Eine absurde Forderung nach Jagdverbot um Wimberner Flüchtlingsunterkunft

27. Juli 2015

WIMBERN. „Jäger sollten immer Rücksicht auf ihre Umgebung nehmen“, meint Freiherr Franziskus von Ketteler. Als Besitzer des Waldes neben dem ehemaligen Marien-Krankenhaus in Wimbern zeigte sich der Baron von Höllinghofen allerdings sehr verwundert über einen Bericht der lokalen Tageszeitung „Soester Anzeiger“ vom Samstag (25. Juli 2015). Demzufolge sollen „Bündnis 90 / Die Grünen“ sowie der „Freundeskreis Menschen helfen Menschen“ eine Unterbindung des Jagdbetriebes rund um die Flüchtlingsunterkunft in Wimbern fordern.

„Wir möchten erst mal wissen, ob es überhaupt ein Problem gibt“, erklärte Franziskus von Ketteler am heutigen Montag (27. Juli 2015) im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“. Selbstverständlich wolle man durch die Jagd keine Menschen verängstigen – insbesondere keine durch Kriegserlebnisse traumatisierte Flüchtlinge. Allerdings seien ihm bislang noch gar keine diesbezüglichen Beschwerden zu Ohren gekommen, wenngleich seine Familie selbst den „Freundeskreis Menschen helfen Menschen“ unterstütze und eine gute Verbindung zur ZUE pflege, so von Ketteler.

Behördensprechern sind keine Vorfälle bekannt

Interessant in diesem Zusammenhang: Weder Pressesprecher Christoph Söbbeler von der Bezirksregierung Arnsberg noch Jürgen Schlautmann von der Gemeinde Wickede (Ruhr) sind bis heute irgendwelche Vorfälle bekannt, bei denen Flüchtlinge aus der ZUE auch nur angedeutet hätten, dass sie durch Jäger oder Schüsse nahe der Unterbringungseinrichtung verängstigt worden seien oder sich gar bedroht gefühlt hätten.

Und Sachbearbeiter Michael Erkens von der Unteren Jagdbehörde des Kreises Soest erfuhr erst durch den Zeitungsartikel im „Soester Anzeiger“ von der Forderung einer Einstellung der Jagd rund um die ZUE durch die Wickeder „Grünen“ und den „Freundeskreises“.

Kein Jagdverbot rund um die ZUE

Rechtlich sei die Jagd außerhalb des „befriedeten“ Besitzes der Flüchtlingsunterkunft nicht zu beanstanden, ist sich Erkens mit seiner Vorgesetzten Marianne Rennebaum einig.

Rennebaum hat aber mit Wimberns Ortsvorsteher Edmund Schmidt (CDU) gesprochen, dass eine Information an die ZUE wünschenswert wäre, wenn nebenan gejagt würde. Ein Jagdverbot rund um die ZUE hält die Kreisverwaltung aber nach heutiger Auskunft offenbar weder für wünschenswert noch für durchsetzbar.

Hege ist wichtig zur Regelung der Wildpopulation

Franziskus von Ketteler meint: „Der selbe Rechtstaat, der den Flüchtlingen wirksamen Schutz vor Verfolgung garantiert, regelt auch die Jagd effektiv.“

In dem Bereich um die ZUE dürfe schon heute nicht gejagt werden. Und wenn in der Nähe einmal geschossen würde, könne man dies wohl kaum als „Kriegshandlungen“ missverstehen.

Gesetzlich gäbe es sogar eine Verpflichtung zur Bejagung, um das Wachstum bestimmter Wildpopulationen in einem ausgewogenen Verhältnis zur übrigen Tierwelt und der Pflanzenwelt zu halten, betonte von Ketteler.

Jagdpächter versichern: In diesem Jahr noch keinen Schuss abgegeben

Jagdpächter des betroffenen Gebietes in Wimbern sind die Wickeder Bruno Bangemann und Detlef Ebert sowie der Enser Hubertus Uhl. Die beiden Wickeder Jäger zeigten sich noch erstaunter als Waldbesitzer von Ketteler. Denn: „Von uns dreien hat in diesem Jahr noch keiner in dem Revier geschossen“, versicherte Detlef Ebert am heutigen Montag (27. Juli 2015) im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“.

Und Bruno Bangemann konnte sich die Situation nur so erklären: „Wenn es überhaupt Schüsse gegeben hat, müssen diese von weiter weg gewesen sein.“ – Vielleicht habe man das kürzliche Vogelschießen des Schützenvereins „Ruhrtal“ in Warmen oder eine Jagd auf Fröndenberger oder Mendener Gebiet an der ZUE wahrgenommen, vermutet Bangemann. Bei entsprechender Windrichtung könne man den Knall von Gewehren von dort durchaus hören.

Keine Hinweise auf Schüsse

Fazit: Bis auf den Zeitungsbericht gibt es gar keine Hinweise auf mögliche Schüsse. Und: Von verängstigten Flüchtlingen ist weder Jägern noch Behördenvertretern etwas bekannt. – Lediglich vom Rauschen des Blätterwaldes im sprichwörtlichen „Sommerloch“, der nachrichtenarmen Zeit, war bei unserer Recherche heute mehrfach die Rede.

Statements von Grünen-Sprecher Lothar Kemmerzell sowie einem Vertreter des „Freundeskreises“ waren bis Redaktionsschluss nicht zu bekommen. Sie waren leider telefonisch nicht erreichbar.

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

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Der Wald um die ZUE in Wimbern
Der Wald um die ZUE in Wimbern