Wickeder Partnerschaft mit Polen feiert 2016 ihr zehnjähriges Bestehen

25. August 2015

WICKEDE (RUHR) / JEMIELNICA. Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) sieht die Kommune und die offiziellen Ansprechpartner des Freundeskreises zur Pflege der deutsch-polnischen Städtepartnerschaft als „Brückenbauer“. Sich auf den Weg machen, müssten sich die Bewohner der beiden Gemeinden aber schon selbst. Der regelmäßige Austausch zwischen Jemielnica und Wickede (Ruhr) könne keine bloße Veranstaltung der Bürgermeister sein, betonte Michalzik.

Und dies ist die Städtepartnerschaft auch nicht, wie sich am heutigen Dienstag (25. August 2015) im Rahmen eines Gesprächs mit Medienvertretern im Rathaus zeigte. Denn bereits vom 11. bis zum 14. September 2015 gibt es eine „Brückenschlag-Reise“ des Freundeskreises und der Kommune in die Partnergemeinde Jemielnica (früher: Himmelwitz) nach Polen.

Drei Dutzend Personen hätten sich für die Busfahrt in den mehr als 900 Kilometer entfernten Ort angemeldet, so Mitorganisator Erich Reineke.

Ein Stück europäischer Völkerverständigung

Die lange Reisezeit von über zwölf Stunden und die aufwändige Zeit für Übersetzungen ins Polnische oder ins Deutsche seien keine verschwendete Zeit. Denn der Austausch zwischen den Nationen trüge zur Völkerverständigung und zu einem friedlichen Miteinander in Europa bei.

Deutsch ist Zweitsprache in der Partnergemeinde

Für viele polnische Bürger in der Partnergemeinde Jemielnica (früher: Himmelwitz) ist Deutsch zudem keine wirkliche Fremdsprache – sondern eher eine zweite Muttersprache. Denn nach der politischen Wende und dem Ende des „Kalten Krieges“ zwischen Ost und West wurde Deutsch durch ein Minderheiten-Gesetz im Jahre 2005 sogar für einige polnische Kommunen wieder als zweite „Amtssprache“ (Hilfssprache) eingeführt.

In der Schule in Jemielnica können die Kinder wählen, ob sie neben Polnisch noch Englisch oder Deutsch lernen wollen. Früher war Russisch die Pflicht!

Jeden Sonntag ein katholischer Gottesdienst in deutscher Sprache

Wie die Delegation aus Jemielnica nach ihrem dreitägigen Kurzbesuch in Deutschland am heutigen Dienstag (25. August 2015) berichtete, werde in der polnischen Gemeinde noch jeden Sonntag eine katholische Messe auf Deutsch gelesen.

Auch in Wickede hatte die Gruppe mit dem neuen Bürgermeister Marcin Wycislo, Gemeinderat Rudolf Figura, den Lehrerinnen Grazyna Korczowska-Sonsala und Brygida Urbanczyk vom Nucius-Gymnasium sowie Tourismus-Beauftragter Magdalena Kinel zu Anfang ihrer Stippvisite einen Gottesdienst mit Taufe in der katholischen St.-Antonius-Kirche in Wickede besucht.

Zum Abschluss hatte der Wickeder Organist Eugen Oelmann dabei übrigens noch die polnische Nationalhymne auf der Kirchenorgel intoniert, wie Hermann Arndt als Sprecher des Freundeskreises „Jemielnica / Wickede (Ruhr)“ resümierte.

Rundflug über die Ruhrgemeinde war der Höhepunkt

Zusammen mit Ortsvorsteher Reiner Belz hatte die Gruppe aus Polen zudem das Dorf Echthausen erkundet, wo man im Gasthaus Schulte nächtigte.

In ihrem Rückblick schwärmten die Gäste der Gemeinde Wickede (Ruhr) unter anderem von dem Rundflug, dem man vom „Echthausener Flugplatz“ – dem Verkehrslandeplatz in Voßwinkel – in einer kleinen Maschine des Luftsportclubs (LSC) Arnsberg unternommen hatte.

Bürgermeister Dr. Martin Michalzik wollte den Besuchern dadurch die vielfältige topografische Lage der Gemeinde Wickede (Ruhr) verdeutlichen, deren Territorium von der flachen Hellweg-Börde in Schlückingen über den Haarstrang und das Ruhrtal bis hin zu den Mittelgebirgsausläufern des Sauerlandes in Echthausen reicht.

Polnischer Bürgermeister beeindruckt von deutscher Ordnung und Sauberkeit

Im heutigen Pressegespräch zeigte sich der polnische Bürgermeister Marcin Wycislo übrigens besonders beeindruckt von der deutschen Ordnung und Sauberkeit. Zudem war er recht angetan von der Städtebauplanung in Wickede.

