2. Juni 2015
WICKEDE / FRANKFURT AM MAIN. Ein halbes Dutzend bewaffnete Beamte und ein Drogenspürhund sorgten in der vergangenen Woche für Aufsehen in einer der kleinsten Straßen von Wickede. Eine gemeinsame Ermittlungsgruppe von Kriminalpolizei und Zollfahndung aus Hessen durchsuchte am Donnerstag (28. Mai 2015) eine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus in der Isenstraße.
Nachbarn beobachteten den Einsatz der Zivilfahnder, die Waffen und Handschellen am Gürtel trugen und dadurch als Vollstrecker der Staatsmacht zu erkennen waren. Zudem berichteten Augenzeugen von einem Diensthund, der offenbar zum Aufspüren von Drogen im Einsatz war.
Länderübergreifender Einsatz von Kriminalpolizei und Zollfahndung
Die Pressestelle der Kreispolizeibehörde Soest bestätigte
den Einsatz gegenüber „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“. Gleichzeitig erklärte Polizei-Sprecher
Frank Meiske allerdings, dass man keine näheren Auskünfte über den Fall geben
könne, da es sich um eine länderübergreifende Aktion einer hessischen Spezialgruppe
aus Polizei- und Zollbeamten gehandelt habe.
Die Ermittlungen würden durch Staatsanwalt Georg Ungefuk geleitet, einem Mitarbeiter der bundesweit agierenden hessischen „Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität“ (ZIT) der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main.
„Das Internet ist der größte Tatort der Welt!“
Mit der „Zentralstelle zur Bekämpfung der
Internetkriminalität“ nimmt die Justiz in Hessen eine bundesweite
Vorreiterrolle bei der Bekämpfung der Internetkriminalität ein. Die Staatsanwälte
gehen dabei mit Experten von Kriminalpolizei und Zollfahndung quasi auf „virtuelle
Streife“ im Internet.
Die hessische Strafverfolgung reagiert mit der technisch
versierten Spezialeinheit auf die Verlagerung der Kriminalität auf digitale
Wege.
Die ZIT kommt immer dann zum Einsatz, wenn es besonders hohe
Anforderungen an die technische Beweisführung in einem Fall gibt.
In einer Pressemitteilung des hessischen Justizministeriums heißt es: „Das Internet ist der größte Tatort der Welt!“ Angefangen von Kinderpornographie über Betrug auf Handelsplattformen wie „Ebay“ bis hin zu Cybermobbing auf virtuellen Portalen wie „Ishare gossip“. „Da werden Kinder von Kindern an den Pranger gestellt, in übler Form“, heißt es.
Ermittlungen gegen zwei Wickeder
Wie Pressesprecherin Christina Köhler von der Generalstaatsanwaltschaft
Frankfurt am Main auf Anfrage von „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ erklärte,
ermitteln die hessischen Behörden wegen Internetkriminalität gegen einen
38-jährigen Beschuldigten und dessen 34-jährige Ehefrau.
Die beiden Wickeder werden des illegalen Handels mit
Betäubungsmitteln (BTM) in „nicht geringer Menge“ verdächtigt. Sie sollen Amphetamine
und Marihuana beschafft und anschließend an einzelne Drogenkonsumenten als
Rauschmittel veräußert haben.
Die mutmaßlichen Straftäter aus Wickede hätten die illegale
Ware über das sogenannte „Tor-Netzwerk“ im Internet zum Kauf angeboten, heißt
es. – Das „Tor-Netzwerk“ diene der Anonymisierung der Nutzer im weltweiten
Datennetz.
Trotzdem konnten die Experten aus Hessen den Weg nach Wickede scheinbar technisch zurückverfolgen.
Zahlreiche Beweismittel sichergestellt
Deshalb sei es am Donnerstag in der Isenstraße zu der
Wohnungsdurchsuchung durch die gemeinsame Ermittlungsgruppe Rauschgift des hessischen
Landeskriminalamtes und der Zollfahndung aus Frankfurt am Main gekommen,
so Christina Köhler.
Wie die Oberstaatsanwältin mitteilte, hätten die hessischen
Beamten bei der Durchsuchung der Wickeder Wohnung zahlreiche Beweismittel aufgefunden
und sichergestellt. Darunter Computer und Datenträger sowie geringe Mengen von
Betäubungsmitteln.
Köhler: „Die Auswertung der sichergestellten Datenträger dauert an. Das Ermittlungsverfahren wird an die örtlich zuständige Staatsanwaltschaft abzugeben sein.“
Angeblich nicht die erste Drogen-Razzia
Wie Nachbarn der Wickeder mitteilten, soll es bereits schon einmal eine „Drogen-Razzia“ in dem Haus in der Isenstraße gegeben haben. Die Augenzeugen wollen in der Vergangenheit auch beobachtet haben, dass der Mann aus der Isenstraße immer wieder „kleine silberne Päckchen“ in fremde Fahrzeuge reichte, die auf dem Parkstreifen vor dem Spielcasino an der Oststraße hielten.
Zudem berichteten Zeugen gegenüber „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“, dass man bei Hitze deutlich den typischen Geruch von Marihuana (Cannabis) aus dem Auto der Beschuldigten hätte wahrnehmen können.
In Insiderkreisen sei die Isenstraße als Wickeder Drogenumschlagplatz bekannt.
Auf Grund nicht ersichtlicher Flucht- und Wiederholungsgefahr wurden die Beschuldigten übrigens nicht festgenommen und inhaftiert.
ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“