Wimberns „Bolzplatz-Affäre“ und die Facebook-Beiträge des Freundeskreises für Flüchtlinge

14. September 2015

WIMBERN. „Es kann ja wohl nicht angehen, dass ein öffentlicher Bolzplatz unbenutzbar gemacht wird, weil dort Mitbürger (gemeint sind die Flüchtlinge, Anm. d. Red.) aus Wimbern Fußball spielen“, wetterte Wickedes Grünen-Ratsherr Lothar Kemmerzell am gestrigen Sonntag (13. September 2015) in einer Diskussion auf der Facebook-Seite des „Freundeskreises Menschen helfen Menschen Wickede (Ruhr)“. Und Kemmerzell kündigt direkt an, dass seine Fraktion „Bündnis ’90 / Die Grünen“ in dieser Woche im „Bauausschuss“ von der Gemeinde eine Erklärung einfordern werde.

„Warum wurde gerade jetzt umgepflügt, die Fußballsaison ist gerade mal auf Touren?“ fragt Heinz Vihrog, der Sprecher der Gruppe „Menschen helfen Menschen Wickede (Ruhr)“, argwöhnisch. – Und sein Vorstandskollege Martin Schemm postet: „Ein Schelm, der Böses dabei denkt.“

Vihrog – offenbar von kriminalistischem Spürsinn beseelt – teilt den Mitgliedern der Facebook-Gruppe noch gleich mit: „Nach den Reifenabdrücken zu urteilen hat ein großer und schwerer Trecker den Bolzplatz ,hergerichtet‘!“ – Er scheint den „Tätern“, die den Flüchtlingen aus der „Zentralen Unterbringungseinrichtung“ (ZUE) das Fußballspiel auf dem öffentlichen Bolzplatz der Kommune scheinbar unmöglich machen wollen, also schon auf der Spur zu sein …

Schmidt und Scharlipp klären auf

Die Redaktion von „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ hat dagegen einfach mal kurz mit Wimberns Ortsvorsteher Edmund Schmidt (CDU) gesprochen. Ihm ist der „Fall“ durchaus bekannt: Bereits seit zwei Jahren plane man eine Sanierung des holprigen Platzes, so Schmidt. Seit einem Jahr sei das Projekt konkreter geworden und die Wimberner Freizeit-Sport-Gemeinschaft (FSG) habe bei der Maßnahme zusammen mit der Gemeinde die Federführung übernommen. Als Ansprechpartner fungiere FSG-Vorsitzender Michael Scharlipp.

Scharlipp berichtet im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ dann, dass die FSG bei der Sanierung des Fußballfeldes die finanzschwache Kommune unterstütze, die Pächter der Fläche sei.

Finanzielles und ehrenamtliches Engagement

Neben einiger Eigenleistung bei der Instandsetzung des Fußballfeldes übernehme der Wimberner Verein als bisheriger Hauptnutzer des Bolzplatzes auch die Kosten in Höhe von rund 2.000 Euro für eine Fremdfirma,  die die bucklige Rasenfläche mit einer Kreiselegge „umgepflügt“ habe. Sobald Grashalme und Wurzelwerk „verrottet“ seien, werde man dieses mit ehrenamtlichen Helfern abharken. Dann käme der Gartengestalter nochmals mit einer Umkehrfräse und werde die Fläche anschließend neu einsäen. Bis ins kommende Jahr müsse der Rasen dann wachsen und dürfe nicht betreten werden.

„Sauerländer Höhlenbären brummen nur, reden nicht.“

Mit subtilen Andeutungen über mögliche fremdenfeindliche Hintergründe oder einen Racheakt von Wimberner Dorfbewohnern ist es auf der Facebook-Seite des „Freundeskreises Menschen helfen Menschen Wickede (Ruhr)“ aber noch nicht genug.

Auf die Frage einer Annette-Mina Schrick, warum die Wimberner Fußballspieler denn die Flüchtlinge nicht einfach mal ansprechen und zu einem gemeinsamen Match einladen würden, erklärt Cornelia Pankau: „Sauerländer Höhlenbären brummen nur, reden nicht.“

„Bolzplatz-Affäre“ und „Revier-Streitigkeiten“

Und berechtigte Beschwerden von Wimberner Eltern bei der Gemeinde, dass erwachsene Flüchtlinge ihre Kinder vom Bolzplatz verdrängt hätten, tut Heinz Vihrog mit „Revier-Streitigkeiten“ ab. – Gleichzeitig bauscht Vihrog die Geschichte aber verbal in seinem Facebook-Beitrag als „Bolzplatz-Affäre“ auf.

Da wird auch nix umgepflügt"

Und der weitere Vorstandssprecher Martin Schemm erklärt in einem zusätzlichen Facebook-Beitrag auf der Freundeskreis-Seite: „Wenn jemand gerne Fussball mit den Bewohnern des Flüchtlingswohnheims auf dem Wohnheim-Bolzplatz  spielen möchte (private Kleingruppen als auch Vereinsgruppen), so kann dies über die Ehrenamtsbeauftragte Frau Hüttenbrink erfragt werden.“ Zudem fügt Schemm noch ironisch hinzu: „Auch Wimberaner sind willkommen. Da wird auch nix umgepflügt.“

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

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Der "umgepflügte" Bolzplatz-Rasen in Wimbern am gestrigen Sonntag FOTO: ANDREAS DUNKER
Der "umgepflügte" Bolzplatz-Rasen in Wimbern am gestrigen Sonntag FOTO: ANDREAS DUNKER