Wenngleich es sich um eine Industriegemeinde handele, würde Wickede doch nicht negativ durch die Produktionsunternehmen in ihrem Erscheinungsbild geprägt, meinte Wycislo. Vielmehr seien die Wohnsiedlungen gut von den Gewerbegebieten getrennt.

Wickede (Ruhr) sei zudem touristisch wirklich sehr schön, lobte der polnische Delegationsleiter.

Ideen aus Wickeder Schule sollen in Polen aufgegriffen werden

Direktorin Grazyna Korczowska-Sonsala vom polnischen Nucius-Gymnasium und ihre Kollegin Brygida Urbanczyk sowie die studierte Pädagogin Magdalena Kinel vom Tourismus-Büro in Jemielnica waren hingegen von der Sekundar-Schule fasziniert. Man werde sicherlich einige Ideen aus der Wickeder Schule in Polen aufgreifen, hieß es.

Eine multi-kulturelle Gesellschaft wie in Deutschland kennt man in Polen nicht

Der polnische Bürgermeister Marcin Wycislo zeigte sich rückblickend auch von der Massenunterkunft für Flüchtlinge in Wimbern sowie dem ehrenamtlichen Engagement der Wickeder Bürger beeindruckt.

In Jemielnica gäbe es noch nicht einmal ein Dutzend Migranten, erklärte ein Sprecher der polnischen Delegation. In ganz Polen verzeichne man nur wenige tausend Flüchtlinge. Diese würden dezentral untergebracht, um so besser integriert zu werden, erklärte der Bürgermeister aus Jemielnica. Eine multi-kulturelle Gesellschaft wie in Deutschland kenne man im katholisch geprägten Polen nicht.

Polen ist bekanntlich eines der Länder, die gegen eine Quotenregelung sind, nach der Flüchtlinge europaweit gerecht in den EU-Mitgliedsstaaten verteilt werden sollen. Polen möchte nur bestimmten Flüchtlingen helfen. Denn laut einem Meinungsforschungsinstitut sind mehr als die Hälfte der Polen negativ gegenüber Muslimen eingestellt. In Deutschland liegt dieser Wert weit unter der Hälfte davon. Der osteuropäische Staat beherbergt kaum muslimische und farbige Flüchtlinge. In der polnischen Gesellschaft herrscht Angst vor dem islamistischen Terrorismus.

Ob sich Polen aber auf Dauer der weiteren Aufnahme von Flüchtlingen verschließen könne, vermochte Bürgermeister Marcin Wycislo nicht vorauszusagen. Er zeigte sich jedenfalls sehr erstaunt über die große Hilfe für die Asylsuchenden in Wimbern.

Partnerschaft feiert 2016 ihr zehnjähriges Bestehen

Im kommenden Jahr feiert die deutsch-polnische Partnerschaft zwischen Jemielnica und Wickede (Ruhr) übrigens ihr zehnjähriges Bestehen.

Bürgermeister Michalzik hat dazu bereits ein Logo mit den Wappen der beiden Orte sowie den deutschen und polnischen Nationalfarben und der blauen Europa-Fahne mit dem Sternenkranz entworfen.

Ein neues Zeichen zur Bekräftigung der Gemeindepartnerschaft, die am 12. Mai 2006 im Wickeder Bürgerhaus vom damaligen Bürgermeister Jakob Martens und seinem polnischen Pendant Joachim Jelito in einem Vertrag offiziell „besiegelt“ wurde.

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“


Weitere Informationen zu der Partnergemeinde:

http://www.wickede.de/dokumente/Jemielnica_-_aktuelle_Information_2015_Jan_1.pdf

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Erich Reineke, Grazyna Korczowska-Sonsala, Hermann Arndt, Brygida Urbanczyk, Rudolf Figura, die Bürgermeister Dr. Martin Michalzik und Marcin Wycislo sowie Magdalena Kinel (von links) FOTO: ANDREAS DUNKER
Erich Reineke, Grazyna Korczowska-Sonsala, Hermann Arndt, Brygida Urbanczyk, Rudolf Figura, die Bürgermeister Dr. Martin Michalzik und Marcin Wycislo sowie Magdalena Kinel (von links) FOTO: ANDREAS DUNKER
Eintrag ins "Goldene Buch" der Gemeinde Wickede (Ruhr) FOTO: ANDREAS DUNKER
Eintrag ins "Goldene Buch" der Gemeinde Wickede (Ruhr) FOTO: ANDREAS DUNKER