Land überrascht Gemeinde: Noch viel mehr Flüchtlinge für die ZUE in Wimbern

17. Juli 2015

WICKEDE (RUHR). Die dramatische Entwicklung beim Flüchtlingszustrom nach Deutschland zwingt die nordrhein-westfälische Landesregierung zu ungewöhnlichen Maßnahmen: Die Arnsberger Bezirksregierung will die Bettenzahl in der Wimberner Massenunterkunft für Asylbewerber binnen kürzester Zeit drastisch aufstocken.

Die Landesbehörde will die Zahl der Asylbewerber in der Gemeinde Wickede (Ruhr) offenbar fast verdoppeln. – Während die Massenunterkunft in Wimbern aktuell mit 480 Flüchtlingen belegt ist, soll die Zahl der Bewohner in der „Zentralen Unterbringungseinrichtung“ (ZUE) kurzfristig auf 800 bis 1.000 ansteigen, heißt es aus Insiderkreisen.

Bereits in den nächsten Tagen sollen mehr Flüchtlinge kommen

Die Bezirksregierung wolle die Zahl der Plätze für Asylbewerber im ehemaligen Marien-Krankenhaus „deutlich“ anheben, bestätigte am heutigen Freitag (17. Juli 2015) auch deren Pressesprecher Dr. Christian Chmel-Menges auf Nachfrage von „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“.

Im Gegensatz zu anders lautenden Aussagen aus der örtlichen Politik erklärte Chmel-Menges, dass man die Kapazitäten in Wimbern „sukzessive“ in den kommenden Wochen ausbauen wolle. Wickeder Kommunalpolitiker hatten hingegen im Gespräch mit unserer Redaktion durchblicken lassen, dass bereits in der kommenden Woche einige hundert weiterer Flüchtlinge in die Ruhrgemeinde kommen könnten.

Höhere Bettenkapazität gegen Obdachlosigkeit

Christian Chmel-Menges erklärte, dass die Bezirksregierungen auf Grund des nicht abreißenden Stroms an Menschen, die in Deutschland Asyl begehren, unbedingt mehr Bettenkapazitäten benötige. Sonst drohe den Flüchtlingen Obdachlosigkeit. Deshalb sei eine Kapazitätserweiterung an den vorhandenen Standorten wie in Wimbern zwingend erforderlich. Der Bedarf sei höher denn je.

In den vergangenen Tagen hatte es dazu wohl mehrere Gespräche zwischen Vertretern von Land, Bezirksregierung, Kreis, Gemeinde sowie „ZUE“ und Maltesern bezüglich zusätzlicher Plätze in Wimbern gegeben.

Aktuell 480 Flüchtlinge in Wimbern

ZUE-Einrichtungsleiter Marco Plümper erklärte heute gegenüber unserer Redaktion: „Wir sind voll bis oben hin!“ Auf Grund der noch nicht umgesetzten Brandschutzmaßnahmen in dem Gebäudekomplex nehme man derzeit allerdings auch nicht mehr als 480 Bewohner auf.

Betrieb ohne kompletten Brandschutz

Nachdem die Schaffung weiterer Schlafplätze für Flüchtlinge nunmehr aber zu einem brennend heißen Problem für die Verantwortlichen auf Landesebene geworden ist, denken diese offensichtlich sogar über den Betrieb von Massenunterkünften ohne komplett fertigen Brandschutz nach. – So zum Beispiel in der ZUE in Wimbern, wo noch nicht alle Baumaßnahmen abgeschlossen sind.

Die Bezirksregierung wolle sich deshalb offenbar über fehlende bauliche Brandschutzmaßnahmen im ehemaligen Marien-Krankenhaus und den Nebengebäuden hinwegsetzen, wird behauptet.

Wer im Schadensfall die Haftung trägt, ist bislang nicht bekannt. Die Kommune lehnt aber angeblich jegliche Verantwortung ab, wenn sie „par ordre du mufti“ – sprich von vorgesetzter Stelle durch die Landesregierung – dazu gezwungen wird, weitere Flüchtlinge aufzunehmen.

Mehr Flüchtlinge als Einheimische

Für das kleine Dorf Wimbern könnte es auf Dauer heißen, dass dort mehr Flüchtlinge als Einheimische wohnen. Ohne die Flüchtlinge und ohne die Nonnen im Heilig-Geist-Kloster (rund 100) zählt der Ortsteil der Gemeinde Wickede (Ruhr) aktuell zirka 700 Einwohner.

Bereits Anfang kommender Woche solle die Zahl der Flüchtlinge in der „ZUE“ auf rund 650 anwachsen, bestätigte Ortsvorsteher Edmund Schmidt (CDU), den man kurzfristig von der „Neuerung“ im ehemaligen Marien-Krankenhaus informierte.

Seit April 2014 mehr als 12.000 Neubürger beherbergt

Die Einrichtung in Wimbern steht seit April 2014 für die Unterbringung von Asylbewerbern zur Verfügung und hat – laut Angabe von Marco Plümper – inzwischen mehr als 12.000 Menschen beherbergt, die derzeit eine Verweildauer von nur wenigen Tagen in der ZUE haben .

In Nordrhein-Westfalen stehen aktuell insgesamt 20 weitere „Zentrale Unterbringungseinrichtungen“ und eine Station am internationalen Flugplatz in Düsseldorf zur vorläufigen Unterbringung der Flüchtlinge und weiteren Verteilung auf die Kommunen zur Verfügung.

Unterbringung von rund 5.000 neuen Flüchtlingen in NRW pro Monat

Zudem gibt es derzeit mehr als 20 Notunterkünfte. Letztere sind aufgrund der momentan exorbitant hohen Zugangszahlen von Asylsuchenden dringend erforderlich. Alleine in der 28. Kalenderwoche mussten 5.041 Flüchtlinge neu in NRW untergebracht werden – ein absoluter Höchststand in 2015.

Insgesamt verfügt das Land in den Erstaufnahmeeinrichtungen (EAE), Zentralen Unterbringungseinrichtungen (ZUE) und temporär genutzten Notunterkünften momentan über rund 15.000 Plätze. – Knapp tausend davon alleine im kleinen Dorf Wimbern.

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

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Neue Flüchtlinge an der ZUE in Wimbern FOTO: ANDREAS DUNKER
Neue Flüchtlinge an der ZUE in Wimbern FOTO: ANDREAS DUNKER