19. Juni 2015
WICKEDE / DROLSHAGEN. Der Abschiedsschmerz und die Trauer über ihren Weggang steht ihnen ins Gesicht geschrieben: die Ordensschwestern Hadwigis (86), Ingeborg (90) und Mechtildis (93) von den „Olper Franziskanerinnen“ stellten sich am gestrigen Donnerstag (18. Juni 2015) nochmals für ein kleines Gruppenfoto vor dem St.-Josef-Altenheim in Wickede auf. Die 90-jährige Schwester Theresita kam nicht mit aufs Bild, da sie bettlägerig ist. – Die vier Franziskanerinnen sind die letzten ihrer Art, die noch in der Ruhrgemeinde leben. Nun müssen auch sie fort.
Am Freitag, 3.
Juli 2015, um 15.00 Uhr werden auch sie im Rahmen eines Gottesdienstes in der
kleinen Hauskapelle des St.-Josef-Altenheims verabschiedet. Fortan werden die Franziskanerinnen bei ihren
Mitschwestern in Drolshagen leben.
Bis zu diesem Tage sei es „eine schlimme Zeit“ für die vier Verbliebenen, sagt Schwester Hadwigis wehmütig im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“. Die Tränen schießen der alten Dame dabei in die Augen.
Die 86-jährige Ordensfrau hat die letzten 21 Jahre ihres Lebens in Wickede verbracht und ist vielen im Ort bekannt. Die Schwestern Mechthildis und Theresita sind ebenso lange im Josef-Altenheim zu Hause. Schwester Ingeborg ist seit zehn Jahren hier.
Auch, wenn es heißt: „Einen alten Baum verpflanzt man nicht!“ hat die Ordensleitung in Olpe wohl entschieden, dass die kleine Kommunität aus Wickede fort muss.
Das Bild des Ortes mit geprägt
In den letzten Jahrzehnten hätten die Franziskanerinnen das Bild von Wickede ganz wesentlich geprägt, schreibt Pfarrer Thomas Metten in den jüngsten Pfarrnachrichten der katholischen Kirchengemeinde in einem Dankeswort an die Schwestern.
Nach mehr als hundert Jahren nähmen die „Franziskanerinnen von der ewigen Anbetung“ aber nun Abschied von der Ruhrgemeinde. In ihren verschiedenen sozialen Einrichtungen hätten die Ordensfrauen den ihnen Anvertrauten stets „viel Liebe und Fürsorge“ gegeben.
Eine mehr als 100-jährige Geschichte in Wickede
ZUM HISTORISCHEN HINTERGRUND: In der
„Chronik des 20. Jahrhunderts“ für die Gemeinde Wickede (Ruhr) heißt es unter
dem 3. Juni 1902: „Vier Schwestern der ,Armen Franziskanerinnen von Olpe‘ kommen am
3. Juni 1902 nach Wickede und ziehen in die alte Kaplanei (heute:
Lange/Kampmann) gegenüber der katholischen Pfarrkirche ein. Noch im selben Jahr
eröffnen die Ordensfrauen in der benachbarten Gastwirtschaft Prünte (heute:
Klapp, Anmerkung der Redaktion) eine Nähschule und in der örtlichen
Schützenhalle eine Kinderbewahrschule, die allerdings nur zur Sommerzeit
geöffnet hat. Die Kinderschule im Schützenhaus ist der Vorläufer des späteren
St.-Josef-Kindergartens, der 1923 in das neu errichtete Katholische Vereinshaus
umzieht. Seit 1970/71 ist der St.- Josef-Kindergarten an der Friedhofstraße.
1903 errichten die Franziskanerinnen das St.-Josef-Haus an der Bergstraße
(heute: „Am Lehmacker“) – das erste Krankenhaus in Wickede. Am 30. Juni 1972
wird das Krankenhaus geschlossen, bereits im Juli desselben Jahres eröffnet man
hier das heutige Altenheim.“ – Und weiter: „Die Gemeinnützige Gesellschaft der
Franziskanerinnen zu Olpe mbH gibt 1995 die Trägerschaft des Altenheimes St.
Josef an der Bergstraße (heute: „Am Lehmacker“) an die neu gegründete Mutter-Theresia-Bonzel-Stiftung
ab.“
ANDREAS DUNKER für "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE"