Wickede und die „veränderte Wirklichkeit“ in einem Brief ans Nachrichtenmagazin „Focus“

22. Juni 2015

WICKEDE (RUHR) / MÜNCHEN. „Diebstahl, Vergewaltigung, Reibereien mit der Dorfjugend“ war am 10. Mai 2015 ein Beitrag im „Focus“ über die „Zentrale Unterbringungseinrichtung“ (ZUE) in Wimbern überschrieben. Der Beitrag sorgte in Wickede (Ruhr) für „Furore“, da er sehr offen und ehrlich Probleme mit einigen Bewohnern der „ZUE“ darstellte. Einige Vertreter der Gemeinde haben nun gegenüber dem „Focus“ dazu ihre Kritik geäußert. Das Nachrichtenmagazin reagiert.

Dass es in Wirklichkeit häufig anders sei, als dies in den abendlichen Fernsehnachrichten dargestellt wird, kritisierte der „Focus“ in seiner Ausgabe vom am 10. Mai 2015. – Immerhin ein Nachrichten-Magazin mit einer deutschlandweit verkauften Auflage von mehr als einer halben Million Exemplaren pro Woche.

In einer mehrteiligen Reportage unter dem Titel „Flucht ins Idyll“ berichtete das Nachrichten-Magazin aus dem Münchener Burda-Verlag auf sieben Seiten über die weltweite „Flüchtlingswelle“, die nunmehr auch in „Deutschlands Dörfern“ angekommen ist.

Schwarz auf weiß war in der Ausgabe über die Flüchtlinge aus Wimbern zu lesen: „In den Supermärkten sind sie gefürchtet. Der Aldi-Filialleiter schnappt täglich Ladendiebe.“ – Und Edeka-Markt-Chef Martin Hahn wurde zum Thema „Ladendiebstahl“ vom „Focus“ mit den Worten zitiert: „Dieses Delikt gab es schon immer. Aber wie geballt und dreist die (Flüchtlinge, Anm. der Red.) das betreiben, ist unglaublich.“

Focus-Reporter Gregor Dolak schrieb in seinem Text weiter: „Wie zum Beleg kommen vier junge Männer aus der ZUE in den Markt. Blick rechts. Blick links. Schokolade in die Jackentasche.“ – Der Focus-Reporter konnte die Dreistigkeit der Diebe also „live“ im Edeka beobachten. Menschen, die in Deutschland Asyl vor angeblicher Verfolgung in ihren Herkunftsländern suchen …

Beratung im kleinen Kreis

Diejenigen, die Missstände im Zusammenhang mit der „ZUE“ teilweise unter den Teppich kehren wollen, waren jedoch erbost über den Bericht, der ja „ausschließlich negative Ereignisse und Eindrücke“ aus Wickede (Ruhr) aufzählt. Zusammen mit Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) und einem als „Privatmann“ anwesenden Redakteur der örtlichen Tageszeitung „Soester Anzeiger“ berieten sie deshalb im kleinen Kreis über Reaktionsmöglichkeiten. – Heraus kam ein zweiseitiger Brief an die Chefredaktion und den Herausgeber des „Focus’“.

Die neuen sozialen Herausforderungen

In dem Brief der Gemeinde an das auflagenstarke Nachrichtenmagazin heißt es, dass der Beitrag von Focus-Reporter Dolak angeblich der Wickeder Wirklichkeit nicht gerecht werde.

Bemängelt wird in dem Schreiben weiterhin, dass „mit keiner Silbe“ erwähnt worden sei, dass man von vielen Stellen aus versuche „die neuen sozialen Herausforderungen“ zu bewältigen. Des weiteren heißt es, dass es „Probleme und Konflikte einschließlich Straftaten“ durchaus gab und gibt.

Wörtlich ist in dem Brief die Rede von einer „veränderten Wirklichkeit“, die unsere Gemeinde seit dem Frühjahr 2014 mit der Aufnahme von Flüchtlingen erlebe.

„Willkommenskultur“ und persönliches Engagement

Die ehrenamtlich und kommunalpolitisch tätigen Unterzeichner des Briefes kritisieren, dass die „Willkommenskultur“ und ihr persönliches Engagement für die Flüchtlinge vom „Focus“ nicht genug gewürdigt worden seien.

Diese „Sicht der Dinge“ stellt der „Focus“ in seiner nächsten Ausgabe am kommenden Samstag (27. Juni 2015) in einem kurzen Auszug aus dem zweiseitigen Schreiben auf der Leserbriefseite vor. – Dies erklärte am heutigen Montag (22. Juni 2015) die verantwortliche FOCUS-Redakteurin für Leserzuschriften auf Nachfrage von „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“.

Ob der „Focus“ dabei auch die Formulierung „veränderte Wirklichkeit“ aus dem Wickeder Brief übernimmt, bleibt abzuwarten. Denn ob man die Wirklichkeit verändern kann, ist fraglich …

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

ANZEIGE
ANZEIGE
REPRO: ANDREAS DUNKER
REPRO: ANDREAS DUNKER