Flugzeugabsturz mit fünf Toten steht im juristischen Fokus

28. August 2015

WICKEDE (RUHR) / ARNSBERG. Zwei Jahre nachdem für fünf Personen tödlichen Flugzeugabsturz in den Ruhrwiesen an der Ortsgrenze zwischen Wickede und Fröndenberg rückt der Fall erneut in den Fokus der Öffentlichkeit. Denn am heutigen Freitag (28. August 2015) saß der Sohn des verantwortlichen Piloten als Erbe und somit Rechtsnachfolger seines verstorbenen Vaters gleich in drei Prozessen hintereinander auf der Anklagebank vor einer Zivilkammer des Arnsberger Landgerichtes.

In zwei Verhandlungen verklagte der Arnsberger Thomas Ebel (43) den hinterbliebenen Sohn auf die Übernahme der Beerdigungskosten seiner verstorbenen Verwandten, die als Passagiere von dem beim Absturz ebenfalls umgekommenen Piloten befördert wurden.

Thomas Ebel verlor vier Angehörige

Der Arnsberger Thomas Ebel verlor durch den Flugzeugabsturz seine 72-jährige Mutter Elisabeth, seine 34-jährige Ehefrau Tanja und seinen fünfjährigen Sohn Justus. Desweiteren kamen sein Neffe Moritz Nies (15), der Sohn seiner Schwester, und der verantwortliche Pilot Theo W. aus Arnsberg ums Leben.

Wie durch ein Wunder: drei Kinder überlebten

Drei weitere Kinder der Familie Ebel überlebten den Absturz am 27. August 2013 wie durch ein Wunder: der damals 4-jährige Conrad und die damals erst 16 Monate alte Maya (Kinder von Thomas Ebel und seiner beim Absturz ums Leben gekommenen Ehefrau Tanja) sowie deren etwas älterer Cousine. Dabei handelt es sich um die damals 7-jährige Samy, einer Tochter des Bruders von Thomas Ebel.

Kleinkind ist schwer behindert

Während es den Kindern Samy (9) und Conrad (6) heute wieder so gut geht, dass sie nicht mehr in ärztlicher Behandlung oder Therapie sind, hat sich das beim Flugzeugabsturz schwerstverletzte Kleinkind nicht wieder richtig von dem schrecklichen Unfall erholt.

Die heute dreijährige Maya hat schwerste Gehirnschädigungen von dem Aufprall des Fliegers am Boden davongetragen. Das schwer behinderte Kind leidet unter halbseitigen Lähmungen und kann nur mit Unterstützung einer speziellen Integrationskraft in einem normalen Kinderhort betreut werden.

In den nächsten Jahren sehen die behandelnden Mediziner weitere Operationen bei Maya als notwendig an. Die tatsächlichen Folgeschäden könne man noch gar nicht absehen, erklärte Vater Thomas Ebel am heutigen Freitag (28. August 2015) im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“. Sein Kind habe einen Behindertenausweis mit dem Vermerk „80 Prozent“. Welche Betreuung und Pflege es in späteren Jahren noch benötige, könne man nicht prognostizieren.

Vier verstorbene Familienmitglieder

Thomas Ebel als Hinterbliebener der vier verstorbenen Familienmitglieder verfolgt noch weitere juristische Klagen gegen den hinterbliebenen Sohn des Unglückspiloten, der durch den Tod seines Vaters zum Vollwaisen wurde und selbst ein Opfer ist.

Da der junge Mann das Erbe seines Vaters angenommen hat, steht er juristisch allerdings in der Pflicht. Und die Familie Ebel sieht keine Chance direkt von der Haftplfichtversicherung des Piloten entsprechende Kosten und Folgekosten einzuklagen.

Neben Schmerzensgeld für die Hinterbliebenen und die schwerstverletzten Familienmitglieder geht es Thomas Ebel vor allem um die finanzielle Versorgung seiner seit dem Unfall behinderten Tochter Maya, die eventuell eine lebenslange Betreuung und Pflege benötigt.

Deshalb geht Ebel den juristischen Weg, um seine kleine Tochter wenigstens finanziell für das erlittene Leid und die daraus resultierenden Folgen im Erwachsenenleben zu entschädigen.

Gericht verurteilte Erben des Unglückspiloten zur Erstattung der Beerdigungskosten

Die drei Berufsrichter der Zivilkammer am Arnsberger Landgericht sahen heute jedenfalls die vorgetragenen Forderungen auf Erstattung der Beerdigungskosten für die Angehörigen der Familie Ebel als völlig gerechtfertigt an und verurteilten den Sohn des Piloten zur Zahlung.

Dies ergäbe sich so aus dem Luftverkehrsgesetz, erklärte ein Sprecher des Gerichtes.

Urteil zur Erstattung der Halbwaisenrente wird erst später verkündet

In einem weiteren Prozess ging es heute um die Erstattung der gezahlten Halbwaisenrente für die hinterbliebenen Kinder an die Deutsche Rentenversicherung. Hierzu gab es allerdings noch kein Urteil.

Das Gericht hat dazu einen sogenannten Verkündigstermin für den 18. September 2015 angesetzt.

BFU-Abschlussbericht fehlt noch

Mehr als zwei Jahre nach dem schrecklichen Ereignis liegt übrigens immer noch kein abschließender Bericht der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) aus Braunschweig vor.

Auch konnte die BFU gestern noch keinen Zeitpunkt für eine entsprechende Veröffentlichung im Gespräch mit "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE" benennen.

Ein Strafermittlungsverfahren der Arnsberger Staatsanwaltschaft wurde längst eingestellt, da der Pilot, der als fahrlässiger oder grobfahrlässiger Verursacher des Flugzeugabsturzes in Betracht kommen könnte, ja bei der Havarie selbst ums Leben gekommen ist.

Als Ursache für das Unglück vermuten Experten wohl Spritmangel der Maschine.

An der Bergung der schwerstverletzten Kinder und der Toten waren Wickeder Rettungskräfte der Freiwilligen Feuerwehr maßgeblich beteiligt.

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

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Das völlig zerstörte Motorflugzeug in den Ruhrwiesen zwischen Wickede und Fröndenberg ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Das völlig zerstörte Motorflugzeug in den Ruhrwiesen zwischen Wickede und Fröndenberg ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Die BFU hat immer noch keinen abschließenden Bericht vorgelegt. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Die BFU hat immer noch keinen abschließenden Bericht vorgelegt. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Wie durch ein Wunder: drei kleine Kinder überlebten den Flugzeugabsturz ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Wie durch ein Wunder: drei kleine Kinder überlebten den Flugzeugabsturz ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER