettler hatte Jahrzehnte über Trends im Sport- und Freizeitmarkt erkannt – und mit neuen Ideen auch Trends in diesen Segmenten gesetzt. So fuhren Generationen von Kindern und Jugendlichen auf den in Ense produzierten „KETTCARS“ (Spielautos mit Pedalantrieb). Und mit dem weltweit ersten Aluminium-Fahrrad revolutionierte Kettler den Zweiradmarkt. Der Heimtrainer „Golf“ entwickelte sich später zu einem der beliebtesten Fitnessgeräte. Zudem machte sich die „Freizeit Marke Kettler“ mit der ersten wetterfesten Tischtennisplatte einen Namen.

Rasante Expansion bescherte Firmengründer ein Vermögen

Die rasante Expansion des Unternehmens mit Spiel- und Fitnessgeräten sowie  Fahrrädern und Kinderfahrzeugen nebst Freizeit- und Gartenmöbeln bescherte dem Firmengründer ein Vermögen.

Nach dem Tode von Heinz Kettler im Alter von 77 Jahren, sei die finanzielle Entwicklung des Unternehmens jedoch bergab gegangen, behaupten Branchen-Kenner.

Seit dem Tode ihres Vaters im Jahre 2005 führt Dr. Karin Kettler die Firmengruppe, die nun saniert werden soll, um möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten.

Werke in Ense und Werl

Neben Parsit gibt es auch in Werl und Sönnern Werke von Kettler, wo auch Wickeder beschäftigt sind.

Größere Mitarbeiter-Entlassungen bei Kettler würden sich negativ auf den Arbeitsmarkt in der ganzen Region auswirken.

ANDREAS DUNKER für "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE"

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