Kontrolleure prüfen Bananen und Büstenhalter auf ihre Unbedenklichkeit

21. Juli 2015

KREIS SOEST. Was macht ein Lebensmittelkontrolleur in einem Optiker-Laden? Und warum kann sich unter den Waren-Proben des Kontrolleurs ein schwarzer Büstenhalter (BH) befinden? – „Unser Job beinhaltet mehr als die Kontrolle von Restaurants und Fleischereien“, erklären Raphael Funke und Stefan Risse. Sie sind Mitarbeiter des Kreises Soest und als Lebensmittelkontrolleure jeweils für zirka 500 Betriebe in der Hellweg-Region zuständig, die längst nicht alle mit Lebensmitteln zu tun haben.

Bei der Kontrolle eines Restaurants oder eines Discounters achten Funke und Risse auf eine Vielzahl von Kriterien: Funktioniert die Kühlung für die Fleischwaren richtig? Gibt es ein Ungeziefer-Problem? Werden regelmäßig Hygiene-Schulungen für die Angestellten des Betriebes durchgeführt?

Gute Nase und Augen für Details

Diese und weitere Checkpunkte haben die Lebensmittelkontrolleure im Kopf. Neben einem Auge für Details und den jeweiligen gesetzlichen Vorschriften und Richtlinien müssen die beiden in ihrem Beruf auch eine gute Nase haben: „Der Geruch in einem Kühlhaus kann bereits viel verraten. Man merkt schnell, ob in der kalten Luft ein modriger oder gammeliger Duft liegt. Eine Geruchsprobe allein reicht aber natürlich nicht aus“, so Risse.

Die „Fronten gewechselt

Der 44-Jährige kennt sich mit Lebensmitteln sehr gut aus, war er doch früher Küchenchef einer Großküche. Als Chefkoch erhielt er selbst regelmäßig Besuche von Lebensmittelkontrolleuren. 2009 wechselte Stefan Risse dann die Fronten und machte eine zweijährige Ausbildung zum Lebensmittelkontrolleur beim Kreis Soest und wurde vom Überprüften zum Prüfer.

Verdacht auf bedenkliche Färbemittel

„Wir kontrollieren aber nicht nur Lebensmittel“, betonen Risse und Funke. „Vielen ist nicht bewusst, dass wir auch Bedarfsgegenstände wie Pfannenwender, Kosmetik oder Brillen auf giftige oder bedenkliche Inhaltsstoffe kontrollieren. Sprich, es werden alle Gegenstände geprüft, die direkt mit der Haut oder mit Lebensmitteln in Kontakt kommen und mikrobiologische oder chemische Stoffe abgeben könnten“, so die Lebensmittelkontrolleure.

Es sei auch schon vorgekommen, dass sie in einem Bekleidungsgeschäft einen schwarzen Büstenhalter (BH) als Probe mitnehmen mussten, da der Verdacht bestand, dass bei der Herstellung ein bedenkliches Färbemittel verwendet wurde. Zwar sei eine solche Probe nicht unbedingt alltäglich, aber es komme durchaus vor.

Verbesserungen nach Kontrollen sind Erfolgserlebnisse

Raphael Funke und Stefan Risse mögen ihren Beruf. „Man weiß nie, was der Tag so bringt. Keiner will gerne kontrolliert werden, aber die meisten Geschäftsinhaber im Kreisgebiet sind entgegenkommend und freundlich“, erklärt Funke.

„Auch wenn wir etwas finden, ist es doch dann bei einer Nach- oder Folgekontrolle schön zu sehen, dass sich etwas im Betrieb verbessert hat“, ergänzt Stefan Risse.

Schankanlagen auf Schützenfesten unter die Lupe genommen

Eine Benotung der Geschäfte oder ihrer Waren im Sinne von „sehr gut“, „gut“, „befriedigend“  und so weiter geben die Lebensmittelkontrolleure aber nicht ab: „Wir sind ja schließlich nicht Stiftung Warentest“, scherzen die beiden.

Für sie steht die Gesundheit der Verbraucher im Fokus und damit auch die Wahrung der gesetzlichen Richtlinien für die jeweiligen Betriebszweige. So sind die Lebensmittelkontrolleure des Kreises auch auf den alljährlichen Schützenfesten in der Region anzutreffen, wo sie zum Beispiel Schankanlagen und Kioske unter die Lupe nehmen.

Besuchs-Intervalle je nach Risiko-Beurteilung

Wie oft ein Betrieb oder ein Geschäft kontrolliert wird, hängt zum großen Teil von der sogenannten Risiko-Beurteilung ab. Diese Beurteilung richtet sich einerseits nach den Produkten, andererseits danach, wie oft ein Betrieb bei Kontrollen negativ auffällig wurde.

Je höher die Risiko-Beurteilung, desto häufiger die Kontrollen. Da Eisdielen, Fleischereien oder auch Fischgeschäfte mit leicht verderblichen Produkten handeln, werden diese Betriebe häufiger kontrolliert.

Einrichtungen mit stärker gefährdeten Verbrauchergruppen

„Ein weiteres Kriterium ist, ob besonders gefährdete Verbrauchergruppen betroffen sein könnten, wie in Senioreneinrichtungen oder Kindergärten. Kleinkinder und ältere Personen sind, was ihr Immunsystem angeht, anfälliger für etwa Bakterien oder andere Krankheitserreger.

Daher werden Verteilerküchen von Kindergärten mit U3-Kindern häufiger kontrolliert“, erläutert Raphael Funke. (U3 = Kinder im Lebensalter unter drei Jahren, Anm. d. Red.)

Im Jahr 2014 mehr als 4.000 Kontrollen

3.753 Betriebe gibt es im Kreis Soest, die nach Bezirken auf sechs Lebensmittelkontrolleure aufgeteilt sind.

Im Jahr 2014 wurden 2.814 Betriebe (74,9 Prozent) kontrolliert. Da bei einigen Betrieben eine erneute Sichtung erfolgte, kamen die Lebensmittelkontrolleure des Kreises für das Jahr 2014 auf insgesamt 4.035 Kontrollen (2013: 3.845 Kontrollen).

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Ein prüfender Blick auf die Lüftungsanlage im Kühlraum gibt den Lebensmittelkontrolleuren Auskunft über die Wartung und Reinigung der Anlage. FOTO: JUDITH WEDDERWILLE / KREIS SOEST
Ein prüfender Blick auf die Lüftungsanlage im Kühlraum gibt den Lebensmittelkontrolleuren Auskunft über die Wartung und Reinigung der Anlage. FOTO: JUDITH WEDDERWILLE / KREIS SOEST