Eine bittere Pille: Wie sich die Demografie auf Wasserqualität und Abwassergebühren auswirkt

22. September 2015

WICKEDE (RUHR) / ESSEN. Die Gemeinde Wickede (Ruhr) hofft für die kommenden Jahre auf „relativ stabile Kosten für die Abwasserreinigung“. Dies geht aus einer Mitteilung an die Medien vom heutigen Dienstag (22. September 2015) hervor. Darin erklärt Bürgermeister Dr. Martin Michalzik, dass sich diese Entwicklung aus Gesprächen zwischen der Leitung des Ruhrverbandes und den Bürgermeistern aus den Ruhr- und Möhnekommunen zwischen Schwerte und Warstein abzeichne.

Rund 1,1 Millionen Euro seien aktuell in jedem Jahr aus dem Gebührenhaushalt der Gemeinde Wickede (Ruhr) für die Reinigung der privaten und industriellen Abwässer zu zahlen, erklärte Michalzik im Vorfeld der anstehenden Jahresversammlung des Ruhrverbandes am 4. Dezember 2015 in Essen.

Wickeder Kläranlage ist auf gutem Stand

Die Kläranlage am Wickeder Ruhrufer sei derzeit insgesamt leistungsfähig genug, die Abwässer der Kommune auf dem Stand der Technik zu reinigen. Engpässe gäbe es nur bei industriellen Einleitungen einzelner Stoffe, beispielsweise aus der Oberflächenbehandlung, auf die heimische Industriebetriebe mit umweltschützenden Reinigungsmaßnahmen im Werk und zusätzlichen Entsorgungswegen per Lkw-Abtransport reagiere, heißt es in der Presse-Information der Gemeinde.

Bürgermeister und Ruhrverband befürchten erhebliche neue Investitionen und einen Gebührensprung

Sorgen bereiten den Bürgermeistern und dem Ruhrverband jedoch Pläne der NRW-Landesregierung, zusätzliche Vorschriften für die Abwasserreinigung einzuführen, die weit über sonst in Deutschland und Europa üblichen Standards liegen.

Die „vierte Reinigungsstufe“, die auch kaum meßbare Mengen nicht-natürlicher Stoffe erkennen und herausfiltern soll, würde erhebliche neue Investitionen und einen Gebührensprung erfordern.

Dabei sind seit der Jahrtausendwende vom Ruhrverband bereits mehr als 1 Milliarde Euro in Kläranlagen investiert worden, für die noch Schuldendienst zu leisten ist.

Ursachenbekämpfung nicht erst am Ende der Kette

„Es ist ohne Zweifel richtig, die Gewässer vor nachteiligen Folgen der Industriegesellschaft zu schützen“, sind Professor Dr.-Ing. Harro Bode als Vorstandsvorsitzender des Ruhrverbandes und und der Wickeder Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) als ehemaliger Abteilungsleiter im NRW-Umweltministerium einig.

Der bessere Weg zum Ziel setze am Anfang der Verursachungskette der Wasserverschmutzung an. Die Kläranlagen hingegen seien das letzte Glied in der Kette.

Medikamente nicht ins Abwasser sondern in den Abfall geben

Insbesondere sei es wichtig, dass mehr Aufklärungsarbeit geleistet würde, wie schädlich das „Wegspülen“ von Medikamenten durch Toiletten oder andere Abflüsse sei. Es sei dringend notwendig, dass die Bürger darauf verzichteten.

Alte Tabletten oder flüssige Arzneimittel gehörten in den Hausmüll, dessen Reste nach der Sortierung verbrannt würden, erklärten Bode und Michalzik gemeinsam.

Demografischer Wandel sorgt für größeren Arzneimittel-Bedarf

Gerade mit einer zunehmenden Zahl älterer Menschen und einer damit steigenden Arzneimittel-Menge sei das bedeutsam. Dies beträfe auch die Gemeinde Wickede (Ruhr) in der es auch einen demografischen Wandel hin zu immer mehr Senioren gäbe.

Wirkstoffe aus Arzneien, die über das Abwasser der Haushalte in die Gewässer gelangten, blieben aktuell für Menschen weit unterhalb aller Risikogrenze. Aber langfristig könnten diese Stoffe bedenkliche Veränderungen bei Fischen und anderen im Wasser lebenden Organismen bewirken.

ANDREAS DUNKER für "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE"


ANZEIGE
ANZEIGE
Professor Dr.-Ing. Harro Bode FOTO: ANDREAS DUNKER
Professor Dr.-Ing. Harro Bode FOTO: ANDREAS DUNKER
Bürgermeister Dr. Martin Michalzik FOTO: ANDREAS DUNKER
Bürgermeister Dr. Martin Michalzik FOTO: ANDREAS DUNKER